Im Manager Magazin gab es neulich einen ausführlichen, und sehr erhellenden Artikel über das Massachusetts Institute of Technology (MIT) zu lesen. Dieser Artikel passt sehr gut hier her, weil er letztendlich den Nutzen eines offenen Innovationsansatzes beschreibt (siehe → Die Innovationsfabrik).
Der Artikel bietet gleichzeitig einige Anknüpfungspunkte, wie man diesen Innovationsansatz in die innerbetriebliche Praxis übertragen kann. Dies ist meine heutige Fragestellung.
Wie Sie als regelmäßiger Leser meines Blogs bereits wissen, bietet das MIT zudem sehr gute Kursmaterialien online an. In ihrem obigen Artikel erwähnt Eva Müller einige weitere Quellen. Wenn Sie sich das dort erwähnte Onlineangebot des MIT näher ansehen, werden Sie sicher auch bald der Meinung sein: Kurse/ Lehrmaterialien sind nicht das Problem, sondern die Zeit, um sie zu konsumieren.
In dem erwähnten Artikel finden Sie einige Daten, die belegen, daß das MIT eine sehr große Bedeutung für die Innovationskraft der USA hat, und für die Wirtschaftskraft des Landes. So beschäftigen MIT-Ausgründungen zum Beispiel mehr als 3 Millionen Mitarbeiter.
Die Prinzipien, die hinter diesem Erfolg stehen, muss man sich erst einmal auf der Zunge zergehen lassen (siehe den erwähnten Artikel):
- „Interdisziplinarität: MIT-Wissenschaftler arbeiten fachübergreifend an komplexen Herausforderungen.
- Offenheit: Sie geben ihre Erkenntnisse gern auch an ein breites Publikum weiter und kooperieren eng mit Industrie und öffentlichen Institutionen.
- Unternehmergeist: Forschungsergebnisse für die Gründung einer Firma zu nutzen ist nicht nur erlaubt, sondern hocherwünscht.
- Partnerschaft: Die Kommerzialisierung der Ergebnisse wird durch ein Umfeld aus Geldgebern und Beratern beschleunigt.“
Daß hinter der Offenheit des MIT Methode steht, läßt sich u.a. daran erkennen, daß Prof. Hippel erwähnt wird, der quasi als „Mr. Offenheit“ gesehen werden kann. Wenn Sie sich erinnern: Ich habe an früherer Stelle über sein Werk „Democratizing Innovation (2005, MIT)“ geschrieben – siehe Weiterführende Informationen. Darin geht es um die offene Innovation.
Mit einiger Fantasie lassen sich die Erfolgsfaktoren des MIT gut in die innerbetriebliche Praxis umsetzen. Ich bin überzeugt: zum Nutzen des Unternehmens.
Gerade in der Softwarentwicklung bringen interdisziplinäre Teams sehr viel. Auf der einen Seite leben gute Entwicklungsprojekte davon, daß sich unterschiedliche Fakultäten gleichzeitig an der Entwicklung beteiligen. Mit den agilen Softwareentwicklungsmethoden ist dieses Prinzip sogar zum Mantra erhoben worden. Auf der anderen Seite bringt es auch viel, wenn das Team nicht zu homogen ist, d.h beispielsweise unterschiedliche Ausbildungsgänge, und Erwerbsbiografien vorliegen.
Das interdisziplinäre Scrumteam setzt sich wie folgt zusammen:
Offenheit läßt sich auf unterschiedlichen Wegen erreichen. U.a. bedeutet Offenheit zunächst einmal, daß die Mitarbeiter die Informationen erhalten, die sie zum Arbeiten brauchen. Dann kommt aber auch hinzu, daß das Betriebsklima offen gestaltet ist, und Mitarbeiter auf der einen Seite dem Management Feedback geben können, und, daß sie sich gegenseitig unterstützen.
Unabdingbar für Offenheit ist eine Vertrauenskultur, womit sich schon andeutet, daß das Thema Offenheit tief im Unternehmensselbstverständnis verankert sein sollte.
Den Unternehmergeist aufrecht zu erhalten ist nicht einfach, insbesondere in großen Firmen. Zunächst einmal ist es hilfreich, wenn die Mitarbeiter ausreichend unspezifischen mit Marktinformationen versorgt werden, um nicht das Gefühl für das Geschäft zu verlieren. Dazu sollte gerade das Produktmanagement auf die kommerzielle Seite eines Entwicklungsprojektes achten.
Auch die Methode des Good Friday ist eine sinnvolle Einrichtung, die Ihre Wirkung beim Unternehmergeist und bei der partnerschaftlichen Vorgehensweise entfaltet. Diese Methode gestattet es den Mitarbeitern, einen gewissen Anteil der Arbeitszeit für „Pet-Projekte“ zu verwenden. Da sich Mitarbeiter selbst organisieren, kommt hierbei ihr eigener Unternehmergeist zum Zuge.
Partnerschaft, insbesondere auch im Hinblick auf die finanzielle Beteiligung läßt sich ebenfalls firmenintern organisieren. Man kann zum Beispiel Mitarbeiter finanziell dabei unterstützen, daß sie eigene Geschäftsfelder aufbauen, oder man kann ihnen eine Beteiligung anbieten, sofern sie wichtige Geschäftsideen in die Firma einbringen.
Das Beispiel des MIT zeigt, daß es Sinn macht, über eine grundlegende Parameter einer innovativen Firma nachzudenken. Wer noch die alte Schule kennt, die aus Geheimwissen, Kommandostruktur, und Mikromanagement besteht, wird sich wundern, wie weit diese Schule im 21ten Jahrhundert daneben liegt.
Innovation erfordert ein gewisses Klima. Dieses Klima muss tief im Unternehmen verankert sein. Die wichtigsten Parameter sind Offenheit, Unternehmergeist, Partnerschaft und Interdisziplinäre Teams. Diese können sich nur durch eine tiefe Verankerung in der Unternehmens-DNA entfalten.
In meinen älteren Artikeln finden Sie weiterführende Informationen zum heutigen Thema:
Das Original dieses Artikels ist auf →Der Produktmanager erschienen (©Andreas Rudolph). Regelmäßige Artikel gibt es über die (→Mailingliste), oder indem Sie →mir auf Twitter folgen. In der Online Version finden Sie hier die versprochenen weiterführenden Links: