Das digitale Unternehmen

Es ist eine interessante Artikelserie zum Thema „digitale Strategie“ herausgegeben worden, die ich Ihnen nicht vorenthalten will.

Die Aussagen, die dort zu finden sind, passen aus mehreren Gründen gut hier her. Zum einen macht die Artikelserie deutlich, daß die Digitalisierung weiter voranschreitet.

Sie zeigt aber auch, daß dies auch Auswirkungen auf die Produkte haben wird, die Kunden in Zukunft nachfragen, und die Produktionsmethode.

Digitale Innovationen

Der Artikel „The seven habits of highly effective digital enterprises“ (McKinsey & Company) nennt sieben Erfolgsfaktoren (Verweise auf die hier genannten Quellen, siehe am Ende des Beitrages).

Eine innovative digitale Firma muß bei jedem Faktor einen Excellenzstatus erreichen, um langfristig bestehen zu können. Herausgreifen möchte ich zwei Faktoren, die sich mit dem Produkt befassen.

Agilität

Die Geschwindigkeit, mit der Neuigkeiten geliefert werden, wird immer wichtiger. Wo früher jahrelange Modellzyklen galten, geht es heute eher um die kontinuierliche und flexible Lieferung von Produktergänzungen.

In dem erwähnten Artikel heißt es hierzu:

„5. Be quick and data driven
Rapid decision making is critical in a dynamic digital environment. Twelve-month product-release cycles are a relic. Organizations need to move to a cycle of continuous delivery and improvement, adopting methods such as agile development and “live beta,” supported by big data analytics, to increase the pace of innovation. Continuous improvement requires continuous experimentation, along with a process for quickly responding to bits of information.“

Die angesprochene Änderung hin zum Experimentellen bedeutet letztendlich, daß nun wohl überall eine Veränderung bei der Vorgehensweise innerhalb der Produktentwicklung stattfinden wird, die ihren Siegeszug eher im Bereich der Softwareentwicklung begann: die agile Entwicklungsmethode.

Es wird aber auch klar, daß es die langen Zyklen bald nicht mehr geben wird, in denen man Produktentwicklungen spezifizieren, testen und entwickeln konnte. Vielmehr läuft es in Zukunft eher darauf hinaus, daß der enge und kontinuierliche Kontakt zu Kunden in den Mittelpunkt rückt, und die Fähigkeit, flexibel zu entwickeln und auszuliefern.

Technisch gesehen zeigt dies für mich sehr gut, daß die Entwicklung, die derzeit in Richtung des Cloudcomputing stattfindet weniger eine Frage der Datenhaltung ist, sondern vor allem eine  strategische Entwicklung markiert.

Das Cloudcomputing ist nämlich wohl die erste Entwicklungsmethode überhaupt, die es Unternehmen in der IT erlaubt, flexibel zu entwickeln und zu liefern.

Da vermehrt Produkte auf dem Markt sind, sind die Hardware mit Software verbinden, gilt dieser Trend sicher bald auch für die Hersteller von Hardware.

Kundenorientierung

Das folgende Zitat aus dem erwähnten Artikel zeigt, daß exzellente Produkte (und Vertriebssysteme) an Bedeutung gewinnen:

„7. Be obsessed with the customer
Rising customer expectations continue to push businesses to improve the customer experience across all channels. Excellence in one channel is no longer sufficient; customers expect the same frictionless experience in a retail store as they do when shopping online, and vice versa. Moreover, they are less accepting of bad experiences; one survey found that 89 percent of consumers began doing business with a competitor following a poor customer experience. On the flip side, 86 percent said they were willing to pay more for a better customer experience.

A healthy obsession with improving the customer experience is the foundation of any digital transformation. No enterprise is perfect, but leadership teams should aspire to fix every error or bad experience. Processes that enable companies to capture and learn from every customer interaction—positive or negative—help them to regularly test assumptions about how customers are using digital and constantly fine-tune the experience.“

Bezogen auf die Produktentwicklung läßt sich demnach folgern, daß der hohe Designanspruch, den Apple kultiviert hat, und der nun von immer mehr Firmen verfolgt wird, mehr ist als ein „nice to have“.

Wenn dies klappen soll, erfordert es die Einsicht, daß es ohne gut gestaltete Produkte und Prozesse schwierig wird, die immer anspruchsvoller werdenden Kunden zu befriedigen.

Vorgehensweisen, die man eher aus dem Design kennt bilden Methodenwissen ab, mit dem sich Produkte so auslegen lassen, daß sie genau das tun, was Nutzer erwarten.

Jede innovative Firma tut also gut daran, sich mit entsprechenden Methoden wie dem Designthinking zu befassen.

Zudem sollten Mitarbeiter dazu befähigt werden, hohe Qualitätsansprüche an die eigene Arbeit zu formulieren, und umzusetzen.

Disruptive Innovation

Der zweite Artikel ist eigentlich das Transskript eines Interviews, und trägt den Namen „Why every leader should care about digitization and disruptive innovation“.

Das folgende Zitat erläutert den Hintergrund:

„The disruptive impact of technology is the topic of a McKinsey-hosted discussion among business leaders, policy makers, and researchers at this year’s meeting of the World Economic Forum, in Davos, Switzerland. In this video, two session participants preview the critical issues that will be discussed, including the impact of digitization and automation on labor markets and how companies can adapt in a world of rapid technological change.“

Der Artikel selbst zeigt, daß sich physische Produkte zunehmend mit Cyberprodukten vermischen, und dadurch ebenfalls quasi-digitalisiert werden.

Hieraus erwachsen unterschiedliche Implikationen für die Firmen, die Regionen, und die Nutzer. Vor allen Dingen zeigen die interviewten Experten aber, daß die Geschäftsmodelle zunehmen anspruchsvoller werden müssen, um hiermit Schritt zu halten.

In die Praxis übersetzt bedeutet dies wohl, daß die Digitalisierung zwangsläufig auch zu neuen Geschäftsmodellen führen wird. Dies ist sicher ein interessantes Gebiet für das Methodenwissen des Produktmanagements.

Weiterführende Informationen

Das Original dieses Artikels ist auf Der Produktmanager erschienen (©Andreas Rudolph). Folgeartikel zum Thema gibt es über die (→Mailingliste), oder indem Sie →mir auf Twitter folgen.

In der Online Version des Artikels finden Sie hier die versprochenen weiterführenden Links:

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