Steve Jobs war unbestritten ein innovativer Unternehmer. Der Versuch, von ihm zu lernen, lohnt es sich zweifellos. Dafür muss man seine geschäftlichen Praktiken und Glaubensgrundsätze genauer analysieren.
Walter Isaacson, der Autor der offiziellen Jobs Biografie hat im Harvard Business Review einen Artikel verfasst, in dem er auf diese Praktiken eingeht, und die heute die für diese Betrachtung notwendigen Informationen liefert (siehe weiterführende Informationen).
Isaacson bespricht die folgenden Erfolgsrezepte (siehe dort):
Ich will die Erfolgsrezepte näher behandeln, die ich für die Produktentwicklung für wichtig halte, und den Rest streifen. Doch zunächst das Video:
Der folgende aufschlussreiche Satz wird Jobs nachgesagt
“Deciding what not to do is as important as deciding what to do”
Gerade im Softwaresektor ist die Grenze zwischen guten Produkten und komplizierten Produkten fließend. Dort lässt sich dieses Prinzip der Fokussierung besonders gut anwenden, und ist von zentraler Bedeutung für das Produkt.
Gerade bei komplizierten Entwicklungsvorhaben sollte man sich die Zeit nehmen, um ein umfassendes Designdokument zu erstellen. Als ProduktmanagerIn kann man einen wertvollen Beitrag leisten, indem man den notwendigen Kunden Feedback zur Verfügung stellt, und indem man gute Anforderungen formuliert.
Je einfacher ein Produkt gestaltet ist, desto besser lässt es sich bedienen und beherrschen. Einfachheit ist demnach nicht negativ, sondern sie ist im Gegenteil sehr gut. Man kann Produkte vereinfachen, indem man Bestandteile und Funktionen weglässt. Oder man kann Produkte einfach machen, indem man die Komplexität vor dem Benutzer verbirgt.
Der zweite Weg ist der Weg den Jobs bevorzugt hat. Aber dieser Weg ist nicht einfach:
“It takes a lot of hard work,” he said, “to make something simple, to truly understand the underlying challenges and come up with elegant solutions.”
In der Umsetzung legen viele Entwicklungsteams meiner Meinung nach zu viel Fokus auf einen viel zu großen Funktionsumfang, und entwickeln, was das Zeug hält. Viel wichtiger ist, das man sich die Zeit nimmt auch Dinge aus dem Produkt herauszunehmen, die dem Kunden nichts nutzen.
Diese Vereinfachungsmentalität muss man sich allerdings erst angewöhnen, da sie den natürlichen Instinkten zuwiderläuft.
Je mehr Elemente einer Wertschöpfungskette man in der Hand hält, desto besser ist man in der Lage, die einzelnen Produktbestandteile aufeinander abzustimmen und sie miteinander zu integrieren.
Sofern man hierfür die finanziellen Möglichkeiten hat, ist es nicht verkehrt alle Bestandteile des Produktes zu kontrollieren. Ich habe allerdings auch gute Erfahrungen mit dem Partnering gemacht.
Hierbei muss man jedoch strategisch vorgehen, damit die einzelnen Bestandteile nahtlos zueinander passen.
Man wird nicht automatisch dadurch Marktführer, indem man innovative Ideen als erster auf den Markt bringt. Vielmehr werden oft die Unternehmen erfolgreich, die eine neue ausgereifte Idee als passendes Produkte anbieten. Qualität geht vielfach vor Geschwindigkeit.
Oft ist es nicht der Erfinder der hier im Vorteil ist, sondern die Firma die, die Gelegenheit hatte, aus dessen Fehlern zu lernen. An dieser Stelle wird ein wichtiger Beitrag des Produktmanagement sichtbar – Informationen über die Produktanforderungen der zukünftigen Nutzer und die genaue Analyse des Marktes.
Jobs hat stets Produkte vor den Profit gestellt. Dies bedeutet nicht das die Gewinnmargen klein wären, sondern es bedeutet, das Profitgier alleine nicht reicht, um erfolgreich zu sein. Vielmehr ist es wie im täglichen Leben. Wenn eine Leistung gut ist, folgt auch irgendwann die Entlohnung, und nicht umgekehrt.
An dieser Auffassung gefällt mir besonders gut, daß Sie auf die Technik fokussiert, und daß sie dem Entwicklungsteam, das die Lösungen entwirft und baut eine hohe Wichtigkeit beimisst.
Jobs ist bekannt dafür das er nur sehr ungern mit Kunden Fokusgruppen zusammengearbeitet hat. Er war eigentlich eher der gleichen Auffassung wie Henry Ford, dass Kunden normalerweise nicht wissen was sie wollen, sondern es die Aufgabe des Anbieters sei, den Kunden zu zeigen was möglich ist.
When Jobs took his original Macintosh team on its first retreat, one member asked whether they should do some market research to see what customers wanted. “No,” Jobs replied, “because customers don’t know what they want until we’ve shown them.”
Diesen Punkt sehe ich etwas die dezidierter. Selbstverständlich sollte man regelmäßig mit Kunden sprechen auch über deren Produktanforderungen. Allerdings, und da hat Jobs recht, sollte man nicht davon ausgehen das die Arbeit getan ist, wenn man genau das umsetzt was Kunden einen vorgeben.
Viel wichtiger ist, daß man versteht, warum Kunden manche Anforderungen an ein Produkt stellen, und wenn man in der Lage ist diese Anforderungen besser abzudecken als es sich der Kunde vorstellen konnte.
Ein herausragendes Merkmal von Jobs waren der unbedingte Hang zu Perfektion. Isaacson erläutert dies an einem Beispiel aus Job’s Jugend.
Das Streben nach Perfektion halte ich für einen besonderen eine besonders wichtige Eigenschaft für einen guten Produktentwickler. Meiner Meinung nach zählt nicht so sehr die Geschwindigkeit mit der man ein Produkt entwickelt, sondern es zählen Funktionsumfang und Qualität.
Insofern ist dieser Hang zur Perfektion genau das was man braucht.
Besonders imponierend finde ich, wenn man die Größe aufweist, auch fertige Konzepte zu überdenken wenn dies notwendig ist, oder wenn so lange Fehler ausmerzt, bis es keine mehr gibt.
Um hier war erfolgreich zu sein, benötigt ein Entwicklungsteam einen Produkt Owner, der die Prioritäten auch dann richtig setzt, wenn Kunden zeitlichen Druck ausüben.
Nicht nur das Produkt sondern auch die Verpackung und das Gesamterlebnis muss stimmen, wie der folgende Satz zeigt
He knew that people form an opinion about a product or a company on the basis of how it is presented and packaged. “Mike taught me that people do judge a book by its cover,” he told me.
Viele Unternehmen beherzigen diesen Lehrsatz inzwischen. Falls Sie die Bedeutung noch nicht erkannt haben, empfehle ich Ihnen, einmal in einem Videoportal nach den so genannten Unboxing-Videos zu suchen.
Es gibt eine gute Rede von Jobs wo er den Satz geprägt „Stay Hungry, Stay Foolish“, und fordert das man sich seine kindliche Unbeschwertheit und Entdeckergeist ein Stück weit erhalten sollte.
Meiner Meinung nach gibt es nichts Schlimmeres in der Produktentwicklung, als das man mental stehen bleibt. Gute Produktentwickler sollten demnach flexibel bleiben und Neuem gegenüber aufgeschlossen.
Die gute Nachricht ist, es gibt viele sehr gute Methoden, die einen dazu animieren, auch verrückte Ideen auszuprobieren. Eine Methode ist das Design Thinking.
“While some see them as the crazy ones, we see genius. Because the people who are crazy enough to think they can change the world are the ones who do.”
Die nächsten Eigenschaften halte ich hauptsächlich für die Führungskräfte relevant, die ihre Teams zu Hochleistungen anspornen wollen
Creativity comes from spontaneous meetings, from random discussions. You run into someone, you ask what they’re doing, you say ‘Wow,’ and soon you’re cooking up all sorts of ideas.”
Im Internet finden Sie weiterführende Artikel:
In meinen älteren Artikeln finden Sie weiterführende Informationen zum heutigen Thema:
Das Original dieses Artikels ist auf →Der Produktmanager erschienen (©Andreas Rudolph). Regelmäßige Artikel gibt es über die (→Mailingliste), oder indem Sie →mir auf Twitter folgen. In der Online Version finden Sie hier die versprochenen weiterführenden Links:
Guten Tag, interessanter Artikel, stand genau das drin was ich gesucht hatte. Gerne weiter so! Grüße