Fokus Unternehmensgründung

Das Fachmagazin → t&m (Technologie & Management) wird vom Verband Deutscher Wirtschaftsingenieure e.V. herausgegeben. Das aktuelle Heft (01-2011) behandelt das Fokusthema Unternehmensgründung.

Die Themen Business Cases, Innovationsstrategien, und der Innovationsstandort Deutschland zählen zu den am meisten gesuchten Inhalten hier in meinem Blog. Ein Artikel aus dem Fokusthema Unternehmensgründung passt sehr gut zu dem Leserfavoriten hier.

Um meine Leserfavoriten inhaltlich zu ergänzen, geht es daher heute um die Herausforderungen im Gründungsprozess. Ganz besonders geht es um die Herausforderungen, die Prof.Dr.Malte Brettel in dem Artikel „Der erfolgreiche Weg zur Unternehmensgründung“ seinen Lesern mit auf den Weg gibt.

Gründungsprozess

Leider liegt mir der Artikel nur gedruckt vor, daher liefere ich Ihnen hier eine kurze Zusammenfassung in Auszügen. Brettel behandelt in Bild 4 die folgenden Herausforderungen im Gründungsprozess, und geht auf verschiedene Problembereiche ein/gibt Tipps:

  • Idee -> Technische und ökonomische Evaluation. „Be honest to yourself“, „Nicht Gründen um jeden Preis“
  • Team -> Nicht alles selber machen. Über persönliche Rolle klar werden. Kombination von Fähigkeiten und Persönlichkeiten. Etablieren einer Vertrauenskultur.
  • Planung -> Erst einmal selber machen…… Planung am Adressaten orientieren
  • Kapital -> Nur Kapital, wenn Konditionen akzeptabel,…
  • Produkt -> Produktentwicklung zu einem (schnellen) Erfolg bringen. Execution is more important than strategy. Strukturen nur, wenn benötigt. „Do it, try it, fix it“. „Don’t worry, be crappy“
  • Markt -> Wachsen Sie mit den Kunden, aber nicht mit jedem. Investieren Sie erst in Marketing, wenn Sie das Geschäftsmodell verstanden haben

Umsetzung

Brettel beschreibt es im Artikel, und ich denke analog: Gerade für junge Unternehmen sind Kundenkontakt und eine „Hands-On-Mentalität“ besonders wichtig.

Ideenphase

In der Ideenphase geht es zunächst einmal um die Idee selbst, aber eben auch um die Evaluation des Vorhabens. Als Gründer (und da unterscheidet man sich nicht von einem Neuproduktentwickler in einer Firma), sollte man sich vor Augen halten, wie wichtig es ist, die Chancen und Risiken der Idee schonungsl0s zu analysieren, um keinem falschen Pferd aufzusitzen.

Ich habe schon einige Business Cases in meiner Praxis gesehen, die die eigentlichen Rahmenbedingungen zu positiv dargestellt haben. Damit sind Fehlentscheidungen vorprogrammiert.

Bei aller Euphorie für die Idee: Ich rate jedem  Gründer,  die Idee so kritisch wie möglich zu begutachten, und ruhig auch Meinungen von (potentiellen) Kunden und anderen Personen aus dem Umfeld einzuholen. Natürlich gehört ebenso ein Studium der Wettbewerbssituation zu zu der Datensammlung, wie die Analyse des Markes.

In der Ideenphase sind ja oft noch keine großen Kosten angefallen. Wenn man es schafft, bereits hier eine Idee als nicht tragfähig zu erkennen, ist dies allemal besser, als wenn man erst Wochen später zu dieser Erkenntnis kommt.

Daher: Lieber eine Idee einstampfen, die sich als nicht sinnvoll gezeigt hat, als ein Produkt zu entwickeln, das niemand benötigt. (Manchmal reicht es auch aus, die Idee anzupassen, und zu verbessern).

Produktentwicklung

Bereits für Schumpeter setzt sich eine Innovation zusammen aus der Idee, und der Umsetzung. Daher ist eine Idee alleine für ihn auch noch keine Innovation. Ich kann aus eigener Erfahrung Brettel’s Forderungen nur unterschreiben.

Gerade in jungen Unternehmen ist es wichtig, daß man auf die praktische Umsetzung einer Idee achtet und weniger Fokus auf die ausgefeilte Strategie lenkt. Der Nutzen dieser Vorgehensweise liegt darin begründet, daß man oft erst in der eigentlichen Umsetzung wichtige Randbedingungen kennenlernt, d.h die erste Strategie sicher nie unverändert passen wird. Ich weiß, daß gerade diese Forderung für die jungen Uniabsolventen schwer umzusetzen ist, weil diese es in der Theorie genau andersherum gelernt haben.

Um erfolgreich (und schnell zu sein) sollte man daher (mental) das Ziel grob anvisieren, und dann damit  beginnen, auf das Ziel hinzuarbeiten. Da eine solche hemdsärmelige Methode auch zu Fehlern führen kann, sind kurze Feedbackschleifen sinnvoll (Brettel nennt dies „Do it, try it, fix it“), in denen man kontinuierlich nachjustiert.

In der Softwarentwicklung haben sich agile Methodiken bewährt, die genau diese Techniken umsetzen. Auch ist ein enger Kontakt zu Feedbackgebern, wie zum Beispiel Kunden, unabdingbar.

Gründer sollten darauf achten, daß der Go-To-Market eines Produktes besonders zügig erreicht wird. Dies erreichen Sie am Besten über den Einsatz von agilen Methoden. Nach meiner Erfahrung ist es zudem sinnvoll ein Produkt kontinuierlich zu erweitern, anstatt den einen großen, kompletten Wurf anzustreben.

Markt

Normalerweise lassen sich gewinnbringende Geschäftsmodelle erst mit viel Erfahrung in dem eigentlichen Gebiet entwickeln. Dies liegt daran, daß man sehr viele Informationen über die Kunden benötigt, und einiges an Wissen über deren Kaufmotive, um genau zu verstehen, wie man seine eigenen Leistungen am Optimalsten positioniert.

Die für die Geschäftsmodellentwicklung relevanten Erfahrungen haben neue Unternehmen normalerweise nicht vom ersten Tag an. Daher sollte man davon ausgehen, daß sich das ursprüngliche Geschäftsmodell verändern wird.

Daher empfehle ich jedem Gründer mindestens die folgenden Dinge zu tun:

  • Investieren sie erst in Marketing, wenn Sie Ihr Geschäftsmodell kennen, und verstehen. Lieber sollten Sie sorgsam und quasi aus dem Hintergrund das Geschehen beobachten, und das Marketing langsam entwickeln, als daß Sie gezwungen werden, Ihre Marketingbotschaft zu oft umzuändern. Die Zurückhaltung ist deshalb gut, weil es bereits sehr schwer ist ein Produkt so zu positionieren, daß es wahrgenommen wird. Kommen hier noch zu viele Richtungswechsel hinzu, wird diese Übung schnell aussichtslos.
  • Formulieren Sie Ihr Geschäftsmodell offen, und stellen Sie über den regelmäßigen Kundenkontakt sicher, daß Sie den Anpassungsbedarf schnell erkennen. Setzen Sie den Anpassungsbedarf direkt um, und ändern Sie Ihr Geschäftsmodell bereitwillig, falls notwendig.
  • Nutzen Sie offene Methoden, die dem Markt die Mitwirkung gestatten. Im Internet erreicht man beispielsweise über Blogs und soziale Medien den Zugang zu potentiellen Kunden. Wenn man es geschickt anstellt, sagen einem diese potentiellen Kunden sehr viel mehr über die eigentlichen Erwartungen, als dies selbst die ausgefeilteste Studie könnte.

Weiterführende Informationen

… auf www.Produkt-Manager.net

In meinen älteren Artikeln finden Sie weiterführende Informationen zum heutigen Thema:

Kontakt

Das Original dieses Artikels ist auf Der Produktmanager erschienen (©Andreas Rudolph). Regelmäßige Artikel gibt es über die (→Mailingliste), oder indem Sie →mir auf Twitter folgen. In der Online Version finden Sie hier die versprochenen weiterführenden Links:

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