Progressive Abstraktion und das methodische Konstruieren

Derzeit befinden wir uns ja quasi noch in den Pfingstferien. Dazu passend ist mir neulich eine Technik wieder über den Weg gelaufen, die sich sehr gut verwenden läßt, um Produktanforderungen zu klären.

Dies ist ja bekanntlich eine der Hauptaufgaben im Produktmanagement. Nur, vielleicht kennt nicht jeder die Methode.

Methodisches Konstruieren

Beim methodischen Konstruieren handelt es sich um ums Methode, die hauptsächlich in technischen Entwurfsprozessen eingesetzt wird. Die Methode dient dazu, einen Lösungsraum mittels systematischen Vorgehen möglichst komplett abzubilden.

Wie Sie in den anliegenden Artikeln lesen können, besteht der Konstruktionsprozess aus den folgenden vier Phasen:

  • Analyse
  • Konzeption
  • Entwurf
  • Ausarbeitung

Speziell in der zweiten Phase werden Lösungsprinzipien gesucht, und es werden einzelne Lösungsprinzipien kombiniert. Hierfür ist dann die progressive Abstraktion interessant.

Beispiel

Wer sich darunter nichts vorstellen kann, hier ein Beispiel:

Wenn man beispielsweise vor der Aufgabe steht, einen Mechanismus zu entwerfen, mit dem ein Fahrzeug in eine Kurve bewegt werden kann, könnte man folgende Lösungsprinzipien betrachten:

  • Drehbewegung der Arme wird übersetzt in Drehbewegungen der Achse (das normale Lenkrad).
  • Gewichtsverlagerung und ein kippender Aufbau ähnlich wie beim Skateboard.
  • Mittels Hebeln links und rechts die Drehung eines linken oder rechten Rades vermindern ähnlich wie beim Bagger.
  • etc

Man sieht hieran bereits, daß es oft verschiedene Lösungen gibt, die unterschiedlichen Prinzipien folgen. Doch wie kommt man auf diese Prinzipien?

Progressive Abstraktion

Die „Progressive Abstraktion“ dient dazu, systematisch die übergeordneten Problemzusammenhänge zu erkennen, in die eine Fragestellung eingebettet ist. Diese Abstraktion dient dazu, um zu prüfen, ob die Anforderung des Nutzers wirklich sein eigentliches Anwendungsproblem adressiert, und um auf diesem Level zu Lösungsideen zu kommen.

Wie Sie im Detail in den unten verlinkten Artikel lesen können, besteht die Methode daraus, daß das Entwurfsteam schrittweise das Problem abstrahiert, und hiermit auf eine neue Ebene hebt.

Hierfür bieten sich Fragen an, wie „Wozu soll XYZ dienen“, an die sich eine Ideensuche anschließt. Der Gesamtprozess wird iterativ durchlaufen.

Abstraktion

Ein kleines Beispiel macht das Abstrahieren vielleicht deutlicher. Beim Entwurf des Kurvenfahrmechanismus von oben kommt es vermutlich auf die folgenden Fragen an:

  • Warum fährt man in die Kurve? Man fährt in die Kurve, weil nicht alle Straßen gerade sind.
  • Warum kann man sich nicht einfach lenken lassen? Man möchte auf einer exakten Kurvenbahn durch eine Kurve fahren ohne die Ränder zu berühren, weil es weder Schienen gibt, noch Leitplanken, oder Ufer, wie beim Fluß.
  • Warum kann man bestimmte Bewegungen nicht verwenden? Die Bedienung soll einfach und natürlich sein, weil unterschiedliche Personenkreise mit dem Mechanismus arbeiten müssen, und sie soll dazu dienen en Fahrzeug auf Rädern zu lenken.
  • etc

Lösungsideen

Bei der Suche der Lösungsideen konzentriert man sich auf die abstrakten Fragen, und kommt so vielleicht zu guten Ideen, wie dem normalen Lenkrad.

Oder es fallen einem Team Ideen ein, die z.B. nicht verwendbar sind, wie z.B. die Idee mit den Hebeln (die Umsetzung bei Rädern wäre schwierig).

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen schönen Arbeite- und Schulstart. Wie gesagt, in anliegenden Artikeln finden Sie einen Einstieg in das Thema.

Weiterführende Informationen

Das Original dieses Artikels ist auf Der Produktmanager erschienen (©Andreas Rudolph). Folgeartikel zum Thema gibt es über die (→Mailingliste), oder indem Sie →mir auf Twitter folgen.

In der Online Version des Artikels finden Sie hier die versprochenen weiterführenden Links:

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