Microsoft und das Surface Tablet

Microsoft hat neulich einen neuen Tablet-Computer vorgestellt, der aufhorchen läßt – aus mehrfacher Hinsicht:

  • 1) Im Vergleich zu vielen Wettbewerbsprodukten zum iPad von Apple erscheint mir dieser Entwurf eigenständig zu sein, und er scheint das Zeug zum Erfolg zu haben.
  • 2) Microsoft ist cool again.
  • 3) Im Vergleich mit Apple ergeben sich interessante Einblicke in die Prioritäten der Innovation

Im Handelsblatt ist ein Kommentar über diese Produktankündigung zu lesen gewesen (Wie Microsoft cool wurde), der einige wichtige Bemerkungen über heutige Produktanforderungen macht

Wie Microsoft cool wurde

In den Artikel Wie Microsoft cool wurde sind einige interessante Bemerkungen zu lesen, über die Lehren, die Microsoft aus dem Erfolg von Apple gezogen hat, und über die IT- Industrie generell:

„Damit zeigt Microsoft, dass es verstanden hat, worauf es in der neuen IT-Welt ankommt: Auf die Privatkunden, die in den vergangenen Jahren zum Schlüssel für den Markterfolg der IT wurden. Denn im mobilen Boom-Markt der Smartphones und Tablets entscheiden überwiegend Privatleute und nicht mehr IT-Entscheider in Unternehmen über die Anschaffung von Geräten.“

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„Das Surface-Tablet scheint das erste Microsoft-Produkt zu sein, das bei den Kunden auch Leidenschaft weckt. Dafür hat Microsoft den Bau der Hardware erstmals in eigene Hände genommen – ganz so wie Apple. Nur so kontrolliert Microsoft das gesamte Nutzererleben, das von Hardware wie Software gleichermaßen bestimmt wird.“
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„So gewinnt nicht derjenige am am Markt, der nur den kühl rechnenden Controller im Unternehmen durch intelligente Softwarelösungen überzeugt, er muss auch das Herz des Konsumenten erreichen. Und die wählen lieber begehrte und schöne Gadgets wie iPhone und iPad, als langweiliges Arbeitstier wie das Blackberry. Und weil in immer mehr Büros „Bring your own Device“ angesagt ist, bleibt das oft die einzige Anschaffung.
Die sogenannte „Consumerization der IT“ ist damit zu einem Problem für Microsoft und sein angestaubtes Image geworden.“

Der Anspruch an Produkte aus Apple’s Sicht

In den Artikel  Apple-Designer Jonathan Ive: Nur besser, sonst gar nicht. sagt Ives, den folgenden Satz, der gut beschreibt, mit welchem Anspruch man Produkte entwickeln sollte (was man im Fall des Surface wohl gemacht hat):

Die Aufgabe einer Produktneuschöpfung in der relativ kleinen Designergruppe von rund einem Dutzend beschreibt Ive so: „Unsere Ziele sind sehr einfach: Zu entwerfen und bessere Produkte zu machen. Wenn wir etwas machen, das nicht besser ist, machen wir es nicht.“

„Dass Produktdesign kein demokratischer Prozess ist, den Kunden mitbestimmen könnten, betont Ive ebenfalls. Es sei nicht fair, Menschen ohne Sinn für die Möglichkeiten der Zukunft aus der heutigen Sicht miteinzubeziehen, „das ist der Job des Designers.“

Fazit

Wenn man beide Zitate nebeneinanderlegt, kommt man auf Merkmale, die ein gutes Produkt ausmachen.

Exzellenz

Produktentwicklung erfordert den Willen, exzellente Leistungen abzuliefern. Aus meiner Erfahrung betrifft dieser Anspruch sowohl die Produktmerkmale, als auch die Qualität des Produktes.

Kundenfeedback sparsam verwenden

Der Ansatz, intensiv Kunden zu befragen, um dann zu entwickeln, was diese Kunden wollen, ist oft zu engstirnig. Oft verstellt Kundenfeedback den Blick auf die eigentliche Lösung.

Daher sollte Kundenfeedback sorgfältig eingesetzt werden. Bei aller Wichtigkeit der Kundenanforderungen, sollte man nicht vergessen, seine eigenen Designentscheidungen zu treffen.

Liebe geht durch den Magen

Das Produkt sollte so gestaltet sein, daß es eine Beziehung zu seinem Nutzer aufbaut, und dort die Leidenschaft weckt.

Die Leidenschaft kann viele Dimensionen haben, wie das Produkt selbst, aber auch Verpackung, Nutzbarkeit,… Daher sollte man sich dafür hüten, nur einen Produktaspekt zu gestalten.

Offene versus geschlossene Systeme

Offene Ansätze, wie das Crowdsourcing stehen den eher geschlossenen Ansätzen gegenüber, bei denen der Hersteller die gesamte Wertschöpfungsskette  in der Hand hat. Wie das Beispiel Apple zeigt, aber auch die Bemerkung zu Microsoft weiter oben, ist der geschlossene Ansatz unschlagbar, wenn es um den Entwurf guter Produkte geht.

Dies gilt aus mehreren Gründen:

  • Je mehr Elemente der Entwicklungskette man in der eigenen Hand hat, desto besser kann man das Produkt kontrollieren, und seine einzelnen Elemente feiner aufeinander abstimmen
  • Durch ein gutes eigenes Produkt kann man die Messlatte für die Produkte höhersetzen, die die eigenen Partner entwickeln. Man erreicht so indirekt eine relative Qualitätssteigerung des gesamten Marktes.

Weiterführende Informationen

… im Internet

Im Internet finden Sie weiterführende Artikel, in denen Sie mehr Informationen über die vorgestellten Konzepte:

… auf www.Produkt-Manager.net

In meinen älteren Artikeln finden Sie weiterführende Informationen zum heutigen Thema:

Kontakt

Das Original dieses Artikels ist auf Der Produktmanager erschienen (©Andreas Rudolph). Regelmäßige Artikel gibt es über die (→Mailingliste), oder indem Sie →mir auf Twitter folgen. In der Online Version finden Sie hier die versprochenen weiterführenden Links:

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