Fortschritt, und wie man ihn misst

Der Blog des Zweiten Deutschen Fernsehens ist noch nicht sehr alt, und berichtet über (Technologie-) Themen im Internet.

Dort sind mir zwei Artikel aufgefallen, die zusammengesehen einen größeren Trend aufzeigen. Die Fragen, die sich mit diesen Artikeln beantworten lassen, kann man zusammenfassen unter den Leitthemen:

  • Wissen Kunden was sie wollen?
  • Sind die Annahmen immer richtig nach denen wir Technologie entwerfen?

Bevor es jedoch damit weitergeht,…. Das heutige Foto bildet das Bauhaus-Museum in Weimar ab. Das Museum befindet sich in Laufentfernung zu den Wohnhäusern Schiller’s und Goethes.

Hätten Kunden den iPad gefordert?

Eine Frage beschäftigt die Fachwelt schon länger – und das ZDF hat eine durchaus interessante Sicht darauf publiziert:

  • Hätte man Kunden fragen können, und hätten die die Entwicklung des iPad gefordert?
  • Oder war es notwendig, den iPad aus einer reinen Inside-Out-Sicht zu entwickeln, weil die Kunden garnicht hätten artikulieren können, daß sie ein solches Gerät benötigen?

Die Antwort auf die Frage ist deshalb wichtig, weil sie letztendlich die Frage beantwortet, woher Innovationen kommen.

In ihrem Artikel →Die Tablet-Revolution kommt, nur anders behandeln die Autoren eine Studie, die von der Entwicklung und der Markteinführung des iPad handelt. Darin findet sich der folgende aufschlussreiche Satz:

Eine Erkenntnis steht dabei über allen anderen: Der unglaubliche Erfolg dieser neuen Geräteklasse. Es scheint, als hätten sich die Nutzer schon lange nach einem solchen Gerät gesehnt. Nur 18 Monate nach der Vorstellung des ersten iPads von Apple besitzen schon 11 Prozent der erwachsenen US-Amerikaner ein solches Gerät (irgendeines Herstellers).

Wenn die Aussage stimmt, bedeutet dies, daß der iPad nicht deshalb entstanden ist, weil Steve Jobs und die Seinen dieses Gerät vorhergesagt haben, sondern, weil Steve Jobs besser als jeher andere verstanden hatte was Kunden wollen.

Wie schafft man soetwas, werden Sie jetzt fragen. Ich denke, daß zwei Faktoren wichtig sind:

  • Man muss mit Kunden reden, um zu verstehen, welche ihrer Fragestellungen wichtig sind.
  • Man muss die Tehnologien kennen, die potentiell notwendig sind, um diese Fragestellungen beantworten zu können.

Der nächste Artikel zeigt, daß wir oft nur annehmen zu wissen, was Kunden umtreibt. In Wirklichkeit müssen wir sicherstellen, daß wir auch regelmäßig die Grundannahmen überprüfen.

Das Moore’sche Gesetz

Das Moore’sche Gesetz geht auf den Gründer der Firma Intel zurück, und ist inzwischen das allgemein anerkannte Gesetz anhand dessen die Geschwindigkeit des technischen Fortschritts gemessen wird.

Moore hat behauptet, daß sich jedes Jahr die Anzahl der Schaltkreise auf einem Chip verdoppelt. Diese Aussage lies sich auch bei anderer Hardware zeigen (z.B. Festplattenkapazität). Damit ist die Verdopplungsrate immer mehr zu einem Maß für Fortschritt geworden.

Seit der Erfindung des Moore’schen Gesetzes arbeitet die Computerindustrie stetig an der Verbesserung der Leistung der Geräte. Nur sind manche Computer inzwischen so leistungsfähig, daß die meisten Anwender diese Leistungen garnicht mehr abrufen.

Für einen Harwarehersteller ist es fatal, wenn dieser konstant hohen Aufwand in die Verbesserung der Leistungsfähigkeit investiert, die Kunden diese Leistungen aber garnicht benötigen.

Wie das ZDF in ihre Artikel →Das Ende von Moores Gesetz. Oder: Wie misst man eigentlich Fortschritt? zeigt, gelten heute andere Parameter (siehe das folgende Zitat:

Notebooks, Tablets und Smartphones haben unseren digitalen Alltag nachhaltig mobilisiert und damit einen zuvor eher vernachlässigten Faktor ins Spiel gebracht: den Stromverbrauch. Das schönste Notebook ist nutzlos, wenn der Akku nach drei Stunden am Ende ist, das coolste Smartphone letztlich nur ein Briefbeschwerer, wenn es nicht einmal einen Arbeitstag durchhält.

Doch nun hat Jonathan Koomey von der Uni Stanford dem leistungsfixierten Mooreschen Gesetz ein notwendiges Korrektiv zur Seite gestellt, das den Fokus von der reinen Rechenleistung auf die Energieeffizienz eines Systems verschiebt.

Beide Informationen zusammengenommen, der latente Wunsch nach einen mobilen iPad, zusammengenommen mit den Kernanforderungen eines iPad (lange Laufzeit der Batterie) hätte dem aufmerksamen Beobachter schon sehr früh zeigen können, welche Anforderungen und Produkte wichtig werden.

Eine beliebte Wettbewerbsstrategie ist es, ein disruptives Produkt herauszubringen, das so gemacht ist, daß es die bisherigen Vorteile des Wettbewerbers invalidiert.

Das Beispiel zum Moore’schen Gesetz und zur Erweiterung durch die Energieeffizienz zeigt, wie man solche Innovationen entwirft: nämlich indem man versucht, bisherige Gesetze außer Kraft zu setzen, indem man sich die Schwachstellen, bzw die Fundamentalannahmen genauer ansieht.

Weiterführende Informationen

… im Internet

Hier finden Sie weiterführende Informationen zum heutigen Thema im Internet – genauergenommen im Blog des Zweiten Deutschen Fernsehens:

  • →Das Ende von Moores Gesetz. Oder: Wie misst man eigentlich Fortschritt?
  • →Die Tablet-Revolution kommt, nur anders

… auf www.Produkt-Manager.net

In meinen älteren Artikeln finden Sie weiterführende Informationen zum heutigen Thema:

Kontakt

Das Original dieses Artikels ist auf Der Produktmanager erschienen (©Andreas Rudolph). Regelmäßige Artikel gibt es über die (→Mailingliste), oder indem Sie →mir auf Twitter folgen. In der Online Version finden Sie hier die versprochenen weiterführenden Links:

Comments are closed.