Land der Angsthasen – und das große Potential der Industrie 4.0

Gerade im Kontext der neuen „Industrie 4.0“ ist das globale Tempo nicht zu übersehen, mit dem viele Länder neben Deutschland das Thema aufnehmen. Verständlicherweise muss man sagen, denn in dem Thema steckt ein großes Potential.

Ein Grund, warum es hierzulande manchmal aussieht, als wäre die Handbremse noch angezogen, könnte unsere Angst vor neuen Technologien sein.

Risikoaversion

In „→Republik der Angsthasen – Risikoscheu als Fortschrittskiller“ (siehe weiter unten) ist zu lesen, daß neue Technologien in Deutschland oft nur sehr zögerlich aufgenommen werden. Oft sieht man hier gerne erst einmal die Nachteile, wie dort am Beispiel des Autos verdeutlicht wird, das neulich gehackt wurde (hier haben Hacker die Kontrolle über einen Jeep übernommen, und z.B. über das Internet die Klimaanlage hochgedreht, oder das Radio an und ausgeschaltet. Hiermit sollte gezeigt werden, daß heutige Autos Sicherheitslücken aufweisen)

Der Artikel zeigt weiterhin, daß diese ängstliche Haltung gefährlich ist, und dafür sorgen könnte, daß wir uns zu lange aus Zukunftstechnologien heraushalten – bis es zu spät ist, und andere Länder das Zepter übernommen haben. So geschehen, z.B. bei der Computertechnik vor 40 Jahren.

Innovationshemmnisse

Ein zweiter Aspekt ist, daß wir uns gerne vor den Risiken neuer Technologien absichern, indem wir uns Gesetze und Normen geben. Diese komplizierten Normen wirken sich dann auch negativ auf das Wachstum aus, wie die folgenden beiden Studien zeigen:

  • →Untersuchung von Innovationshemmnissen in Unternehmen
  • →The Global Innovation Index – Data Analysis

Die erste Studie stammt aus dem Wirtschaftsministerium, und zeigt die typischen Innovationshemmnisse, denen unsere Unternehmen ausgesetzt sind. Insbesondere heißt es dort:

„Bürokratische und rechtliche Regelungen werden von KMU regelmäßig als wichtiges Innovationshemmnis benannt. Dieser Komplex reicht von den administrativen Verfahren der Innovationsförderung über Zulassungs- und Genehmigungsverfahren neuer Produkte bis hin zur schutzrechtlichen Sicherung sowie den Normungsprozes- sen. Bürokratische und rechtliche Regelungen verhindern nicht sys- tematisch Innovationsaktivitäten im Mittelstand. Patente, Normen, Standards, Akkreditierungen sowie Zulassungs- und Genehmigungsverfahren stellen KMU zwar vor zum Teil große inhaltliche, finanzielle und organisatorische Herausforderungen.“

Ein ähnliches Ergebnis zeigt die Studie „The Global Innovation Index – Data Analysis„, über die ich neulich bereits geschrieben habe.

Deutschland ist ein relativ innovatives Land, jedoch landen wir bei dem Kriterium des „regulatorischen Umfelds“ weit hinten (siehe die Infografiken auf der Webpage des Global Innovation Index).

Schnelligkeit

Der bereits eingangs zitierte Artikel zeigt, daß für 57% unserer Bevölkerung der technische Fortschritt grundsätzlich zu schnell verläuft, obwohl auch diese Leute davon leben, daß wir letztendlich nur deshalb international so erfolgreich sind, weil wir innovative Produkte herstellen.

Folgende Ideen könnten dabei helfen, gegen dieses schädliche subjektive Empfinden anzukämpfen:

  • Statt der Risiken die Chancen sehen – z.B. hat das Thema der Industrie 4.0 ein großes Potential, d.h ist mit großen Chancen verbunden. Darüber sollte man oft und offen reden.
  • Eine Kultur des ständigen Lernens etablieren – Manche Zurückhaltung ist darauf zurückzuführen, daß die Leute die neuen Technologien nicht kennen. In einem Klima des ständigen Lernens hätte man jedoch die Chance, diese Technologien zu erlernen.
  • Spielen und Experimentieren – Viele Leute lernen durch Anfassen. Wenn man z.B. mit „Internet of Things“ Geräten experimentiert, lernt man auch deren Potential kennen, und man versteht, daß diese Technologien kein Hexenwerk darstellen.
  • Öfter darüber reden, wie Innovation entsteht, und wie notwendig sie ist – Wenn man einmal eingesehen hat, daß neuen und guten Produkten eine überragende Bedeutung beikommt, ist es viel einfacher zu akzeptieren, daß man offen sein muss für Neuigkeiten.
  • Entkoppeln von Innovationstempo und von „wahrgenommener Geschwindigkeit“ – Selbst in sehr dynamischen Firmen kann man persönlich seine Ruheinseln finden, wenn man Techniken aus der Burnout Forschung anwendet, d.h. sich von dem externen Tempo entkoppelt. Sowas liesse sich auch bei der Wahrnehmung des technischen Fortschritts anwenden.
  • Wenn wir es nicht machen macht es jemand anderes – Die Risiken, den Anschluss zu verlieren, sind nicht zu unterschätzen, und die Konsequenzen sind groß.
  • Den Wandel beherrschbar erscheinen lassen – wie zum Beispiel über Initiativen, die zum Thema „Arbeiten 4.0“ stattfinden.

Weiterführende Informationen

Das Original dieses Artikels ist auf Der Produktmanager erschienen (©Andreas Rudolph). Folgeartikel zum Thema gibt es über die (→Mailingliste), oder indem Sie →mir auf Twitter folgen.

In der Online Version des Artikels finden Sie hier die versprochenen weiterführenden Links:

Comments are closed.