Produktmanagement und Work-Life-Balance

Ich wünsche meinen Lesern ein schönes neues Jahr.

Sie kennen es sicher auch: Man nimmt sich zum Jahresende die „guten Vorsätze“ vor (Abnehmen, Rauchen aufgeben, mehr Sport machen steht bei Einigen sicher auf der Liste), und hat diese Vorsätze oft schon am 6.1. wieder vergessen, sobald der Trott einen eingeholt hat.

Wenn wir so Produkte entwickeln würden, wäre die Firma schnell ohne Kunden. Dies ist jedoch nicht der Fall. Daran sieht man, daß es auch anders geht. Warum daher nicht die gleichen Produkt Management Techniken ins Privatleben übertragen, die uns auch beruflich erfolgreich machen.

Sie werden vielleicht dagegenhalten, daß Leben ja auch „Spontanität“, und „Treiben lassen“ bedeutet. Das stimmt. Ich persönlich habe mit einem Produktmanagement-Light Modus im Privatleben gute Erfahrungen gesammelt. Diesen Light-Ansatz möchte ich heute kurz skizzieren.

Work Life Balance ist relevant

Unser heutiges Arbeitsleben ist von hohen Leistungsanforderungen geprägt. Auch übt die immer noch latente ökonomische Krise einen großen Druck auf jeden Mitarbeiter aus. Flexibel, motiviert und stets engagiert soll jeder Arbeitnehmer sein, und stets bereit, um Höchstleistungen erbringen zu können. Viele Menschen arbeiten dafür rund um die Uhr, und finden sich trotzdem nur in einem prekären Arbeitsverhältnis wieder.

In einer zunehmenden Anzahl von Fällen führen Anforderungen, und Unsicherheiten zu Angst– und Depressionserkrankungen. Es verwundert daher nicht, daß Ratgeber den Buchmarkt erobern, die zeigen, wie man mit dem Druck zurecht kommt. Auf der anderen Seite erkennen immer mehr Firmen über die steigenden Krankheitskosten, daß es für sie sinnvoll ist, bei Ihren Mitarbeitern auf ein ausgewogenes Gleichgewicht zwischen Berufs- und Privatleben zu achten.

Work-Life Balance ist demnach gleichermaßen relevant und wichtig. Um zu einer ausgeglichenen Work-Life Balance zu gelangen, empfehlen viele der Ratgeber, daß man die eigenen Ressourcen in unterschiedliche Lebensbereiche investieren sollte, wobei es wichtig ist, daß sich die einzelnen „Säulen des Lebens“ im Geichgewicht befinden.

Ein kurzer → Artikel auf dem Blog „4managers“ stellt das Prinzip dar. Dort ist zu lesen, daß es sich – je nach Denkschule (dort genannt Peseschkian, Seiwert, Münchhausen) – um die folgenden Säulen handelt, die für jedem Mitarbeiter im Sinne einer Work-Life Balance relevant sind, und sich im Gleichgewicht befinden sollten:

  • Beruf
  • Sinn
  • Gesundheit
  • Familie

Einige Lehrsätze zum Thema „Gutes Produkt entwickeln“

Wer sich einmal intensiver mit dem Rollin von Anforderungen, und mit den anderen Bereichen des Kundenmanagement befasst hat, kennt viele der folgenden Faustregeln aus eigener Anschauung:

  • Dringende, laut vorgetragene, aber unwichtige Anforderungen verdrängen tendenziell wichtige, und strategische Ansätze, wenn man nicht aufpasst. Am Ende wird kein gutes Produkt entstehen. Man muss den operativen Quadranten aktiv verlassen, und gezielt strategische Themen angehen.
  • Wer seinen eigenen Hof kehrt, und sauber hält (d.h. z.B. plant), schafft sich die notwendigen Freiräume, um strategische Themen anzugehen.
  • Erfolge muss man feiern, wie sie kommen. Sie helfen einem auch dabei das „Nein-Sagen“ zu lernen; Nein sagen ist manchmal wichtig, um nicht am Ende einem zu großen Berg von Anforderungen gegenüberzustehen.
  • Lernen bedeutet: Man nimmt sich immer mal wieder die Zeit, um zu prüfen, warum sich manche Dinge als nicht umsetzbar herausgestellt haben. Auch aus Ideen, die man nicht umsetzen konnte, läßt sich lernen.

Wenn wir für unsere Firma ein Produkt bauen, managen wir es aktiv, um die Fallstricke herum. Zu den wichtigsten Aufgaben eines (Produkt-) Managers zählt laut Wikipedia

„…die Planung, Durchführung, Kontrolle und Anpassung von Maßnahmen zum Wohl der Organisation bzw. des Unternehmens und aller daran Beteiligten (Anspruchsgruppen = Stakeholder) unter Einsatz ihm zur Verfügung stehenden betrieblichen Ressourcen.“

Um aktiv alle Säulen zu besetzen, sollte man seine eigenen Themen genauso managen, wie  seine Produkte.

Agile Development Light

Im agilen Entwicklungsmodell geht man – grob gesprochen – wie folgt vor. Dieser Ansatz ist so einfach, daß man ihn auch privat nutzen kann:

  1. Priorisierten Backlog erstellen, indem man regelmäßig Requirements sammelt und diese näher spezifiziert (Inhalte und Dringlichkeiten).
  2. Anforderungen zu größeren Themenblöcken zusammenfassen, und als user story beschreiben (Laut → Wikipedia beschreibt eine User Story das Einsatzscenario „A user story is one or more sentences in the everyday or business language of the user that captures what the user wants to achieve. User stories are used with Agile software development methodologies for the basis of what features that can be implemented. Each user story is limited, so it fits on a small paper note card—usually a 3×5 inches card—to ensure that it does not grow too large.”)
  3. Regelmäßiges Überprüfen des Backlogs
  4. Release-/ Taktplanung und Abarbeiten der Backlog-Items
  5. Retroperspektive zum Abschluss des Takts (d.h. lernen)
  6. …. bis zur Fertigstellung des Releases

Eigene besinnliche Tage gestalten

Ein Teil meiner besinnlichen Tage verbringe ich persönlich mit genau diesen strategischen Themen (zumindest mit denen, die man strukturiert angehen kann). Die Vorgehensweise ist eigentlich ganz simpel:

  • Rollin: Ich notiere mir im Jahresverlauf regelmäßig Todo Items und Ideen zu den oben genannten 4 Säulen („Backlog“), oder entwickele „User Stories“ für meine eigenen privaten Themen (oft sind diese Items nicht gleich ausgearbeitet). Hierfür nutze ich einen Internetservice in der Cloud ein, der es mir gestattet jederzeit und von überall auf meine Themen zugreifen zu können (→ Toodledo).
  • Review zum Releaseabschluss: Ein mal pro Jahr führe ich für mich selbst ein großes Review mit einer Retroperspektive durch. Dies tue ich einmal, um alte Themen abzuhaken, und meine Todo-Liste aufzuräumen. Auf der anderen Seite mache ich mir damit selbst klar, was ich im letzten Jahr erreicht habe, was gut, bzw was schlecht gelaufen ist.
  • Planungsrunde zu Taktbeginn: Oft mache ich in diesen besinnlichen Tagen auch eine große Planungsrunde, in der ich die neuen Themen einplane, und sie ggfs schon terminlich festklopfe. Dabei hilft mir  wieder mein Dienst in der Cloud: Man kann z.B. in Toodledo die Aufgaben mit Datum versehen, und sie so direkt in den eigenen Kalender übernehmen.
  • Review und Planung zu jedem Takt: In jedem Quartal führe ich ein kleineres Review mit kleinerem Planungszyklus durch, um damit sicherzustellen, daß ich mich noch auf dem richtigen Pfad bewege, bzw, um den Backlog regelmäßig zu prüfen.

Man muss dies nicht unbedingt zur Weihnachtszeit machen. Ich kenne Leute, die sich im Frühjahr einige Tage der Besinnung gönnen.

Weiterführende Informationen

… auf www.Produkt-Manager.net

In meinen folgenden Artikeln finden Sie weiterführende Informationen zum heutigen Thema:

Kontakt

Das Original dieses Artikels ist auf Der Produktmanager erschienen (©Andreas Rudolph). Regelmäßige Artikel gibt es über die (→Mailingliste), oder indem Sie →mir auf Twitter folgen. In der Online Version finden Sie hier die versprochenen weiterführenden Links:

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