Sich selbst im Wege stehen

In den letzten Artikeln habe ich mich mit verhaltensökonomischen Ansätzen befasst, und mit der Frage, ob eine offene Innovationskultur sinnvoll ist. Um noch besser die Wirkmechanismen zu verstehen, die hinter solchen ökonomischen Entscheidungen stehen, spreche ich heute über Emotionen generell, und die Art und Weise, wie sie unser (unternehmerisches) Handeln bestimmen können.

Wie uns Emotionen im Weg stehen

In der täglichen Praxis läßt sich häufig beobachten, dass manche wichtige Entscheidung relativ kurzsichtig gefällt wird. Auch scheint vielen Unternehmen der lange Atem zu fehlen, ein innovatives Produkt wirklich reifen zu lassen.

Nach meiner persönlichen Erfahrung agieren manche Unternehmen zu kurzfristig, zu quartalsbezogen, und oft auch zu einseitig (kopf- oder bauchbetont). Dabei kommen dann oft Projekte und Produkte heraus, die unfertig wirken, oder, die mehrfach nachgebessert werden müssen, weil man erst nach und nach die eigentlichen Anforderungen versteht. Oder, es entstehen Produkte, nur weil ein besonders wichtiger Kunde, eine besonders wichtige Anforderung hatte – Sie kennen das sicher auch.

Heiko Schwardtmann schreibt in seinem → Cocoon-Blog zu den Themen Führungsverhalten, Selbstcoaching und Selbsthypnose. In seinem Artikel → Wie uns Emotionen im Weg stehen las ich folgende Statements, dass sich sehr gut auch auf die betriebliche Wirklichkeit eines Produktmanagements übertragen läßt:

Alles oder nichts, und alles am besten sofort. Das Verlangen nach sofortigem Erfolg bzw. bestimmten Ergebnissen führt zu einem nicht vereinbaren Bild mit der eher längerfristigen Natur der Dinge in der wirklichen Welt. Sofortiger Erfolg ohne das zeitlich intensive Investment in die Grundlagen… wie soll das funktionieren? Keiner hat sofort Erfolg mit etwas das gerade begonnen wird. Häufig stellt sich ein gewünschtes Ergebnis erst nach ein bisschen (oder auch ein bisschen mehr) Zeit ein. Anstatt mit einer Sache durchzuhalten ist man zu ungeduldig die Entwicklung abzuwarten. Das Ergebnis: Man steht mit leeren Händen da. Und einer Menge Frustration…“… „….Emotionale Beurteilung ist selten nützlich und verursacht häufig unnötigen (und vor allem vermeidbaren) Kummer und Ärger. Die Lösung liegt auf der Hand: Die Dinge sehen wie sie sind.“

Was braucht man dafür?

Meiner Meinung nach benötigt eine Produktmanagementorganisation die folgenden Merkmale, um damit umgehen zu können:

  • Eine Organisation, die sich genug Zeit nehmen kann, um Kundenanforderungen zu verstehen, z.B. indem man der freien, ungerichteten Forschung ausreichend Kapazitäten widmet.
  • Die Denke, dass nicht jeder Projektvorschlag auch unbedingt ein Produkt werden muss – Prototypen und Mock-Ups reichen oft aus, um die Chancen eines Produktes so zu verstehen, dass man es ggfs eben nicht entwickelt, weil es chancenlos wäre.
  • Ein ausreichendes Standing, um sicherstellen zu können, dass eben nicht die Anforderung des lautesten Kunden gewinnt.
  • Kundenbedarfe erforschen, erforschen, erforschen.

Weiterführende Informationen

Das Original dieses Artikels ist auf Der Produktmanager erschienen (©Andreas Rudolph). Regelmäßige Artikel gibt es über die (→Mailingliste), oder indem Sie →mir auf Twitter folgen. In der Online Version finden Sie hier die versprochenen weiterführenden Links:

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