Ich lese regelmäßig die Online Version der New York Times, und weiterer Zeitungen. Neulich sind mir dort einige sehr nachdenkliche Artikel über die Verfassung der US amerikanischen Gesellschaft untergekommen.
Gleichzeitig habe ich die Werbefilme ein wenig verfolgt, die anlässlich der US Spiele für den Superbowl gezeigt worden sind. Offensichtlich schneidet dort ein Werbespot eines alten Bekannten gut ab.
Der Spot, um den es geht, handelt von der Firma Chrysler, und er spricht anscheinend uramerikanische Bedürfnisse an – zumindest wird er derzeit sehr positiv besprochen. Es geht in dem Spot um eine Art „Auferstanden-aus-Ruinen-Thema“ unter dem Slogan
„Imported from Detroit“
Ich fragte mich, ob sich dort ein neues Denken auftut, und will diesem Gedanken heute nachgehen.
Die US Wirtschaft, und große Teile der US Bevölkerung sind sehr hart durch die Wirtschaftskrise getroffen worden. Die Arbeitslosigkeit ist hoch, und verfestigt sich. Viele Menschen, gerade aus dem Mittelstand, steigen derzeit ab. Gleichzeitig verdienen die Unternehmen prächtig, und auch die US Banken zahlen wieder Topboni aus.
Der Kommentar → A Terible Divide bemängelt im Prinzip das Auseinanderdriften der amerikanischen Gesellschaft, und fordert neue Ideen, um die Menschen wieder in Lohn und Brot zu bringen:
Corporate profits and the stock markets are way up. Businesses are sitting atop mountains of cash. Put people back to work? Forget about it..
New ideas on a grand scale are needed. The United States can’t thrive with so many of its citizens condemned to shrunken standards of living because they can’t find adequate employment.
Der Artikel → Amerikas Problem ist nicht China, sondern Amerika aus der Zeit sagt im Prinzip aus, daß die effiziente Führung und die Visionen fehlen, um die eigentlich notwendige Entwicklung einzuleiten:
Wir müssen den Rest der Welt in der Innovation, im Aufbau und in der Bildung überholen“, fordert Obama. Aber wie, wenn das Loch in der Kasse wächst?
In Artikel → Der erste Siedler aus der Zeit beschreibt die persönliche Geschichte eines Amerikaners, der in China arbeitet, und dort gut verdient. In dem Artikel klingen einige Begebenheiten aus seiner Heimat an, die den langsamen Abstieg der amerikanischen Arbeiter erahnen lassen, der sich in den letzten Jahren abgespielt hat. Hier einige Zitate:
Sie hatten große Zeiten, Rob McCleary und Amerika. Haben hart gearbeitet und gut verdient. Waren stolz und anerkannt, wurden geachtet, manchmal ein wenig gefürchtet. Bis die Chinesen kamen und alles anders wurde. Sich gegen sie zu stemmen kostete zu viel Kraft, und es lohnte sich nicht mal mehr, das war das Schlimmste. Am Schluss zehrten beide, Rob und Amerika, von der Substanz, nur um sich aufrecht zu halten….
Dass die Firma sich in China engagierte, hielten er und seine Kollegen zwar für richtig, aber er sah in den Chinesen nur Hilfsarbeiter für einen Amerikaner wie ihn. »Die billigen Chinesen sorgen für unsere Rente«, dieser Satz fiel immer wieder beim cooler talk, wie die Arbeiter ihre Schwätzchen vor den Kühlergrills der Autos im Werk nannten.
Zusammenfassend bleibt festzuhalten, daß wohl bereits seit vielen Jahren eine Fehlentwicklung im Gange ist, die sich derzeit entläd. Einige der Elemente sind wie folgt:
Der Superbowl ist eines der wichtigsten Sportereignisse in den USA. Regelmäßig verfolgen 100 Millionen Zuschauer und mehr die Spiele. Daher ist es schon lange üblich, daß sich die Firmen sehr viel Mühe mit Ihren Werbespots geben. Die Sendezeiten sind knapp, und sehr teuer. Daher entsteht in jedem Jahr ein intensiver Wettbewerb unter den werbenden Firmen, den schönsten Spot zu zeigen.
Im diesem Jahr habe ich wieder sehr viele gute Spots gesehen, u.a. auch von der Firma Volkswagen, die derzeit versucht, sich in den USA ein neues Image zu geben. Der Chrysler Spot hat sich aber wohl zum insgeheimen Publikumsliebling entwickelt, und scheint sehr gut aufgenommen worden zu sein.
Wenn Sie sich den Spot genauer ansehen, werden Sie feststellen, daß er einige sehr ursprüngliche Motive anspricht, und eigentlich sehr gut als Gegenmedizin zu den oben besprochenen Tatsachen in den Artikeln passt. Den Film finden Sie am Artikelanfang.
Ich finde, wir haben sehr viel aus der Wirtschaftskrise gelernt, sind aber immer noch nicht am Ziel angekommen. So haben sich sehr viele Leute inzwischen eine sehr positive Einstellung zu dem Thema Innovationen zugelegt. Vor noch nicht zu langer Zeit haben wir doch oft gedacht, daß wir sehr gut mit langweiligen Produkten aus einer erfolgreichen Vergangenheit leben konnten, und, daß Innovationen eher schlecht sind.
Man sprach von Servicewüsten, hatte hohe Anforderungen an die Profitabilität bei wenig Einsatz, und man war der Auffassung, daß es sinnvoll sei, unser Know How in ein Billiglohnland zu geben, nur um dort preiswert produzieren zu können.
Heute bemerkt man überall das Bestreben von Firmen und Personen, mit neuen, innovativen Produkten neu zu starten. Auch stellt man immer häufiger fest, daß auch das Serviceniveau sich verbessert. Eigentlich hat damit eine sehr positive Änderung begonnen.
Ich glaube aber, daß wir noch etwas genauer verstehen müssen, daß sich hierdurch auch die Paradigmen ändern, nach denen wir unsere Unternehmen aufbauen, und Mitarbeiter führen. Einige dieser Paradigmen sind für mich:
Aber auch im gesellschaftlichen Kontext ergeben sich Änderungsbedarfe. So behindern uns die großen Defizite, die unsere Staaten in den letzten Jahren angehäuft haben unsere Aktionsmöglichkeiten. Es wird daher dringend notwendig, daß wir wieder ausgeglichen wirtschaften.
In meinen älteren Artikeln finden Sie weiterführende Informationen zum heutigen Thema:
Das Original dieses Artikels ist auf →Der Produktmanager erschienen (©Andreas Rudolph). Regelmäßige Artikel gibt es über die (→Mailingliste), oder indem Sie →mir auf Twitter folgen. In der Online Version finden Sie hier die versprochenen weiterführenden Links: