Warum sind manche Unternehmen innovativ, und andere nicht?

In den letzten Tagen habe ich mich mal wieder meiner derzeitigen Lieblingsfrage zugewendet: Warum sind manche Unternehmen innovativ, und andere nicht?

Apple zählt sicher in die Kategorie der innovativen Unternehmen, allerdings gehören auch viele andere (auch heimische) Unternehmen dazu. Da die Erfolgsfaktoren von Apple aber überproportional häufig studiert werden, und da diese Faktoren zum Teil generell sind, will ich mich heute auf Apple’s Innovationsprozess konzentrieren.

Bei meiner Recherche habe ich wieder einige gute Artikel gefunden, auf denen sich gut aufsetzen läßt.

Literaturrecherche

How Great Leaders inspire Action

Simon Sinek behauptet in seiner Rede “→ How great leaders inspire action”, daß es Apple es sehr gut versteht, Leute abzuholen. Die Technik dahinter ist einfach: Statt Menschen die Features der Produkte beizubringen, konzentiert sich Apple darauf, den Sinn eines Produktes in den Vordergrund zu stellen.

Über diesen Weg erreicht man generell, daß Kunden und Mitarbeiter aktiv werden. Sinek beschreibt einen relevanten Teil einer innovativen Unternehmung. Ich glaube aber nicht, daß es nur an der Darstellungsform liegt, ob ein Unternehmen nun erfolgreich ist, oder nicht. Insofern fehlen noch wesentliche Faktoren.

Design Thinking and Innovation at Apple

Ein Harvard Business Review Artikel mit dem Titel “→ Design Thinking and Innovation at Apple” deutet an, daß Apple eine spezielle Entwurfsmethode einsetzt, die auch ich hier schon öfters besprochen habe: Design Thinking. Ich habe den kostenpflichtigen Artikel nicht gelesen, jedoch scheint mir es mir schon plausibler, daß diese Methode als Erfolgsfaktor wirkt. Wie Sie sich errinnern, handelt es sich beim Design Thinking nämlich um eine strukturierte Methode, die eine bestimmte Denkhaltung voraussetzt.

You Can’t Innovate Like Apple

Alain Breillatt hat aus meiner Sicht in seinem Beitrag “→ You Can’t Innovate Like Apple“ verschiedene Nägel auf den Kopf getroffen. Daher lohnt es sich, daß ich etwas näher auf diesen umfangreichen Artikel eingehe.

Ursprünglich geht Breillatt zurück auf eine Diskussion mit Michael Lopp, einem Senior Engineering Manager bei Apple zu der Frage, wie Apple beim Produktdesign vorgeht. Er verwendet zudem eine Zusammenfassung von Helen Walters in der BusinessWeek. Weitere seiner Rückschlüsse kommen aus diversen Interviews mit den Vorständen (Jobs und Jonathan Ive).

Fünf Kernelemente machen Apples‘ Innovations- und Designstrategie laut Walters aus:

  1. Apple geht davon aus, daß gutes Design ein Geschenk ist. Daher verpackt man dort gerne tolle Ideen innerhalb von anderen tollen Ideen und schafft es so, die Kunden nach und nach immer mehr zu begeistern, ganz so, als, wenn er ein Geschenk zu Weihnachten auspacken würde.
  2. Von jeder Designidee werden Mockups hergestellt, und bis ins letzte Detail ausgearbeitet. Selbst der sonst übliche Füllsatz „Lorem Ipsum“ wird nicht verwendet, sondern echte Inhalte. Hiermit erreicht man, daß die Designer, die die Idee später ausarbeiten, nicht zu weit von der Ursprungsidee abweichen.
  3. Apple siebt die guten Ideen sehr intensiv, bis das Optimum übrig bleibt. Zu jedem relevanten Produktbestandteil werden zehn Mockups hergestellt. Diese werden auf drei Mockups verdichtet, die dann weiter ausgearbeitet werden. Schiesslich bleibt der eine optimale Entwurf für die Umsetzung übrig. Auf der einen Seite kostet dieser Ansatz sehr viel Geld. Auf der anderen Seite ergibt sich so eine unbegrenzte Kreativität.
  4. Jede Woche kommen Designer und Entwicklungsingenieure zu zwei sich ergänzenden Meetings zusammen. Damit erreicht man insbesondere eine enge Abstimmung zwischen der Produktgestaltung und der Umsetzung, d.h gut abgestimmte Produkte.
  5. Über regulär durchgeführte Brainstormingmeetings werden auch die verrücktesten Ideen eingesammelt.
  6. Das Produktionsmeeting, gedacht als das absolute Gegenteil der Brainstormingmeetings, dient dazu, der Produktentwicklung Struktur zu verleihen. Es sorgt dafür, daß die guten Ideen auch umgesetzt werden.
  7. Interessant sind auch die Meetings, die man als Pony Meetings bezeichnet. Diese dienen hauptsächlich dazu, die Entscheidungsträger ins Boot zu holen. Zwar räumt Lopp ein, daß diese Meetings inhaltlich oft nichts bringen, da sich die Führungskräfte „Ponies“ wünschen, d.h. vollkommen banale Dinge. Trotzdem haben sie eine wichtige Funktion, z.B. wir so sichergestellt, daß jeder an Bord ist.

Aus den diversen Interviews hat er folgende Besonderheiten zusammengesammelt:

  1. Apple macht keine Marktforschung. Vielmehr wird eher das entwickelt von dem Apple denkt, daß es „cool“ ist. Apple verwendet auch keine Fokusgruppen. Um trotzdem sinnvolle Produkte entwickeln zu können, spricht Apple aber regelmäßig mit Leuten, die die Trends setzen. Dabei fragt man nicht „was sollen wir entwickeln“, sondern „warum ist es wichtig
  2. Man beschäftigt nur ein kleines, aber sehr hochkarätiges Designerteam. Dies gibt einen viel besseren Einfluss auf den Prozess, und auf das Ergebnis.
  3. Apple stellt integrierte Produkte her, und kontrolliert das Gesamtsystem, d.h muss keine Rücksicht auf Desigentscheidungen anderer Unternehmen nehmen. Mit dieser Strategie lassen sich sehr viel leichter Produkte herstellen, die genauer auf die Anforderungen eingehen, allerdings auch zu höheren Kosten.
  4. Apple konzentriert sich auf die Herstellung von nur wenigen Produkten. Damit erreicht die Firma die unbedingte Konzentration aller Kräfte auf wenige Themen, und auf Excellenz. Auf der anderen Seite wird die Firma auch anfälliger gegen Krisen.
  5. Apple, und insbesondere auch Jobs haben einen unbedingten Fokus auf Perfektion.

Weitere Elemente

Weitere strategische Bausteine der Innovationsfähigkeit sind:

  1. Qualität: Wenn Sie sich die Produkte, aber auch die Webseiten genauer ansehen, werden Sie feststellen, daß Apple zudem sehr Qualitätsorientiert arbeitet. Die Produkte selbst sind qualitativ hochwertig ausgeführt, aber auch die Supportinformationen.
  2. Durchdachte Architektur: Wenn Sie die Software näher analysieren, werden Sie erkennen, daß die Produktarchitektur sehr gut durchdacht ist, d.h. Apple investiert sehr viel in Entwicklungsstandards, und in Analysen zum Produktaufbau. Viele weniger professionelle Unternehmen starten sehr viel früher mit der eigentlichen Entwicklung. Diese ist dann auch weniger gut aufgebaut.
  3. Plattformstrategie: Ähnlich wie viele gute Automobilhersteller arbeitet Apple mit einer Plattformstrategie. Zuerst kam der iPod mit einem iTunes Store. Anschliessend das iPhone mit einem analogen Store. Dasselbe Schema (Produkt und Store) hat man auch angewandt für den iPad, oder den Mac. Statt immer mehr Varianten zu entwickeln, investiert Apple in eine große Lösung, die nacheinander ausgebaut und verfeinert wird.
  4. Marketing: Apple verwendet einen Ansatz bei dem Personas im Vordergrund stehen (Personas sind idealisierte Darstellungen von dezidierten Nutzertypen). Dieselbe Persona wird sowohl in der Entwicklung, als auch in der Produktwerbung verwendet. Man versucht über das Medium der Persona zu verstehen, und zu beschreiben, warum Leute ein Produkt anfordern, und nicht, wie es aussehen soll.

Weiterführende Informationen

… auf www.Produkt-Manager.net

In meinen älteren Artikeln finden Sie weiterführende Informationen zum heutigen Thema:

Kontakt

Das Original dieses Artikels ist auf Der Produktmanager erschienen (©Andreas Rudolph). Regelmäßige Artikel gibt es über die (→Mailingliste), oder indem Sie →mir auf Twitter folgen. In der Online Version finden Sie hier die versprochenen weiterführenden Links:

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