Unter dem Titel „Disruption and Innovation“ hat Roger Cicala einen längeren Artikel zum Thema „unterbrechende Innovation“ (disruptive Innovation) geschrieben.
Er bezieht sich hierbei auf die Entwicklungen in der Fototechnik, und zeigt hierzu auch einige Fotos von historisch interessanten Geräten. Sein Artikel ist deshalb in zweifacher Hinsicht interessant – aus Sicht des Themas und aus Sicht der Fotohistorie.
Wie immer finden Sie alle weiterführenden Artikel am Ende meines Beitrags, und so auch den erwähnten Beitrag.
Clayton Christensen hat den Begriff der „disruptiven Innovation“ geprägt, und zudem die Gesetzmäßigkeiten dahinter erforscht. Es ist daher eine gute Idee, mit der ursprünglichen Definition des Erfinders zu beginnen.
In seinem (anliegenden) Artikel „Disruptive Innovation“ erklärt Christensen den Begriff, u.a. mit folgenden Worten:
„An innovation that is disruptive allows a whole new population of consumers at the bottom of a market access to a product or service that was historically only accessible to consumers with a lot of money or a lot of skill.“
Die Lücken, in die neue Produkte am unteren Rand des Angebotsspektrums stoßen können, kommen dadurch zustande, daß Firmen das machen, was sie am besten können – immer bessere Produkte für die wichtigsten Kunden entwerfen.
„As companies tend to innovate faster than their customers’ needs evolve, most organizations eventually end up producing products or services that are actually too sophisticated, too expensive, and too complicated for many customers in their market.“
Demnach gibt es, damit eine solche Technologie zum Fliegen kommt, einen neuen Bedarf am unteren Leistungsbereich des Angebotspektrums. Und es gibt neue Lösungen, die gerade für die besten Kunden zu wenig leisten, jedoch interessant sind für Kunden, denen die bisherigen Lösungen zu teuer sind.
Cicala zeigt in seinem erwähnten Artikel „Disruption and Innovation“ einige typische Beispiele, und erläutert, warum er diese Entwicklungen für „unterbrechend“ hält. Die sind unter anderem die folgenden Geräte:
„Nottingham’s Telcan set-top video recorder
Pentax ME-F with autofocus 35-70mm zoom lens
Nikon F3AF
Kodak DCS100 system
Minolta RD 175″
Seiner Meinung nach treffen bei dieser speziellen Form der Innovation zwei Merkmale zusammen:
„The first is that when change comes, people invested in the status quo (that would be us photographers when discussing the photography market) have a strong desire to deny it. “
„The second thing history suggests is that there’s no accurate way to guess which companies are going to thrive and which will fail during a time of disruption.“
Der Artikel erklärt meiner Meinung das Thema sehr anschaulich. Allerdings stimme ich nicht ganz mit seinen Schlussfolgerungen überein.
Ich denke, die Kunden, die am Status Quo interessiert sind, sind nicht per se gegen neue Lösungen. Das Problem ist vielmehr, daß neue Technologien anfangs oft nicht in der Lage sind, die hohen Ansprüche zu erfüllen, die die anspruchsvollsten Kunden haben. Da genau diese „High-End“ Kunden aber oft die „guten“ Kunden sind, können Unternehmen ganz einfach dadurch neue technologische Trends verschlafen, daß sie nur diese Kunden im Blick haben.
Auch kann man die Technik der disruptiven Innovation als Strategie einsetzen, d.h es ist generell schon möglich, zu sagen, wie sich der Markt entwickeln wird, und welche Technologie die Oberhand gewinnt. Allerdings fällt es vielen Unternehmen schwer, richtig auf das Aufkommen einer disruptiven Technologie zu reagieren d.h. es ist nicht zwangsläufig ausgemacht, daß immer die bisherigen Marktführer auch Marktführer bleiben.
Das Original dieses Artikels ist auf →Der Produktmanager erschienen (©Andreas Rudolph). Folgeartikel zum Thema gibt es über die (→Mailingliste), oder indem Sie →mir auf Twitter folgen.
In der Online Version des Artikels finden Sie hier die versprochenen weiterführenden Links: