Heute habe ich einen interessante Meldung gefunden auf der Homepage des Heise Verlages, die dabei helfen könnte, eine Bewertung von Anforderungen zu unterstützen (siehe → Heise).
Im klassischen Fall werden Kunden-, bzw Marktanforderungen gesammelt, und müssen in eine Reihenfolge gebracht werden, bevor es überhaupt sinnvoll ist, die Anforderungen in die Entwicklung einzulasten. Das Produktmanagement steht deshalb vor der Aufgabe, die Kundenprioritäten zu erheben.
Normalerweise führt man hierzu eine Befragung oder eine Abstimmung mit Einzelkunden oder Fokusgruppen durch. Man legt hierzu die Anforderung zur Abstimmung vor, und fragt die Teilnehmer vielleicht, welche Anforderungen ihnen wie wichtig sind. Eine solche absolute Abfrage anhand einer Werteskala wirft einige Probleme auf.
So ist es zum Beispiel oft schwierig für Kunden, überhaupt eine absolute Bewertung abzugeben. Weiterhin erhalten die Befragungsergebnisse oft einen Bias, der sich aus der Persönlichkeit der Befragten herleitet (manche Personen antworten eher mittenzentriert, andere antworten eher mit Absolutangaben auf der zur Verfügung stehenden Skala). Auch haben Tageslaunen der Befragten einen großen Einfluss.
Prognosemärkte verzichten darauf, die Kunden zu befragen. Stattdessen nutzt man denselben Mechanismus, der ebenfalls z.B. an der Börse zu einem Ergebnis führt. Wie dies genau funktioniert erklärt der besagte Heiseartikel wie folgt:
„Statt die Teilnehmer einfach nach ihrer Meinung zu fragen, sollen sie – wie an einer Aktienbörse – über die Entwicklung bestimmter Kennzahlen spekulieren. Mit Spielgeld können sie Aktien der Parteien kaufen und verkaufen. Angebot und Nachfrage regeln den Kurs. Ziel eines jeden Anlegers ist es, sein Kapital durch geschickte Transaktionen zu mehren.“ -→ Heise
Wie man dort ebenfalls lesen kann, ist das Verfahren nicht ganz neu, hat jedoch noch nie die rechte Verbreitung gefunden. Die Prognosegenauigkeit wird jedoch mit sehr hoch angegeben.
Sie bieten weitere Vorteile, wie zum Beispiel, dass sie wesentlich weniger aufwendig sind, als Befragungen, oder auch, dass sie relativ robust sind, und keine Manipulationsversuche erlauben.
„Motorola etwa nutzt Prognosebörsen dazu Produktideen aus den eigenen Reihen bewerten zulassen. Die Teilnehmer müssen vorhersagen, wie die Kollegen eine neue Idee bewerten würden. Das System hat dazu beigetragen, dass das Ideen-Management im Unternehmen um 20 Prozent beschleunigt werden konnte: Heute dauert es nur noch siebzig Tage, bis über die Umsetzung eines Vorschlags aus den Reihen der Mitarbeiter entschieden wird. “ → Heise
Vom theoretischen Standpunkt aus gesehen, halte ich die Methode für sinnvoll, und effizient. Dies sieht man leicht, wenn man sich vergegenwärtigt, wie Märkte und Marktwirtschaft funktionieren, und wie effizient Märkte sind, um einen angemessenen „Preis“ für eine Ware zu finden. Auch vermeidet die Methode einige Nachteile anderer Methoden, wie zum Beispiel die Möglichkeit, zu einem Bias zu kommen.
Bei der Bewertung von Anforderungen erlaubt das Verfahren, dass die Befragten Ihre Präferenzen sehr viel genauer ausdrücken können. So ist es zum Beispiel möglich, sein gesamtes „Geld“ auf eine Anforderung zu setzen (wenn sie einem sehr wichtig ist), oder man kann diese Geld auf mehrere Anforderungen verteilen.
Alleine diese beiden Wahlmöglichkeiten sind breiter, als diejenigen, die einem zur Verfügung stehen, wenn man nur mit einer Skala arbeitet.
Hinsichtlich der Ausgestaltung hat man mehrere Möglichkeiten – und es muss nicht immer Geld sein, das man setzt. Im Prinzip läßt sich das Verfahren auch dadurch nachbilden, dass man den Kunden ein bestimmtes Punktekontingent gibt, und sie bittet diese Punkte frei auf die zur Verfügung stehenden Anforderungen zu verteilen.
Weitere Informationen zu diesem Verfahren finden sich in Wikipedia unter → Prediction Market, bzw unter → Prognosemarkt.
Die neue Prognosebörse des Handelsblattes mit weitergehenden Anwenderberichten findet sich unter folgendem Link → Prognosebörse. Hier die ersten Erfahrungen damit:
„An der Handelsblatt Prognosebörse spekulieren bereits mehr als 525 Teilnehmer über den Konjunkturverlauf. Die Prognosebörse bewährt sich als Spiegelbild der Meinungen. Beim BIP-Anstieg lagen die Schätzer schon ziemlich nah an der tatsächlichen Entwicklung. „- sagt das Handelsblatt in Ihrem Artikel zur Prognosebörse.
Das Original dieses Artikels ist auf →Der Produktmanager erschienen (©Andreas Rudolph). Regelmäßige Artikel gibt es über die (→Mailingliste), oder indem Sie →mir auf Twitter folgen. In der Online Version finden Sie hier die versprochenen weiterführenden Links: