Am Wochenende hatte ich die Gelegenheit, ein Elektrofahrzeug auszuprobieren. Soweit ich gesehen habe, beurteilen viele Leute diese Fahrzeuge so wie ich. Dies zeigt auch das Studium der relevanten Forschungsergebnisse.
In dem Kontext des Blogs hier ist interessant, daß man mit diesem Material einen relativ guten Eindruck vom das Zusammenspiel zwischen Markt und Technik erhält. Dieses Wissen ist ja gut übertragbar.
Die Elektromobilität zählt zu den strategischen Kernthemen der Bundesrepublik Deutschland, und man beabsichtigt, die Nutzung dieser Fahrzeuge bis 2020 signifikant zu steigern.
Um dieses Ziel zu erreichen, arbeiten hochrangige Forschungsgruppen am Thema und es ist eine Nationale Plattform Elektromobilität eingerichtet, die direkt an der Regierung hängt (siehe Artikelverweise in „weiterführende Informationen„).
Ich habe am Wochenende leihweise ein reines Elektrofahrzeug der Mercedes Benz A-Klasse ausprobiert, und kenne auch die benzinbetriebenen Fahrzeuge dieser Modellreihe. Da Elektrofahrzeuge oft Kleinwagen sind, war dies sogar ein recht großes Fahrzeug in diesem Segment.
Der Fahreindruck war sehr gut. Trotz des höheren Gewichtes hat das Fahrzeug sehr gut beschleunigt (ein Systemmerkmal des Elektroantriebs), und hat im Stadtverkehr sehr viel Fahrspaß bereitet. Zudem fiel direkt auf, wie leise das Fahrzeug im Innenraum ist – fast wie ein Fahrzeug der mobilen Oberklasse. Alleine extern waren Rollgeräusche zu hören, und dies wohl auch, damit Passanten das Fahrzeug wahrnehmen.
Die Reichweite betrug ca 180 bis 200 Km, und da ich nur im Nahverkehr gefahren bin, konnte ich das Fahrzeug nachts wieder aufladen. Nicht nur das: Das Fahrzeug erzeugt im Bergverkehr oder im Rollbetrieb seinen eigenen Strom d.h es läd sich teilweise im Fahrbetrieb von selbst auf.
Das Anschliessen an die Ladestation war einfach und in kurzer Zeit erledigt. Die Kabel führt man im Kofferraum mit – dort wo normalerweise der Tank ist. Unterwegs findet man Ladestationen, die sogar teilweise kostenlos Strom abgeben, und man könnte so auch an beliebigen Orten günstig „tanken“.
Mein Fazit dieser Probefahrt ist: Rein technisch ein sehr attraktives Fahrzeug und Fahrzeugkonzept. Um den höheren Preis des Fahrzeuges richtig zu bewerten, müßte man fairerweise die Betriebskosten berücksichtigen, was ich nicht getan habe.
Das einzige Manko ist vielleicht die doch sehr beschränkte Reichweite von ca 200 km bei einer langen Ladezeit, was es nahezu unmöglich macht, auch einmal längere Strecken zu fahren. Genau dies (Preis und Reichweite), sind wohl momentan die wichtigsten Gründe, warum die flächendeckende Einführung der Fahrzeuge so kompliziert ist.
Das „Forum Elektromobilität e.V. (Verweis, siehe weiter unten) führt den Leser recht umfassend in das Thema ein. Dort wird schnell ersichtlich, daß die Kosten und die Reichweite ebenfalls in der Forschung einen großen Raum einnehmen.
Beispielsweise forscht man derzeit intensiv in Sachen alternative Fahrzeugkonzepte und in Richtung Energiespeichertechnik. Dabei steht die Effizienz sehr weit im Vordergrund.
Wie man am Beispiel der Batterien sehen kann, konkurrieren hier mehrere Systeme, und sind auch noch nicht alle offenen Fragen geklärt, wobei die Akzeptanz im Markt unmittelbar von der Speicherfähigkeit der Batterien abhängt.
Eine weitere Dimension ist die Sicherheit, wie man folgendem Zitat entnehmen kann:
„In Fahrzeugen sind die Sicherheitsanforderungen, Zuverlässigkeit, Langlebigkeit und nicht zuletzt das elektrische Anforderungsprofil an das Batteriesystem sehr hoch. Die Beherrschung des erforderlichen Energieinhaltes und Leistung unter extremen Umgebungseinflüssen erfordert eine deutlich verbesserte Sicherheit der Batterien nicht nur auf der Ebene der Batteriechemie sondern auch des Batteriesystems. Dazu werden das Batteriemanagement, Kühlsystem sowie die Aufbau- und Verbindungstechnik weiter entwickelt.“
Die Studie „Markthochlaufszenarien für Elektrofahrzeuge“, die man dort ebenfalls erhält, behandelt die marktseitigen Akzeptanzkriterien. Diese Studie kommt zum Ergebnis, daß die Infrastruktur, Kaufanreize und Informationen wichtig sind, um das Thema positiv aufzuladen. Dort kann man allerdings auch lesen, daß niedrige Ölpreise das Projekt in Frage stellen können.
E-Fahrzeuge sind im Prinzip technisch sehr sinnvoll, z.B. weil der Wirkungsgrad sehr hoch ist – nicht umsonst begann der Siegeszug der Automobile elektrisch, bis dieser Antrieb dann von den Verbrennungsmotoren verdrängt wurde.
Was die Nutzbarkeit angeht, erreicht die Technologien noch nicht in allen Dimensionen den Stand der Verbrennungsmotoren heran (z.B. Reichweite), was die praktische Verwendbarkeit einschränkt. Auf der anderen Seite sind die Fahrzeuge teurer, als vergleichbare Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren.
Damit ist diese Fahrzeuggattung sehr gut vergleichbar mit einem radikalen Innovationsprojekt (disruptive Innovation), und so schliesst sich der Kreis zu den Kernthemen hier.
Das Original dieses Artikels ist auf →Der Produktmanager erschienen (©Andreas Rudolph). Folgeartikel zum Thema gibt es über die (→Mailingliste), oder indem Sie →mir auf Twitter folgen.
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