Die Design Thinking Methode ist inzwischen auf dem besten Wege, die Wirtschaft umzukrempeln, wenn man anliegendem Artikel des Manager-Magazins glauben darf.
Inzwischen habe ich an mehreren Workshops teilgenommen, und kann die Sinnhaftigkeit und den Nutzen der Methode nur bestätigen.
Der erwähnte Artikel beschreibt einige Firmen, welche die Design Thinking Methode verwenden, um innovative Produkte zu entwickeln. Er spricht zudem von einem echten Hype, der sich um die Methode herum herausbildet.
Daneben beschreibt der Artikel die Entstehungsgeschichte der Methode und erklärt warum es mehrere d-Schools gibt.
Die Methode selbst ist einfach zu verstehen, und besteht – wie der Artikel erklärt – aus folgenden Schritten:
„Der Design-Thinking-Kreislauf besteht typischerweise aus fünf Schritten („Design-Thinking-Prozess“), die von der Problemdefinition über das Einfühlen in die Zielgruppe bis zu Prototypen führen, die sich am Kunden testen lassen. Der Zyklus endet nie, er beschreibt ein stetes Streben, keinen Weg von A nach B.
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Design Thinkern geht es zunächst darum herauszufinden, welche Probleme es überhaupt wert sind, gelöst zu werden. Dazu heben sie von Anfang an den Nutzer ins Zentrum, anstatt ihm später mit viel Marketingaufwand ein Produkt schmackhaft zu machen.“
Da sie so facettenreich ist, kann man unterschiedliche Erfahrungen mit der Design Thinking Methode sammeln. Hier werde ich nur einige Aspekte ausführen, die mir besonders aufgefallen sind.
Ich habe inzwischen an mehreren Workshops teilgenommen, und habe dort die Methode als einen sehr guten Ansatz erlebt, um Kunden und Kundenbedürfnisse in den Fokus zu stellen. Dies ist für mich (und auch für den erwähnten Artikel) wohl eines der zentralen Elemente dieser Arbeitsmethode.
Einmal fängt jeder Workshop mit der Frage nach den Kundenbedürfnissen an, und zum Anderen sind eigene Phasen vorgesehen, die dazu dienen, Kundenfeedback in den Entwicklungszyklus einzuphasen, um sie direkt der technischen Machbarkeit gegenüberzustellen.
Dies ist in manch herkömmlichen Entwicklungsprozess anders. Dort fehlen manchmal die detaillierten Informationen zu Kundenbedürfnissen und werden ersetzt durch eine eher technologische Sicht auf die Lösung.
Doch die Methode hat weitere Highlights.
Ebenfalls empfinde ich es als besonders hilfreich für den Problemlösungsprozess, daß ein Design Thinking Workshop normalerweise aus unterschiedlichen Teilnehmern besteht, die sich oft vorher noch nie gesehen haben. Die Diversität des Denkens, und der Diskussionen, die dies erzeugt, ist nicht zu unterschätzen.
Da in den Workshops, die ich besucht habe, die große Gruppe in mehrere kleinere Teams aufgeteilt wurde, findet man diese Diversität auch in den Arbeitsergebnissen der Gruppen wieder. Während die eine Gruppe vielleicht nach links marschiert, sucht die andere Gruppe rechts eine Lösung, und die dritte Gruppe oben, und die vierte Gruppe unten.
Am Ende hat man normalerweise mehrere Lösungen, die alle eine unterschiedliche Sicht repräsentieren, und sich so ergänzen. Das fällt dann gut in den Abschlusspräsentationen auf.
Meine Design Thinking Workshops waren relativ kurze Tagesworkshops, und die Fragestellungen waren sehr fokussiert auf einige Aspekte des Entwurfsprozesses. Normalerweise dauern Design Thinking Projekte länger. Dann kann die Methode dann eine weitere Stärke voll ausspielen, die ich nur im Ansatz erlebt habe: die interative Vorgehensweise.
Methodisch werden die Design Thinking Phasen in Zyklen durchlaufen. D.h man konzentriert sich zum Beispiel auf den Entwurf einer Lösung und geht von dort noch einmal zurück in die Anforderungsphase, um von dort eine ganz andere Lösung zu entwickeln. Diese interaktiven Zyklen machen die Methode selbst sehr mächtig.
Einmal hat man einen formalen Weg zur Verfügung, um im Lösungsweg rückwärts zu gehen (für die zielgerichtete Arbeitsweise ist dies eher ungewohnt), und auf der anderen Seite vermittelt man den Teilnehmern, daß es garnicht notwendig ist, allzu perfekt zu arbeiten (was sehr hilfreich für die kreativen Prozesse ist).
Neben der Methode, die zur Innovation verwendet wird, ändert sich auch die Herangehensweise. Der Artikel erwähnt die bunten Bälle, und die lustigen Kinderspielzeuge, oder die besonderen Arbeitstische.
Im Arbeitsleben denkt man oft, daß Spielen etwas für den Kindergarten ist, und daß Arbeitsgruppen immer ernst sein müssen. Die Design Thinking Methode erschliesst den Teilnehmern diese spielerischen Elemente neu. Der Hintergrund ist, daß gerade kreative Arbeiten sehr viele Ähnlichkeiten mit der spielerischen Herangehensweise haben. Auch sind viele Innovationen aus vermeintlich kindlichen Ideen entstanden.
Und das Ganze hat einen weiteren Effekt: Die Design Thinking Methode sieht vor, daß man relativ frühzeitig ein Modell seiner Idee entwickelt, das man dann anfassen kann. So erwähnt der Artikel die Papp-App, oder kleine gebastelte Modelle.
Herkömmlicherweise entwickelt man eher aufwendige Modelle oder man nimmt sich viel Zeit, einen Entwurf so auszuarbeiten, daß man sich vermeintlich nicht bei Kunden blamiert, wenn man ihn dort demonstriert.
Das Problem der detaillierten Entwürfe ist: Oft steckt in diesen so viel Arbeit, daß man es sich nicht zutraut, diesen Entwurf in den Mülleimer zu werfen, auch wenn die Idee sich als schlecht erweist. Ganz anders mit den spielerisch hergestellten Modellen des Design Thinking. Die sind wegen der Spielzeuge so einfach, daß das Wegwerfen kein Problem darstellt.
Wenn Sie die Methode für Ihr Unternehmen noch nicht entdeckt haben, kann ich Ihnen nur empfehlen, sich damit eingehend zu befassen. Es gibt sicher mehrere Möglichkeiten, sich das Wissen anzueignen. Vielleicht hilft Ihnen Expertenrat, wie man ihn vom HPI bekommen kann (siehe Link anbei).
Der oben erwähnte Artikel drückt allerdings auch sein Unverständnis darüber aus, daß viele Leute im Design Thinking eine Art Religion sehen, und sich wahnsinnig viel davon versprechen.
Für mich handelt es sich um eine durchdachte Methode, die einem dabei hilft, sich auf Kundenbedürfnisse zu konzentrieren, und, die einem die kreativen Werkzeuge an die Hand gibt, gute Lösungen zu entwickeln. Dabei sind die Elemente nicht neu. Sie sind lediglich intelligent angeordnet.
Das Original dieses Artikels ist auf →Der Produktmanager erschienen (©Andreas Rudolph). Regelmäßige Artikel gibt es über die (→Mailingliste), oder indem Sie →mir auf Twitter folgen. In der Online Version finden Sie hier die versprochenen weiterführenden Links: