Bekanntlicherweise arbeiten Modefirmen eng am Endkunden. Sie verkaufen „Illusionen“, „Trends“ und „Mode“, d.h. müssen sorgsam auf gesellschaftliche Änderungen reagieren. Speziell als IT Firma kann daher viel von diesen Unternehmen in Bezug auf das effiziente Kundenbeziehungsmanagement lernen.
Auf der anderen Seite wird es immer wichtiger, Kunden und Mitarbeiter in die Unternehmensprozesse einzubinden. Speziell im Bereich der Neuproduktentwicklung haben viele Firmen gute Ergebnisse mit einer Methode erzielt, die man als Crowdsourcing bezeichnet.
Hierbei organisiert man Communities im Internet, die eigenständig zusammenarbeiten, um Probleme zu lösen (siehe die Referenzen unter Weiterführende Informationen).
Neulich ist mir ein Aufruf der Firma Boss aufgefallen, der ein gutes Beispiel für diese Strategien abgibt.
Anfang 2011 wird in Berlin die Fashion Week stattfinden. Normalerweise sind die Eintrittskarten sehr beliebt. Viele Leute, die sich für Mode interessieren, würden es sich nicht zwei mal sagen lassen, daran teilzunehmen.
Hugo Boss sucht in der Bloggergemeinde Leute, die den Event redaktionell betreuen wollen (→ Werde Reporter auf der Hugo Fashion Show).
Die Sprache der Ausschreibung richtet sich an junge, hippe Leute, die kreativ arbeiten können. Die Bewerber müssen sich einer Challenge stellen, so wie man es auch von den diversen Casting Shows kennt, die im Fernsehen laufen. Die Sieger erhalten die Chance, vor Ort an der Show teilzunehmen. Als Bezahlung winken iPod, Eintrittskarte, und Reise.
In Ihrem Artikel → The Enterprise Value of Social Software beschreiben John Hagel III and John Seely Brown die Vor- und Nachteile von sozialer Software.
Hierbei handelt es sich um Software (und Verfahren), die es gestatten, Communities of Interest zu bilden, und zu unterhalten. Die Kampagne von Boss ist ein Teil einer sozialen Kampagne, und stellt die Vorgehensweise plakativ vor.
Innerbetrieblich angewendet bieten die sozialen Verfahren die folgenden Vorteile:
„It can provide the platform for scaling and amplifying connections and tapping into the knowledge flows within a company. “
„How does this all relate to The Power of Pull? Pull is the ability to draw out people and resources as needed to address opportunities and challenges. Social software has the potential to drive real value for companies through all three levels of pull described in our book.“
„Social software allows the user to reach out to a large number of relevant participants and bring them into a virtual discussion around a specific problem or challenge, so tacit knowledge is shared and new knowledge is created. But social software also captures, and makes searchable, these informal conversations.“
„The second level of pull, Attract, is about drawing out relevant people and resources, even those we are not even aware of needing. It is important because in the world of pull, we often don’t know who or what will be valuable to our endeavors. We don’t know what to look for and then find it — we call that serendipity and it sometimes feels like luck. Attract is about shaping serendipity.“
„The real value comes when the one-off interactions develop into relationships and the relationships begin to facilitate sustained collaboration. Individuals and companies achieve their potential when they can tap into and create tacit knowledge through long-term collaborative relationships .“
Dies bedeutet, daß soziale Software einen hohen Nutzen gewährleistet, indem sie die relevanten Interessenten zusammenbringt, den Austausch ermöglicht, und implizites Wissen suchbar macht. Die Verfahren sorgen ebenfalls dafür, daß sie Interesse wecken, und Beziehungen ermöglichen, die die Grundlage von Kooperationen bilden.
Speziell der Aufruf an die Bloggerszene ist in den USA seit langem üblich (viele Blogger nehmen aktiv an Modeschauen teil). Speziell hier steht dies noch am Anfang.
Bereits aus der verwendeten Sprache kann man den Rückschluss ziehen, daß Boss die Vertreter der Generation Y (Millenials) anspricht, d.h. eine internetaffine Generation, die das Mitmachen gewohnt ist (siehe → Wikipedia). Die wesentlichsten Merkmale sind demnach
„Die Millennials sind optimistisch und selbstbewusst und haben Vertrauen in die Regierung, weshalb sie sich auch nicht sehr aktiv ins politische Geschehen einbringen. Ihre politische Einstellung gilt in den USA als liberal, sie rebellieren weder gegen die Gesellschaft noch gegen den Kapitalismus, sondern suchen aktiv Veränderungen.“
Die Generation Y kommt langsam in die Firmen, d.h es wird notwendig, sich sowohl innerbetrieblich (Kollegen/Mitarbeiter), als auch extern (Kunden, und Partner) darauf einzustellen.
In der Praxis bedeutet dies zum Beispiel, daß man heute weniger zum Mittel der Befragung greift, um an Daten zu kommen. Dies hat man früher gerne gemacht, um an Anforderungen zu kommen. Heute ist es demgegenüber besser, Mitmachmöglichkeiten zu bieten, und Beziehungen aufzubauen.
In meinen folgenden Artikeln finden Sie weiterführende Informationen zum heutigen Thema:
Das Original dieses Artikels ist auf →Der Produktmanager erschienen (©Andreas Rudolph). Regelmäßige Artikel gibt es über die (→Mailingliste), oder indem Sie →mir auf Twitter folgen. In der Online Version finden Sie hier die versprochenen weiterführenden Links:
This entry was posted on Mittwoch, Dezember 15th, 2010 at 8:48 pm. It is filed under Innovation, Thema des Tages and tagged with Consumer, Kommunikation, Market Relation, Social Media, Web 2.0. You can follow any responses to this entry through the RSS 2.0 feed.
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