Unter dem Titel „Wie Sie Ihr strategisches Denken verbessern“ geht Liane Davey im Harvard Business Manager auf einen Aspekt ein, der sich sowohl bei Mitarbeitern, als auch in der Fokussierung ganzer Berufsgruppen wiederfindet.
Ich habe den Artikel unter den weiterführenden Information ganz unten verlinkt, und liefere Ihnen heute einige ergänzende Überlegungen zu der Frage, wie man strategischer arbeitet und warum dies wichtig ist.
Die Frage ist alt, und sie taucht regelmäßig wieder auf: „Soll das Produktmanagement (….) Dealsupport leisten, Kundenprobleme lösen, etc“, bzw „Was wäre der beste Fokus?“. Dahinter steckt in meiner Erfahrung eine Frage, die der oben erwähnte Artikel für einzelne Mitarbeiter beschreibt: „Wieviel strategischer Fokus ist nötig, und wieviel operationales Doing ist sinnvoll“.
Um den richtigen Fokus für die eigene Arbeit oder den Fokus einer Abteilung zu finden, hilft es, sich zunächst die heutigen Herausforderungen anzusehen.
In meiner Erfahrung lassen sich die heutigen Marktanforderungen (in der IT) auf die einfache Formel bringen „Du, Anbieter von Produkten, lass Dir immer schneller, immer bessere und kreativere Produkte einfallen, setze sie so um, daß sie einfach bedienbar, sind, und liefere diese Produkte in toller Qualität. Ach so, und wenn jemand anderes kreativere Lösungen liefert, kaufe ich dort„.
Heruntergebrochen auf den einzelnen Mitarbeiter, die Abteilung, oder die Firma bedeutet dies, daß man in der Lage sein muß, mit Entwicklungen umzugehen, die eine große Dynamik bei sich ändernden Zielen und hoher Komplexität aufweisen. Zudem ist es von großer Wichtigkeit, daß man informiert und kreativ denkt.
Kurzum, man muß etwas können, was ich über Steve Jobs gelesen habe, und was Liane Davey heute ähnlich formuliert:
„Strategische Menschen sehen die Welt als ein Netz von miteinander verbundenen Ideen und Menschen. Und sie finden Gelegenheiten, an diesen Verbindungspunkten ihre Interessen voranzubringen.“
Aus meiner Sicht ist auch der persönliche Fokus sehr wichtig (sowohl für Personen als auch für Abteilungen). Liane Davey schreibt in ihrem Artikel über die größten beruflichen Defizite, die sich aus einer falschen Fokussierung ergeben:
„Wer unablässig arbeitet, verliert leicht das große Ganze aus den Augen. Dabei sollte man sich Zeit zum Nachdenken nehmen, um Zusammenhänge zu erkennen – und den Mut haben, sich klar zu entscheiden…..“
Gerade in der heutigen dynamischen Welt, und speziell in einer dynamischen Industrie, wie der Informationstechnik ist strategisches Denken überlebenswichtig, wie ich oben plakativ gezeigt habe.
Ein Grund für ein zu wenig an strategischem Denken ist demnach der Stress. Davey schreibt dazu:
„Wenn Sie als nicht hinreichend strategischer Denker angesehen werden, liegt das vielleicht daran, dass Sie zu beschäftigt sind. Welchen Anteil Ihrer Arbeitszeit verbringen Sie jede Woche in Meetings? Wie viel der restlichen Zeit ist ein irres Rennen zwischen Antworten auf E-Mails, Telefonieren und dem Versuch, auch einmal wirklich etwas erledigt zu bekommen? Gibt es sonst noch etwas? Um immer höherer Produktivität willen haben Sie wahrscheinlich jede Zeit zum Nachdenken längst weggedrängt. Die Folge davon sind Entscheidungen, die eher auf Reflexen als auf Reflektion beruhen.“
Ein weiterer Grund für mangelnde strategische Orientierung ist demnach die fehlende Entscheidungsfreude:
„Entscheidungen – sei es darüber, was Sie tun wollen, oder darüber, was Sie unterlassen wollen – sind ein entscheidendes Element von strategischer Arbeit. Eine Tür zugunsten einer anderen zu schließen, erfordert Mut zum Handeln (für den Sie später kritisiert werden könnten) und genügend Zuversicht, um eine Alternative (bei der es sich um eine verpasste Chance handeln könnte) nicht zu verfolgen. „
Wenn man qualifizierte Tätigkeiten ausübt, indem man beispielsweise als ProduktmanagerIn ein Produkt verantwortet, hat man oft gewisse Freiheiten, den Fokus der eigenen Arbeit so zu setzen, wie er einem richtig erscheint.
Klar hat man bestimmte Aufgaben, und muß Dinge liefern. Trotzdem ist man ja nicht zu 100% seiner Zeit verplant, und genau hier kommt die eigene Auffassung über den richtigen Schwerpunkt ins Spiel; und die richtige Einstellung ist auch hier wichtig, wie oben zu lesen ist.
Nach nun mehreren Berufsjahren habe ich Menschen und Organisationen kennengelernt, die in operativer Hektik aufgehen, und ich habe Menschen kennengelernt, die sich den Freiraum zum Denken genommen haben, und diesen auch verteidigen.
Die letztgenannten Menschen sind eher die strategisch orientierteren Menschen. Doch Freiraum muss man sich erarbeiten, bzw er ist nur unter bestimmten Bedingungen möglich (wie strategisch kann z.B das Denken sein, wenn es akut brennt?).
Mein persönlicher Schlachtplan, um diesen Freiraum zu erarbeiten, sähe wie folgt aus – vielleicht inspiriert er Sie:
Schlussendlich sollte man die Biologie nicht außer Acht lassen, und demnach Pausen machen, Sport treiben, etc… und Zeiten einhalten.
Ebenfalls hilfreich ist eine genaue Kenntnis der Zusammenhänge zwischen strategischem Denken, und unserem Denkapparat. Das ist deshalb wichtig, weil unser Gehirn aus biologischen Gründen anfällig ist für bestimmte Denkfallen.
Dietrich Dörner hat in meinen Augen das wohl beste Buch hierzu geschrieben:
Das Original dieses Artikels ist auf →Der Produktmanager erschienen (©Andreas Rudolph). Neue Artikel gibt es über die (→Mailingliste), oder indem Sie →mir auf Twitter folgen.
In der Online Version finden Sie hier die versprochenen weiterführenden Links zu den verwendeten Dokumenten