Die Frage warum sich manche Länder besser entwickeln als andere, gehört zu den großen Fragen der Volkswirtschaftslehre. Wie auch bei anderen Themen, kann man die bei der Beantwortung erworbenen volkswirtschaftlichen Erkenntnisse auf den betriebswirtschaftlichen Bereich übertragen.
Mir ist neulich eine neue Studie aufgefallen, und weitere Artikel, die dazu anregen können, sich die besondere Rolle der Innovation noch einmal bewusst zu machen. Quasi ein Hochlied auf neue Technologien.
In seinem Artikel auf Spiegel Online →Nationen und ihr Wohlstand – Schlüssel zum Reichtum berichtet Christian Rickens über eine Studie von Acemoglu und Robinson zu eben diesem volkswirtschaftlich motiviertem Thema.
Demnach sind die Faktoren die zu volkswirtschaftlichen Erfolg führen alte Bekannte, wie zum Beispiel die Stabilität der Institutionen und die Innovationsfreundlichkeit der Bevölkerung:
Wobei es um die Faktoren, die den Wohlstand eines Landes dauerhaft mehren, in der Fachwelt relativ wenig Streit gibt. Entscheidend sind funktionierende gesellschaftliche Institutionen: unabhängige und faire Gerichte. Eine Verwaltung, die nicht allzu korrupt ist. Eine Regierung, die sich den Interessen des Volkes stärker verpflichtet fühlt als dem eigenen Wohlergehen. Schulen, in denen Kinder tatsächlich etwas lernen und nicht bloß verwahrt werden. Solche funktionierenden Institutionen schaffen eine gesellschaftliche Atmosphäre, in der Menschen einen Anreiz besitzen zu sparen und zu investieren, sich zu bilden und Innovationen hervorzubringen. Aus dieser Akkumulation von Kapital und Wissen entsteht dauerhaftes Wirtschaftswachstum.
Innovationen und das Innovationsklima sind offensichtlich nicht nur für einzelne Unternehmen wichtig, sondern sie können für ein Land insgesamt zukunftsentscheidend sein.
Dabei kommen der Sparneigung und der Investitionsfreudigkeit eine wichtige Bedeutung zu, da Kapital quasi den Grundstock darstellt.
Die im Artikel behandelten Autoren stellen sich die Frage, warum die industrielle Revolution ausgerechnet in England begonnen hat. Sie kommen zu dem Ergebnis, dass dafür eine langfristige Entwicklung verantwortlich ist, in der sich Schritt fuer Schritt kleine institutionelle Unterschiede zu anderen Ländern entwickelt haben.
Im konkreten Fall haben sich Englands Wettbewerbsvorteile einige Jahrhunderte früher herausgebildet, weil es gesellschaftliche Gruppen gab, die ein verstärktes Interesse an Innovationen hatten:
Die Ursachen für Englands Pionierrolle bei der industriellen Revolution liegen demnach einige Jahrhunderte früher: In Großmächten wie Spanien wurde der Überseehandel unter dem Monopol des Königshauses betrieben, in England von selbständigen Kaufleuten. Diese selbständige Kaufmannsschicht wurde allmählich enorm wohlhabend und verfügte so über das nötige Kapital, um Innovationen wie der Dampfmaschine oder der Eisenbahn zum Durchbruch zu verhelfen. In Spanien fehlte diese Kaufmannsschicht. Der Adel wiederum hatte kein Interesse, durch Innovationen seine eigene privilegierte Stellung auszuhöhlen.
Lange Zeit war Deutschland als wenig innovationsfreudig bekannt. Neue Technologien wurden oft erst einmal abgelehnt, oder nur sehr zögerlich aufgenommen – zumindest im Vergleich zu Ländern wie Japan oder den USA.
Beispiele hierfür sind die Informationstechnik, die schon als Arbeitsplatzvernichter aufgefasst wurde, bevor man sie richtig kannte, oder bestimmte Herstellungsverfahren in der Biotechnologie. Selbst das Automobil wurde zunächst einmal abgelehnt, bevor es später dann für Teile unseres Wohlstandes verantwortlich werden konnte (siehe →Sendung DRadio über das Automobil)
„‚Eine Spielerei, die nichts ist und nichts wird‘, meinten die einen. ‚Wie kann man sich in so einen unzuverlässigen, armseligen, laut lärmenden Maschinenkasten setzen, wo es doch genug Pferde gibt auf der Welt und die eleganten Kutschen und Droschken obendrein‘, sagten die anderen.“
Niemand wollte das holprige Gefährt kaufen – darunter litt Benz genauso wie Gottlieb Daimler, der in Cannstadt einen ähnlichen Motor entwickelt hatte, ohne dass die beiden Pioniere zunächst voneinander wussten.
In meiner Wahrnehmung hat sich diese Haltung zwischenzeitlich etwas relativiert, und die Aufgeschlossenheit gegenüber neuen Technologien nimmt zu. In →GLOBALISIERUNG – Deutschland behauptet sich auf dem Weltmarkt habe ich einen wichtigen Grund hierfür gefunden – wir haben uns die Fähigkeit erhalten haben, in industriellen Prozessen zu lernen:
Es zahle sich jetzt aus, „dass Deutschland in der Vergangenheit den in vielen anderen Ländern politisch bewusst betriebenen Prozess der Deindustrialisierung nicht mitgemacht hat“, sagt Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der VBW. Die Studie basiert auf einem einzigartigen Welthandelsmodell aus 100 Millionen Datenkombinationen, mit dem sich für jede Branche nachvollziehen lässt, wie sich durch die Globalisierung Produktion, Forschung und Exportgeschäft von einem Land zum anderen verschoben habe.
Auch auf betriebswirtschaftlicher Ebene kann man den Trend zu innovativen Produkten beobachten sei es nun bei Hidden Champions, oder bei den großen Unternehmen. Ein richtiger Weg, wie der eingangs erwähnte Artikel zeigt-
Im Internet finden Sie folgende weiterführende Artikel:
In meinen älteren Artikeln finden Sie weiterführende Informationen zum heutigen Thema:
Das Original dieses Artikels ist auf →Der Produktmanager erschienen (©Andreas Rudolph). Regelmäßige Artikel gibt es über die (→Mailingliste), oder indem Sie →mir auf Twitter folgen. In der Online Version finden Sie hier die versprochenen weiterführenden Links: