Interaktives Skizzieren mit VVVV. Eine Buchbesprechung

Unter dem Titel Prototyping Interfaces – Interaktives Skizzieren mit VVVV ist im Verlag Hermann Schmidt in Mainz ein Buch herausgekommen, das durchaus interessant aussieht, wenn man sich in die Thematik „Alternative Bedienkonzepte“ einarbeiten möchte.

Den Link zur heutigen Buchbesprechung finden Sie am Artikelende unter den Weiterführenden Informationen. Der Link verweist auf einen großen Buchhändler. Wenn Sie dort bestellen, erhalte ich einen kleinen Obolus – Sie zahlen aber nicht mehr.

Alternative Konzepte

Die Gebrauchsfähigkeit von Software und technischen Einrichtungen wird zunehmend wichtiger. Eine Aufgabe in der Produktentwicklung besteht darin, die Usability der Softwareanwendungen so zu gestalten, daß Nutzer einen möglichst einfachen Zugang hierzu finden, und ihre Arbeit gut erledigen können. Hier stehen dann die üblichen Methoden im Fokus, mit denen man Bildschirminhalte ansprechend darstellt. Solche Techniken finden Sie in einigen Artikeln hier im Blog.

Eine andere Aufgabe besteht darin, die Bedienkonzepte für morgen zu erproben und zu entwickeln – wer sagt schließlich, daß die heutigen Bedienparadigmen (Maus, Tastatur, Bildschirm) für immer Bestand haben werden.

Das erwähnte Buch hilft beim Einstieg in die letztgenannte Art von Aufgabenstellungen, indem es einen Überblick über eine Entwurfssprache bietet (genannt VVVV), die speziell für Leute entwickelt wurde, die nicht programmieren können oder wollen.

Inhalt des Buches

Neben der Entwurfssprache zeigt das Buch anhand unterschiedlicher Beispiele, wie alternative Bedienkonzepte aussehen könnten. Besonders interessant ist, daß sich die Beispiele auf einem Einplatinencomputer mit Namen „Arduino“ installieren lassen und so leicht ausgetestet und weiterentwickelt werden können.

Auf der Website zum Buch (siehe Link unter „weiterführende Informationen„) sind die sogenannten Patches zu finden, d.h. eine Sammlung von Programmen, die für das Buch erstellt wurden. Diese Patches erlauben es dem Leser, die Beispiele direkt zu implementieren.

Die gezeigten Beispiele leben davon, daß Menschen mit der Technik interagieren können. Für diese Interaktion benötigt man Sensoren, welche die einzelnen Eingaben verarbeiten können. Das Buch bespricht unterschiedliche  Sensoren, und zeigt wie man diese ansteuert.

Beispiel

Ein konkretes Beispiel verdeutlicht den Buchinhalt ggfs am Anschaulichsten. Beispielsweise wird die Entstehungsgeschichte einer Installation besprochen, die ich im BWM Museum in München gesehen habe. Diese Installation besteht aus mehreren hundert Kugeln, die an Drähten befestigt sind. Mittels eines Motors können die einzelnen Drähte bewegt werden, und damit können sich die Kugeln auf und abwärts bewegen. Ein Computer übernimmt die Steuerung der Installation, und kann die Lage der einzelnen Kugeln individuell einstellen, wobei sie sich einer übergreifenden Choreographie unterordnen.

Im BWM Museum wird diese Technik verwendet, um einen geschichtlichen Abriß des Karosseriebaus zu zeigen. Hierfür simulieren die Kugeln die eine Karosserieform, bevor sie sich umgruppieren, um die nächste Form zu zeigen.

Im Buch wird gezeigt, wie man vorgegangen ist, und warum interaktive Prototypen so wichtig waren für dieses Projekt. Und zwar haben die Macher den Kugelmechanismus eingangs nur mit einigen Kugeln ausgeführt, letztendlich um zu prüfen, ob sich das Konzept realisieren läßt.

Darüberhinaus hat man eine Software erstellt, welche die  Gesamtanlage simulieren konnte. Neben der technischen Prüfung diente das Modell zusammen mit der Simulationssoftware dazu, mit dem Auftraggeber zu kommunizieren, und beides half dabei, die Ideen anschaulich zu präsentieren.

Neben solchen großen Projekten werden ebenfalls Beispiele zu einzelnen Sensoren ausgeführt. Beispielsweise wird besprochen, was ein Potentiometer ist, und wie man ihn benutzen kann um Drehbewegungen zu steuern. Oder es werden einzelne Techniken erläutert, mit denen sich Gegenstände simulieren lassen, wie z.B. die Technik des „Projection Mapping“.

Fazit

Ich kann Ihnen dieses Buch empfehlen, wenn Sie sich für den Entwurf von interaktiven Systemen interessieren. Neben den praktischen Beispielen gibt Ihnen das Buch das Know How, das Sie benötigen, um selbst interaktive Systeme modellieren zu können.

Die dahinterstehende Technologie ist ebenfalls interessant. So können Sie die Prototypen ohne große Probleme direkt umsetzen, da sie auf der Grundlage eines weit verbreiteten Einplatinencomputers entwickelt wurden. Die erwähnte grafische Oberfläche/ Entwurfssprache VVVV ist schon deshalb hilfreich, weil sie einfach zu verwenden ist, und weil sie hiermit ihren Prototypen „on the fly“ ändern können, bis er tut, was er soll.

Weiterführende Informationen

Das Original dieses Artikels ist auf Der Produktmanager erschienen (©Andreas Rudolph). Folgeartikel zum Thema gibt es über die (→Mailingliste), oder indem Sie →mir auf Twitter folgen.

In der Online Version des Artikels finden Sie hier die versprochenen weiterführenden Links:

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