Marktforschung und Marketing

Heute habe ich in einem Fotoblog die sinngemäße Frage gelesen „Ich bin nun selbstständig – wo bekomme ich die Kunden her?“. Auf diese Frage könnte man viel antworten, und zum Beispiel vorschlagen, der Frager solle doch zunächst einen Businessplan erstellen.

Ein anderer Lösungsbeitrag ginge die Richtung Marktforschung, oder man könnte vorschlagen, daß der Frager sich ein eigenes Netzwerk schaffen solle. Heute geht es mir um zwei Beispiele, die ich für relativ innovativ halte, und die sowohl bei der Marktforschung als auch dem Communitybuilding ansetzen.

Was denken Kunden über das neue Windows?

Sie haben wahrscheinlich schon davon gehört, daß Microsoft gerade an seiner neuen Programmversion Windows 8 arbeitet. Fest steht, daß diese Version einige interessante Änderungen u.a. für das mobile Computing bringen wird. Interessant ist aber auch die Methode, die Microsoft verwendet, um das Produkt bekannt zu machen.

Microsoft hat neulich – und hier beginnt der interessante Teil – die derzeitige Version in einen öffentlichen Test gegeben. Solche Betaprogramme sind nicht neu. Neu ist, daß man auch ausgewertet hat, was die Nutzer von der neuen Software halten.

Man hat hierfür eine Studie in Auftrag gegeben, die ermitteln sollte was die Nutzer in Twitter über diese neue Version sagen (siehe →What people are saying about Windows 8 on Twitter). Diese Vorgehensweise ist so interessant, daß sie auch in anderen Sekundärmarktforschungsprojekt angewendet werden könnte. Die beauftragte Firma hat die Postings in Twitter untersucht, die in einem bestimmten Zeitraum veröffentlicht wurden:

For the infographic, MashWork studied 65,968 messages shared between June 15 and September 22 on Twitter about Windows 8. About 42 percent of all the messages analyzed occurred during the Microsoft Build Windows developers conference — meaning most of the opinions are initial reactions to Windows 8 announcements.

Interessant ist das Ergebnis, da dies zeigt, daß man dort nicht mit anderen Methoden hingelangt wäre:

According to MashWork’s results, the most discussed Windows 8 feature wasn’t its well-received Metro UI for tablet devices, its integration with Microsoft’s Xbox 360 or the news of the Windows App store. With 34 percent, the most discussed feature was Windows 8 quick boot time.

“Of all the new things Windows 8 has to offer, boot time is probably the last thing we expected people to be talking about,” Feldman said.

Hieraus lassen sich mehrere Erkenntnisse ableiten.

  • Zunächst einmal die Erkenntnis, daß Aufmerksamkeit auch für so große Firmen wie Microsoft begrenzt ist (die meisten Beiträge wurden in einem kurzen Zeitraum geschrieben).
  • Weiter liegt die Erkenntnis auf der Hand, daß Kunden unter Umständen die Prioritäten ganz anders setzen, als man sich dies initial gedacht hat. Daher sollte man möglichst frühzeitig Kundenfeedback einholen, und man sollte – statt komplexe Befragungen durchzuführen – einfach nur zuhören. Hierfür gibt es unterschiedliche Methoden. Eine ist sicher, daß man sich die Poweruser besonders gut ansieht.
  • Auch steht dort, daß ein Businesscase alleine nicht reicht. Vielmehr muss man auch Erfahrungen sammeln, und man muss diese Erfahrungen einsetzen, um den Geschäftsplan dynamisch anzupassen.

Was kann man von Lady Gaga lernen?

Sicher kennen Sie den Musikstar Lady Gaga. Von Lady Gaga, und ihrem Management kann man lernen, wie man Kunst und Kultur so vermarkten kann, daß man innerhalb kurzer Zeit weltbekannt wird.

Die Harward Business Schoool (HBS) hat näher untersucht, wie es diese Sängerin geschafft hat, innerhalb einer kurzen Zeitspanne bekannt zu werden (siehe →HBS Cases: Lady Gaga). Wie kurz die Zeitspanne war, kann man in folgendem Zitat nachlesen, nämlich nur drei Jahre:

„So it’s almost shocking to recall that in the autumn of 2008, Lady Gaga, born Stefani Joanne Angelina Germanotta in New York City, was merely a supporting act in a reunion tour of the erstwhile-boy band, New Kids on the Block….

She’s garnered five Grammys, holds two spots in the 2011Guinness Book of World Records including „Most Searched-For Female,“ as recorded by Google,..“

Wie sie dies geschafft hat, steht dort auch:

„Lady Gaga’s success was built on more than just her considerable abilities as a master entertainer, the case notes. Carter and his client saw early on the power of using popular social media avenues such as Facebook and Twitter to build a strong support base, fan by fan.

Starting in March 2008, to publicize her first single „Just Dance,“ Lady Gaga took to the social media airwaves with a decidedly handcrafted approach: she wrote (and continues to write) her own Tweets, and maintained close control over her other social media accounts.

Team Gaga’s social media strategy also included syndicating her content—from videos to social messaging—for other media to point to, setting up personal interviews with influential music bloggers (the interviews generated 10 million impressions in a short time), and recording „webisodes“ with low-budget flip-cams that followed her behind the scenes.“

Sicher schafft eine notwendigerweise jede andere Künstlerin dieselbe Bekanntheit innerhalb so kurzer Zeit nur durch Beiträge in Twitter oder Blogs. Man kann aber an dem Beispiel sehen, daß es durchaus Sinn macht, sich als Künstler eine Marke aufzubauen, und diese Marke auch authentisch und möglichst direkt zu vertreten.

Gerade im künstlerischen Bereich kann „Marke“ auch bedeuten, daß man sich eine unverwechselbare Handschrift zulegt.

Speziell im Kreativbereich sollte man sich aber auch einer Sache immer wieder vergegenwärtigen: Die „Free-Haltung“ der Kunden ist weit verbreitet, letztendlich verursacht durch Digitaltechnik und Internet. Dies bedeutet, daß Bekanntheit und kommerzieller Erfolg durchaus nicht dasselbe sein müssen.

Weiterführende Informationen

… im Internet

Im Internet finden Sie weiterführende Artikel:

… auf www.Produkt-Manager.net

In meinen älteren Artikeln finden Sie weiterführende Informationen zum heutigen Thema:

Kontakt

Das Original dieses Artikels ist auf Der Produktmanager erschienen (©Andreas Rudolph). Regelmäßige Artikel gibt es über die (→Mailingliste), oder indem Sie →mir auf Twitter folgen. In der Online Version finden Sie hier die versprochenen weiterführenden Links:

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