What the fuck are you talking about….

Und es gibt ihn doch; den Zusammenhang zwischen der grafischen Erscheinung einer Idee und der Glaubwürdigkeit des Inhalts.

Eine Bachelorarbeit die im Fachbereich Grafik und Kommunikationsdesign in Bielefeld entstanden ist, zeigt dies ganz deutlich.

Daher: Wenn Sie mit Neuproduktentwicklungen oder mit Ideen zu tun haben, denken Sie in Zukunft neben den Inhalten auch an deren Darstellung.

Das Projekt

Die beiden Autoren →Sascha Fronczek und → Sven Lindhorst-Emme haben im Rahmen ihrer Arbeit ein aufwändig gestaltetes Buch entworfen. Mir als Laie gefällt das Buch sogar außerordentlich gut.

Neben der grafischen Erscheinung (siehe z.B. das oben gezeigte Foto, oder die Fotos in den weiterführenden Artikeln) ist der Inhalt relativ interessant, der in diesem Buch abgedruckt ist – nämlich Wenig bis Nichts:

„Dieses Buch ist das Endresultat unseres zweimo­natigen Experiments auf Facebook, welches sich aus folgenden Elementen zusammensetzt: erstens der Inszenierung eines fiktiven Magazins namens »WTF-Magazine« auf der Internetplattform Facebook, zwei­tens der Aufforderung zur interaktiven Mitarbeit der WTF-Magazine-Mitglieder auf Facebook an den angeblich für das Magazin vorgesehenen Inhalten und drittens der Zusammenführung der auf der Facebook-Seite des WTF-Magazines geposteten Kommentare sowie deren Übertragung in die analoge Buchform.“

„What the fuck are you talking about..“ ist ein stehender Ausdruck im Internet, der auf den Film „The big Lebowski zurückgeht. Er bezeichnet im Prinzip ziel- und inhaltslose Dialoge bei denen es eher um den schnellen Austausch von Argumenten und Gegenargumenten geht, als um den Inhalt.

Das Buch enthält viele dieser inhaltsleeren Informationen und schnellen Dialoge, ist jedoch grafisch so ansprechend gemacht, daß dies auf den ersten Blick nicht weiter auffällt.

Für eine grafische Arbeit ist das vollkommen ok. Bei inhaltlich orientierten Arbeiten, sollte man sich der Gefahren bewußt sein, wie der nächste Abschnitt zeigt.

Gedruckter Unsinn

In unserer heutigen designgetriebenen Zeit sind viele Inhalte, die man in die Hände bekommt, inzwischen ansprechend dargestellt – ganz so wie das oben erwähnte Buch.

Prospekte

Zum Beispiel findet man in vielen neueren Firmenunterlagen aufwendig gestaltete Infografiken. Ganz viele dieser Grafiken stellen banale Informationen dar, oder sie präsentieren Inhalte, die in die Kategorie „glaube keiner Statistik, die Du nicht selbst gefälscht hast“ fallen, was man oft erst auf den zweiten Blick sieht.

Meiner Erfahrung nach sollte man sich bei vielen Themen nicht von der Verpackung täuschen lassen, sondern man sollte sich die Inhalte kritisch ansehen, egal, wie gut sie präsentiert werden. Nehmen Sie als Beispiel nur einmal die Bankprodukte, die in hochglänzenden Prospekten endlose Gewinne versprechen. Oft  fällt erst auf den zweiten Blick auf, daß viele Angebote „zu gut sind, um wahr zu sein“.

Im Produktmanagement haben wir es oft mit „Businesscases“ zu tun, d.h einer Beschreibung zur Frage, warum eine bestimmte Funktionalität entwickeln sollte. Viele dieser Dokumente fallen in eine analoge Kategorie. Schön gemacht aber inhaltsleer. Ich kann nur raten: „Vorsicht“.

Spezifikationen und Modelle

Ein Effekt der sich über die Bachelorarbeit andeutet, zeigt sich auch auf einem weiteren Gebiet, und dort kann der Effekt ebenfalls negative Auswirkungen haben.

Im Rahmen der Neuproduktentwicklung erreicht man früher oder später den Zustand, in dem es darum geht, die Idee in einer Spezifikation zu beschreiben, oder man erstellt Modelle, bzw Mockups, um das neue Produkt zu visualisieren.

Speziell, wenn es sich um Modelle handelt, die dem Vorstand und der Geschäftsführung gezeigt werden, oder Modelle, die die Grundlage für Treffen mit Nutzergruppen bilden, kennen viele Zeitgenossen keine Grenzen. Die Modelle und Spezifikationen werden ausgefeilt, solange, bis sie (visuell) perfekt sind, und mit allen Gimmiks ausgestattet.

Die Tendenz eine Idee aufwändig auszuarbeiten, ist zunächst einmal verständlich – niemand will sich mit einer Idee blamieren, und gerade bei Ideen gibt es einen schmalen Grad zwischen „erfolgreich“ und „nicht erfolgreich“. Trotzdem kann es auch von Nachteil sein, wenn man sich zu früh auf die visuelle Ausgestaltung der Idee konzentriert: je schöner das Modell wird, desto weniger traut man sich zu, es wegzuwerfen.

Ich habe mit dem Design Thinking deshalb sehr gute Erfahrungen gemacht. Bei dieser Methode beginnt man bereits sehr früh damit, Modelle zu bauen. Man achtet jedoch darauf, daß man die Modelle so einfach hält, daß man sie auch wieder wegwerfen kann.

Weiterführende Informationen

… im Internet

Hier finden Sie weiterführende Informationen zum heutigen Thema im Internet:

Das Foto stammt aus dem →WTF Magazine.

… auf www.Produkt-Manager.net

In meinen älteren Artikeln finden Sie weiterführende Informationen zum heutigen Thema:

Kontakt

Das Original dieses Artikels ist auf Der Produktmanager erschienen (©Andreas Rudolph). Regelmäßige Artikel gibt es über die (→Mailingliste), oder indem Sie →mir auf Twitter folgen. In der Online Version finden Sie hier die versprochenen weiterführenden Links:

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