Unter dem Titel → Ballmer schlägt seine entscheidende Schlacht ist neulich in der Wirtschaftswoche ein längerer Artikel erschienen. Dieser Artikel handelt von der strategischen Positionierung von Microsoft im Vergleich zu Apple und Google.
In dem Artikel wird klar, dass das neue Windows 8 für Microsoft weitaus mehr ist als nur ein neues Betriebssystem. Vielmehr handelt es sich um den Versuch, die gesamte Firma und die gesamte Firmenstrategie umzupositionieren. Und es handelt sich um einen neuen Ansatz, um mit einigen grundlegenden Änderungen in der IT zurechtzukommen.
Der Artikel ist deshalb interessant, weil er wichtige Schlüsseltrends der IT aus strategischer Sicht bespricht – Stichwort „Consumerization“. Außerdem zeigt an welchen Stellen die bisherige Produktstrategie von Microsoft Schwachstellen aufweist, wo Änderungen notwendig waren, und wie die Strategie umgestellt wurde.
Im Oktober wird Microsoft wohl das neue Windows 8 für Smartphones vorstellen, und gleichzeitig ein Windows 8 für den PC. Im Gegensatz zu seinen großen Protagonisten verwendet Microsoft identische Benutzeroberflächen und Softwarearchitekturen für beide Geräteklassen.
Nutzer müssen in Zukunft nicht umdenken, und Softwarehersteller kommen mit einer Softwareversion aus, um unterschiedliche Geräteklassen zu erschliessen – was Kosten spart, und den potentiellen Markt vergrößert (Gerade in Bezug auf das fragmentierte Android Betriebssystem).
Gleichzeitig mit dem Betriebssystem kommen neue Geräte auf den Markt. Nokia plant ein neues Smartphone, und Microsoft wird wohl den neuen Surface-Tablettcomputer auf den Markt bringen.
Dieser Gewaltakt einer neuen Software und Geräten ist – wenn man dem Artikel glauben kann – nicht ohne Risiken, wohl aber deshalb notwendig, weil dem mobilen Computing die Zukunft gehört.
Ohne Geräte und neue Betriebssoftware wird es Microsoft nicht leicht haben, sein angestammtes Softwaregeschäft in die Zukunft zu retten (Betriebssystem und Office). Daher ist dieser Produktlaunch wohl auch relativ „alternativlos“.
Mehrere Trends machen Microsoft wohl derzeit das Leben schwer. Gleichzeitig wendet die Firma klassische Strategien an, um diesen Trends zu folgen. Aus dem erwähnten Artikel lassen sich die folgenden Trends und Strategien ableiten mit denen Microsoft reagiert:
Früher war Microsoft eine Firma, die nur sehr selten auf Nutzer gehört hat. Vielmehr hat man die Standards selbst vorgegeben, an die sich der Markt halten mußte. Microsoft war hierbei aber nicht alleine. Viele bedeutende IT Hersteller sind in der Frühzeit der IT so verfahren.
Diese Vorgehensweise hat sich wohl grundlegend geändert. Der Artikel erwähnt an mehreren Stellen direkt oder indirekt, wie genau Microsoft wohl auf die Probleme der Anwender gehört hat, und wie präzise man daraus eine eigene Produktstrategie entworfen hat.
Dem mobilen Computing gehört die Zukunft – damit werden Geräte und Software wichtig, die den Nutzern dort zur Verfügung stehen, wo sie sich aufhalten. Wie die Information über Microsoft zeigt, wollen Nutzer Geräte, die sich ähnlich bedienen lassen, und die ihre Daten über die Cloud synchron halten können – weitaus nahtloser, als dies mit heutigen mobilen Lösungen möglich ist.
Die Nutzererfahrung wird immer wichtiger, und damit sowohl das User Interface der Geräte, und das Design der Hardware überhaupt. Wie Microsoft es vormacht (und z.B. Apple schon seit längerem erfolgreich anwendet), gelingt die beste Nutzerzentrierung immer dann, wenn man als Hersteller das gesamte Gerät kontrolliert (PC/ Smartphone, aber auch Betriebssoftware oder Anwendungen).
Daher entwickelt sich der Markt wohl derzeit in die Richtung der „geschlossenen Systeme“
Ökosysteme sind wichtig für den Markterfolg – gerade in der IT. Auf der einen Seite stehen bei vielen Entwicklungen Produkte von Firmen wie Microsoft oder Apple im Zentrum, weil sie die Plattformen bieten. Doch eine Plattform alleine nutzt wenig, wenn man über keine Anwendungen verfügt, die diese Plattformen auch nutzen.
Wie der Artikel zeigt, hat Microsoft hier wohl einen entscheidenden Punkt gefunden, der daraus besteht, daß Anwendungen sowohl auf dem Mobilgerät lauffähig sind, als auch auf dem PC. Man geht deshalb wohl nicht nur auf die Endkunden ein, sondern eben auch auf die Partner.
Coolness-Faktoren sind heutzutage wohl wichtiger, als sie es vorher je waren. Es reicht nicht, Hardware oder Software auszuliefern. Vielmehr gehört auch ein modernes Auftreten dazu, als auch Produktmerkmale, die begeistern.
Wie der Artikel zeigt, hat Microsoft beispielsweise das Firmenlogo modernisiert, und die Software so gestaltet, daß sie modern aussieht. Auch wird die neue Strategie so geschickt positioniert, daß der Markt sie annehmen kann, ohne große Widerstände zu erzeugen.
Ich war in der letzten Woche mehrere Tage auf der Photokina. Dort konnte man diese Trends ebenfalls beobachten. Um nur einige Beispiele zu nennen:
Vielleicht hierzu später mehr. Ich hoffe, daß Ihnen die bisherigen Überlegungen bei der Entwicklung spannender Produkte helfen.
Im Internet finden Sie weiterführende Artikel, in denen Sie mehr Informationen über die vorgestellten Konzepte:
In meinen älteren Artikeln finden Sie weiterführende Informationen zum heutigen Thema:
Das Original dieses Artikels ist auf →Der Produktmanager erschienen (©Andreas Rudolph). Regelmäßige Artikel gibt es über die (→Mailingliste), oder indem Sie →mir auf Twitter folgen. In der Online Version finden Sie hier die versprochenen weiterführenden Links: