Neulich hat die re:publica 2015 stattgefunden – die größte Messe Europas über die Themen Internet und Gesellschaft. Dort gab es einen Vortrag von Gunther Dueck, den ich mir heute angesehen habe.
Gunther Dueck publiziert rund um das Thema „Innovation“ und hält regelmäßig unterhaltsame Vorträge auf diversen Veranstaltungen. In seinem früheren Leben war er bei IBM für Innovationsthemen verantwortlich.
Dueck hat kürzlich ein neues Buch mit dem Titel „Schwarmdumm: So blöd sind wir nur gemeinsam“ (siehe diese und andere weiterführende Links in den weiterführenden Informationen) herausgebracht, das recht vielversprechend aussieht.
Auf der besagten Konferenz hat er in einem Vortrag die Grundideen des Buches vorgestellt und das aufgezeichnete Video des Vortrages “Schwarmdumm von der re:publica 2015“ in seinem Blog veröffentlicht – Ansehen lohnt, wie ich finde:
Er verwendet seine Redezeit zum großen Teil auf ein Phaenomän, daß ich aus der Warteschlangentheorie/ der Logistik kenne, und bezeichnet dies als ursächlich für die oft zu beobachtende Schwarmdummheit.
Konkret betrachtet, optimieren viele Firmen auf der permanenten Jagd nach zweistelligen Wachstumsraten die Arbeitszeit immer weiter. Letztendlich sorgt das zunehmende „Arbeiten am Anschlag“, das inzwischen für viele Menschen gilt, dafür, daß es immer weniger zeitliche Reserven für Nachdenken gibt.
Dadurch geht eine wichtige Ressource verloren: Kreativität und Offenheit für Neues. Hierunter leidet die Innovation, und wir werden zusammen dümmer, und nicht besser.
Viel Schlimmer: die Menschen (und Firmen) nehmen sich wegen dieser Schwarmdummheit Vorhaben vor, die eigentlich nicht durchführbar sind, und scheitern dann, was noch mehr Druck erzeugt.
Wie er mehrfach sagt, entsteht die gleiche Verschwendung von Mitarbeiterkreativität dadurch, daß man in Meetings nicht effizient entscheidet, sondern am Ende immer jemanden findet, der aus dem gedanklichen Konsens ausschert.
Hierbei zeigt er einen interessanten Unterschied im Denken auf, der zwischen Ingenieuren und Betriebswirtschaftlern besteht. Auch bekommen die üblichen Verdächtigen ihr Fett ab: Meetings und Manager.
Im hinteren Teil erklärt er, und dies fällt auffallend aus der Reihe, wie dieselben Kommunikationvorgänge in den Betrieben zu Schwarmdummheit führen können, die sonst zur Eltern-Kind-Entfremdung (engl. Parental Alienation Syndrome), führt, die eigentlich eher in Scheidungsfamilien vorkommt.
Bei dieser „Eltern-Kind-Entfremdung„, oder auch elterliches „Entfremdungssyndrom“ (engl. Parental Alienation Syndrome (PAS)), steht am Ende oft der Kontaktabbruch zwischen Kind und nicht betreuendem Elternteil in einer Scheidungsfamilie.
Dueck zeigt anhand der Kommunikationsmuster des betreuenden Elternteils, die zu diesem Kontaktabbruch führen, wie die Überlastung der Mitarbeiter im Arbeitsleben dazu führen kann, daß sie sich keine Zeit nehmen, um über innovative Produkte nachzudenken.
Überlastung und fehlende Innovation hängen also zusammen, und zuviel Last macht nicht intelligent, sondern dumm.
Er schliesst seinen Vortrag mit einer einfachen Lösung und dem Aufruf, sich auf ein „genial einfach statt dumm einfach“ zu konzentrieren, bzw in der „Einfachheit den Sinn des Lebens“ zu sehen.
Das Original dieses Artikels ist auf →Der Produktmanager erschienen (©Andreas Rudolph). Folgeartikel zum Thema gibt es über die (→Mailingliste), oder indem Sie →mir auf Twitter folgen.
In der Online Version des Artikels finden Sie hier die versprochenen weiterführenden Links: