Innovation erfordert Wissen, und Wissen fördert die Innovativität. Studien zeigen, je mehr Wissen Ihre Angestellten haben, desto leichter fällt es Ihnen, innovative Produkte zu entwickeln. Heute will ich auf die Theorie und die Praxis einer Community of Practice eingehen, die einen wichtigen Baustein für das Wissensmanagement bildet.
In seinem Buch “Business Communities” aus dem Markt und Technik Verlag definiert Patrick Gruban Communities of Practice wie folgt:
„Communities of Practice (CoP) sind Gemeinschaften, in denen sich Menschen austauschen, die ähnliche Tätigkeiten und Aufgaben – normalerweise im beruflichen Umfeld – haben. Dieser Austausch dient dem Aufbau von Wissen für den Einzelnen aber auch für die Firma.“
Um die Communities of Practices zu erklären, gibt er zwei konkrete Beispiele an. Einmal wird die Firma Shell zitiert, die die früher üblichen Expertenabteilungen aufgelöst hat, und statt dessen gemischte Teams unterschiedlicher Funktionsbereiche eingesetzt hat. Shell hat nach einiger Zeit wieder damit begonnen, Treffen zu organisieren, bei denen Experten Fachprobleme unter sich diskutieren konnten. Der Grund hierfür war, daß den Experten der Fachrat der anderen Experten gefehlt hatte, seitdem sie in den gemischten Teams gearbeitet haben.
Zum anderen bespricht er die Open Space Technologie. Die Methode geht auf Harrison Owen zurück, der als Fotograf in Westafrika eine Zeremonie beobachtet hat, bei der sich Dorfbewohner ohne größere Organisation auf einer großen freien Fläche mitten im Dorf getroffen haben, um miteinander zu essen, reden, etc. In der daraus abgeleiteten formalisierten Methode kann jedes Teammitglied, das ein Anliegen hat, sein Thema an die Wand pinnen. Die übrigen Teilnehmer ordnen sich den so entstehenden Themenkreisen zu, und lösen die Themen.
Er argumentiert, daß CoP aus demselben Grund funktionieren wie im zweiten Beispiel gezeigt (Open Space). Ihre Existenzberechtigung haben sie aus demselben Grund, der im Shell-Beispiel aufgeführt (Austausch unter Experten/Identifikation von versteckten Experten).
Es gibt mehrere Punkte die lt Gruban bei der Umsetzung in eine Softwarelösung beachtet werden müssen:
Der Nutzen einer CoP ist nicht direkt messbar, trotzdem kosten sie zunächst einmal Aufwand. Sie können deshalb nur gelingen, wenn die Geschäftsleitung dahintersteht. Daher ist die Einstellung des Managements zu folgenden Themen entscheidend (und CoP sind daher von der Firmenkultur abhängig):
Ich habe bisher CoP als einen wichtigen Baustein im Wissensmanagement kennengelernt, der einen nicht zu unterschätzenden Nutzen hat (sowohl firmenintern, als auch extern). Daher würde ich Ihnen uneingeschränkt raten, Ihren Mitarbeitern die Nutzung solcher Communities nahezulegen, und sie dabei zu fördern, Communities zu verwenden, um betriebliche Fragen zu lösen. Allerdings kommt es hierbei sehr auf die Community-Plattform an, die Sie verwenden, wie groß der eigentliche Nutzen ist.
Nach meiner Erfahrung korreliert das Wissen direkt mit der Innovativität (der oben erwähnte Autor hat also aus meiner Sicht Recht). Gerade die verborgenen Experten sind gerade die Mitarbeiter, die das notwendige Wissen haben, um Innovation voranzubringen. Diese Mitarbeiter haben aber normalerweise keine Zeit, um Ihr Wissen umfangreich zu dokumentieren.
Communities, die solche Mitarbeiterexperten anlocken, machen Know How allgemein zugänglich. Damit die Teilnahme für alle Beteiligten vorteilhaft wird, ist der Nutzen wichtig, den die Community in beiden Richtungen offeriert. Daher solle nicht das Lernen im Vordergrund stehen, sondern der eigentliche Inhalt, die Kommunikation, und die Problemlösung.
Ich habe unterschiedliche CoP kennengelernt. Manche dienen dem Informationsaustausch, andere der Problemlösung. Ein nicht zu unterschätzender Nutzen ist, daß diese CoP jederzeit offen sind. Man muss daher nicht langwierig Sitzungen einberufen, oder Rücksicht auf Abwesenheiten nehmen. Je nachdem, wie man die Community organisiert, kann jeder so teilnehmen, wie es ihm am Besten passt (und von wo). Dieses Merkmal ist überall nützlich, jedoch ganz besonders, wenn es um die Erarbeitung von Problemlösungen geht, und um die kreative Grundstimmung der Teilnehmer.
CoP eigenen sich meiner Meinung am Besten, wenn man sie mit anderen Inhalten verknüpfen kann. Eine reine Diskussionslösung hat das Problem, daß das Wissen unstrukturiert bleibt. Eine Lösung die sich zum Beispiel aus Blogs, Wikis, und Chatfunktion zusammensetzt, macht es einfacher strukturieres Wissen mit kommunikativen Elementen anzureichern (z.B. kann man zitieren, verweisen, etc…). Um eine solche hybride Lösung zu verwenden, ist es notwendig, einzelne Mitarbeiter mit der Aufbereitung von Wissen zu betrauen.
Man kann über CoP auch gut mit Kunden zusammenarbeiten (was intern gilt, gilt dann auch extern), zumindest wenn die Vertriebsphase bereits abgeschlossen ist. Ganz besonders wichtig für mich ist, daß man mit einer solchen Community auf viele unnötige Dinge verzichten kann. Zum Beispiel ist jedermann klar, daß sich in einer Community Fachexperten treffen. Dort wird also normale Sprache verwendet, und keine ausgefeilte Marketingsprache.
Es kommt zudem auf die Inhalte an, d.h. auch die ganze Aufbereitung in kundenkompatiblen Format ist unwichtig. Mit Einsparungen im Bereich Marketing erreicht man eine wesentlich tiefergehende, und schnellere Diskussion (die Erstellung von marketingreifen Unterlagen benötigt Zeit). Das bedeutet, daß man auch Konzepte und Prototypen klären kann, wofür es auf Geschwindigkeit ankommt.
In meinen älteren Artikeln finden Sie weiterführende Informationen zum heutigen Thema:
Das Original dieses Artikels ist auf →Der Produktmanager erschienen (©Andreas Rudolph). Regelmäßige Artikel gibt es über die (→Mailingliste), oder indem Sie →mir auf Twitter folgen. In der Online Version finden Sie hier die versprochenen weiterführenden Links: