Eigentlich lassen sich die folgenden Binsenweisheiten auf Englisch besser ausdrücken:
Kurz gesagt: Der Nutzen einer Software ist wichtiger als der Rest, und neue Technologien alleine helfen nicht, man muss sie auch einsetzen.
Heute geht es mir um eine Studie der Firma Nielsen über die mangelnde Usability von manchen Apps, die für iPhone/iPad geschrieben werden, und damit um die Frage, ob das Internet wirklich alles ändert, oder ob Manches gleich bleibt, was auch schon im analogen Zeitalter galt.
In ihrem Artikel →The Internet Changes Everything — Except Four Things kommt Rosabeth Moss Kanter zu dem Ergebnis, daß das Internet vieles ändert, jedoch nicht Alles. Ihrer Meinung nach bleiben mindestens vier Faktoren bestehen, die schon immer gegolten haben. Zwei davon will ich hier zitieren, da sie mit der Qualität und der Usability der Software zu tun haben:
- A great customer experience differentiates winners from losers. From the BBC to Groupon, experts and executives feel that the winners are differentiated not by the technology but by the quality of the experience they offer customers….
- The human side is critical to the use of technology. Sunil Mittal, of Bharti Airtel, claimed that the biggest barrier to the spread of promising mobile and e-health services is the professionals. The same issue was raised about education. … Adoption of new tools and incorporating new technologies into business or organizational models requires visionary, responsive leaders willing to change and to use the tools themselves.
Trotz all der Änderungen, die das Internet gebracht hat, hat sich der Stellenwert eines guten Angebots, und eines hohen Kundennutzens demnach nicht geändert. Die Gewinnerunternehmen differenzieren sich nicht über die Technologie der eigenen Produkte, sondern über die Qualitäten, die das eigene Angebot den Kunden liefert.
Auch ist trotz allem technischen Fortschritt der Faktor Mensch sehr wichtig, wenn es um die Einführung neuer Technologien geht. Neue, interessante Produkte alleine reichen nicht. Vielmehr müssen die (potentiellen) Kunden auch bereit sein, diese zu nutzen. Kanter meint daher, daß visionäre Manager wichtig sind, die die neuen Errungenschaften als Erste verwenden.
Bezogen auf eine Software, oder eine Internetanwendung generell, ist es daher sehr hilfreich, sich folgende Dinge immer wieder vor Augen zu halten:
Eine Studie zeigt aber, daß das Gegenteil oft der Fall ist: Viele Entwickler konzentrieren sich auf die Form, und das Erscheinungsbild der Anwendung. Sie vergessen dabei aber die Inhalte, den Nutzen, und oft auch die Bedienbarkeit. Zu diesem Ergebnis kommt zumindest eine Studie der Firma Nielsen, die in folgendem Artikeln näher behandelt wird: →Content-Focused iPad Apps Value Form Over Function, Study Finds.
Die Kernaussage steht bereits in der Einleitung – der Artikel selbst liefert Ihnen dazu weiterführende Details:
A report released by the Nielsen Norman Group shows that many iPad apps are confusing users by being too subtle about the gestures needed to navigate them, and some are not sensitive enough to the accuracy limit of fingertips. The authors also found that many companies with perfectly functional websites are wasting their time making a less-functional iPad app.
Demnach verwirren viele Anwendungen, und Apps Ihre Nutzer, und machen es ihnen nicht gerade einfach, die App auch sinnvoll zu bedienen. Viele Unternehmen veröffentlichen zudem schnell entwickelte, zweitklassige Anwendungen, obwohl sie doch über wesentlich besser gemachte Webseite verfügen.
Auf den ersten Blick scheint es einfach, gute Apps für mobile Geräte zu entwickeln. Eigentlich ist dies aber garnicht der Fall, so zeigt zumindest der zweite Blick.
Viele Unternehmen haben erkannt, daß die Zukunft in den mobilen Anwendungen liegt, und es ist zwischenzeitlich ein echter Run entstanden – jeder will der Erste sein. Meiner Meinung nach machen sich viele Manager aber nicht klar, wie wichtig es ist, die entsprechenden Mitarbeiter sorgfältig darauf vorzubereiten. Zunächst einmal folgen mobile Geräte einem anderen Bedienungsparadigma, als die bisherigen PCs. Das lernt man nicht von heute auf morgen. Daher halte ich es für ungemein wichtig, daß die Entwickler selbst auch die neuen Geräte benutzen, und zwar nicht nur zum Testen, sondern vielmehr auch für die tägliche Arbeit.
Während es einem die Nutzer einer PC Software vielleicht gerade noch gestatten, wenn die Software Lücken in der Bedienung aufweist. Bei den Apps tun sie dies sicher nicht. Auch werden Apps meistens über einen AppStore vertrieben, in den die Nutzer ihr Feedback direkt eingeben können. Diese beiden Faktoren sprechen dafür, daß die Usability umso wichtiger wird, je mehr man mobile Anwendungen herstellt.
Meiner Meinung nach sollte man daher Apps umfangreich testen, bevor man sie zum Verkauf anbietet, zum Beispiel, indem man die App erst einmal firmenintern selbst nutzt. Man sollte nicht den Weg gehen, der bei PC Software oft gegangen wurde: Software liefern, und beim Kunden nachreifen lassen.
Dies jedoch macht es auch erforderlich, über die eigentlichen Entwicklungsprozesse nachzudenken. Statt Featureitis und Termindruck sollte man jetzt gute Spezifikationen, Tests und inkrementelle Anpassungen in das Zentrum der Aktivitäten stellen – und vielleicht etwas Gelassenheit.
In meinen älteren Artikeln finden Sie weiterführende Informationen zum heutigen Thema:
Das Original dieses Artikels ist auf →Der Produktmanager erschienen (©Andreas RudolphRegelmäßige Artikel gibt es über die (→Mailingliste), oder indem Sie →mir auf Twitter folgen. In der Online Version finden Sie hier die versprochenen weiterführenden Links: