Der englischsprachige Blog On Productmanagement hat neulich einen interessanten Blogpost zu einem der interessantesten IT Thema des letzten Jahres veröffentlicht (Cloud-Computing), und stellt sich die Frage, welche Änderungen sich dadurch für Produktmanager ergeben (siehe → The Cloud needs a greater Product Management focus (English)).
Ich finde den Artikel so interessant, daß ich ihn gleichzeitig empfehlen und kommentieren möchte.
Der Artikel beschreibt für mehrere Arbeitgebiete, wie sich die Anforderungen und die Aufgaben des Produktmanagements dadurch ändern, daß eine On-Demand/ Cloud-Lösung verwendet wird. Diese Änderungen betreffen folgende Themenbereiche (siehe originalen Artikel):
- The user and the buyer are usually the same
- Buyers are very informed, and much more vocal
- Focus on delivering ongoing user value is of prime importance
- Usability and User Experience are much more important
- Customers size varies significantly
- Switching costs are much lower
- Customer usage information is always available
Im Wesentlichen geht der On Productmanagement-Blog davon aus, daß On-Demand-Lösungen überwiegend von den Fachabteilungen gekauft werden, d.h. den Stellen im Unternehmen, die die Lösung dann auch einsetzen. Die Käufer sind dadurch viel besser informiert, und es ist notwendig, diese Kunden wegen der höheren Wechselbereitschaft über die Zeit bei Laune zu halten, indem man dafür sorgt, daß sie einen hohen Gegenwert erhalten (d.h., daß das Produkt gut ist).
Da On-Demand-Lösungen über das Internet konsumiert werden, und, weil die Einstiegsbarrieren niedrig sind, handelt es sich bei den Nutzerfirmen sowohl um große, als auch um kleine Firmen. Da es keine Schulungen bei der Systemeinführung gibt, kommt der Bedienbarkeit der Software eine hohe Bedeutung zu.
Im Konzept des Cloud Computing unterhält der Anbieter die IT und die Software. Kunden greifen über das Internet zu, und kaufen lediglich die Nutzungsrechte. Damit weiß der Anbieter weitaus mehr über seine Kunden, und über ihr Verhalten, als dies im On Premise Geschäft der Fall wäre (stimmt!).
Wie der Autor selbst einräumt, gibt er nur einige Beispiele in ausgewählten Bereichen. Insofern wundert es nicht, daß in seiner Aufzählung einige wichtige Punkte fehlen.
Grundsätzlich denke ich, daß er mit seinen Aussagen in die richtige Richtung geht. Vielleicht wären die folgenden Ergänzungen an seinen Punkten noch sinnvoll.
Der Trend, daß die Fachabteilungen vermehrt Ihre eigenen Anwendungen beschaffen, ist nicht typisch für das On-Demand Gebiet.
Auf der einen Seite hat das Know How der Fachabteilungen in Bezug auf IT Themen generell zugenommen. Auf der anderen Seite suchen viele Firmen schnelle Lösungen. Dies hat die Bedeutung, und die Aufgabe der IT Abteilung generell und grundlegend verändert.
Sowohl auf Anbieter-, als auch auf Kundenseite muss man sich darauf einstellen, daß heute die Fachabteilungen das IT Budget verwalten. Der IT kommt heute vielfach nur die Rolle zu, sich um übergreifende Themen zu kümmern (Sicherheit, Infrastruktur,…).
Auch die Anforderung, daß die Anwendung konstant Nutzen liefern muss ist nicht typisch für das on-Demand Geschäft, sondern gilt generell.
Bei diesen beiden Modellen sind lediglich die Rollen anders verteilt., d.h. der Unterschied liegt darin, wer konkret für welchen Teil des (hohen) Nutzwertes/ wie verantwortlich ist.
In einer Cloudlösung arbeitet der Anwender direkt auf dem Rechner des Anbieters, d.h. es gibt keinen weiteren Mittler. Die angebotene Lösung selbst muss diesen Nutzen direkt „ab Werk“ liefern. Auf der anderen Seite passen Firmen, die die Software selbst installieren, diese Software oft den firmenspezifischen Anforderungen an, um einen genau so hohen Nutzen zu liefern. D.h. hier ist es wichtiger, daß die eingesetzte Lösung die notwendige Unterstützung liefert, um diese Anpassung zu machen. Die Software folgt damit anderen Anforderungen.
Während es sich bei der Cloud-Lösung also um eine „out-of-the-box“ Lösung handelt, die direkt funktionieren muss, hat eine selbst eingesetzte (Enterprise-) Lösung eher einen Werkzeugcharakter. Die beiden Software-Arten folgt damit einer anderen Definition von Nutzwert.
Ein anderer Unterschied ist hierbei eigentlich viel wichtiger: Eine gehostete Lösung läßt sich nur beschränkt an sehr spezielle Anforderungen anpassen, d.h., daß man mit solchen Lösungen eher bereit sein muss, sich an die vorgedachten Prozesse anzupassen, als dies bei eigenen Installationen der Fall wäre.
Der Autor behauptet ja, daß kleine und große Unternehmen gleichermaßen On-Demand Lösungen nutzen, dahingegen nur größe Kunden eine selbst installierte Software. Zudem seien die Wechselkosten niedriger.
Ich denke, daß dies so nicht richtig ist. Es war vielmehr schon immer so, daß sowohl kleine, als auch große Firmen eine Geschäftsoftware installiert, genutzt und unterhalten haben, d.h die Größenvielfalt in beiden Bereichen existiert. Der Unterschied zwischen Groß und Klein liegt eher in der konkreten Ausgestaltung der Systeme, und der Art, wie diese Software betrieben wird.
Wenn heute sowohl kleine als auch große Firmen die gleiche cloudbasierte Software nutzen, kann dies im Gegenzug nur bedeuten, daß
Auch das Argument mit den Wechselkosten ist so nicht ganz richtig. Interessant sind in dem Zusammenhang „Kosten“ bei großen Anwendungen mindestens drei Themen:
Diese Themen begrenzen das Wechseln unabhängig davon, ob man nun eine gehostete Lösung verwendet, oder eine eigene (die geringen Wechselkosten mögen bei kleinen Anwendungen vorkommen, wie z.B. einem Adressbuch). Wenn Sie mir nicht glauben, denken Sie nur kurz daran, was es bedeuten würde, wenn Sie Ihren Mailanbieter wechseln.
In meinen älteren Artikeln finden Sie weiterführende Informationen zum heutigen Thema:
Das Original dieses Artikels ist auf →Der Produktmanager erschienen (©Andreas Rudolph). Regelmäßige Artikel gibt es über die (→Mailingliste), oder indem Sie →mir auf Twitter folgen. In der Online Version finden Sie hier die versprochenen weiterführenden Links: