Heute hat das Handelsblatt eine Serie von Artikeln publiziert, in der es um die Frage geht, ob, und wenn ja, welchen Nutzen Blogs haben. Auch werden dort Rankings über die einflussreichsten Blogs mit volkswirtschaftlichem Bezug gezeigt.
Eine gute Gelegenheit, daß ich mir heute einige Gedanken zur Frage des Nutzen mache.
In Artikel →„Übermäßig aktive Blogger“ treiben Ökonomen an geht es um eine Studie, die belegt, daß Blogs durchaus einen hohen Einfluss auf die etablierte Forschung und die Wirtschaftspresse haben. Dort wird gesagt:
„In den USA erreichen VWL-Blogger wie der Nobelpreisträger Paul Krugman oder Tyler Cowen, der „Marginal Revolution“ betreibt, schon heute mehrere Zehntausend Leser pro Tag. Von solchen Zahlen können deutsche Autoren nur träumen, aber auch hierzulande ist das Wirtschaftsbloggen im Aufwind,…“ „Nicht nur die Quantität, auch die Qualität der Blogs hat zugenommen.“
In einem weiteren Artikel stellt Olaf Storbeck einen →Wegweiser durch den VWL-Blog-Dschungel auf. In dem Artikel kommen einige bekannte Wirtschaftsblogs vor, aber eben auch einige Blogs von Handelsblatt, Zeit, oder ähnlichen professionellen Zeitungen (aus meiner Sicht ist die Zusammenstellung etwas tendenziös).
Schliesslich schreibt Thomas Strobl in seinem Artikel →„Wirtschaftspolitische Debatten langweilen mich“ über das Bloggen generell, und über seine eigene Einstellung im Besonderen. Nachdem er einige Jahre aktiv war, denkt er inzwischen relativ negativ über das Bloggen, und geht sogar davon aus, daß sich das Bloggen totläuft:
Lange Texte, tiefgehende Analysen kann man am Bildschirm einfach ziemlich schlecht lesen – das geht gedruckt auf Papier einfach besser. Da hat die Zeitung noch immer einen strukturellen Vorteil. Umgekehrt brauche ich für schnelle Gedanken, kurze Statements heute kein Blog mehr – die kann man über Dienste wie Twitter, Facebook und Google Plus viel besser verbreiten. Blogs sind da in einer Sandwich-Position. Ich glaube, dass sie ihre beste Zeit hinter sich haben. Das läuft sich tot.
Meine Erfahrungen stammen eher aus verwandten Wissensgebieten, in denen teilweise auch andere Gesetze als bei Wirtschaftsblogs gelten. Zum Beispiel ist das Thema Produktmanagement weniger interessant für die Forschung, sondern eher ein Thema für die Praxis. Zum Beispiel kenne ich mich auch in Mode- und Fotoblogs aus, die sich ebenfalls an ein ganz anderes Publikum richten (Fachkreise, und Verbraucher) .
Ich sehe die Zukunftsaussichten für Blogs in diesen Bereichen nicht so negativ, wie Strobl dies tut. Im Gegenteil, in dem mir bekannten Gebieten dienen die Inhalte eher einem Erfahrungsaustausch, und weniger einem Meinungsaustausch z.B. mit der Forschung. Dort füllen Blogs eine Lücke die andere Medien nicht füllen können: sie bieten Praxiserfahrungen von Leuten, die selbst in dem Gebiet arbeiten, über das sie schreiben.
Ich persönlich nutze sehr häufig Informationen aus Blogs, um mich für eigene Projekte vorzubereiten. Diese setze ich sehr häufig in Bezug zu meinem eigenen Wissen. Da kann man auch in Kauf nehmen, daß ein Artikel etwas länger ist. Genau deshalb helfen andere Formate wenig weiter: Twitter-Nachrichten sind zu kurz, und Plattformen, wie Facebook sind strukturell nicht geeignet. Vielmehr sind Blogartikel gerade richtig.
Im Bereich Mode oder auch Fotografie werden Blogs oft von mode-/fotografiebegeisterten Menschen gemacht, die über Mode schreiben, Outfits besprechen, Stile prägen, oder Fototechnik behandeln. Diese Blogger sind inzwischen soweit etabliert, daß sie auch zu Modeschauen eingeladen werden. Auch diese Blogger bieten Inhalte, die man über andere Medien nur schwer bekommen kann. Zudem sind sie wesentlich agiler, als viele der etablierten Medien, und kommen viel näher an die einzelnen Themen heran.
Inzwischen habe ich mich schwerpunktmäßig auf das Thema Innovationen konzentriert. Hier erkenne ich, daß Blogs, die in ähnlichen Richtung schreiben eine Weiterentwicklung durchmachen, die auch bei mir zu erkennen ist. Dies bedeutet, daß es sich nicht nur um Einzelblogs handelt, sondern um einen losen Verbund von Fachleuten, die eine bestimmte Entwicklung durchmachen (ohne sonst in irgendeiner Beziehung zu stehen). Eine solche Beziehung sehe ich als einen großen Nutzen für die Leser, der sich in einem anderen Format sicher nicht realisieren liesse.
Ich nehme aber auch wahr, daß sich Nutzer weiterentwickeln, und Inhalte aufgreifen. So kommt zum Beispiel das Thema Innovation zunehmend in den Firmen an. Das liegt sicher nicht nur an meinen Artikeln, sondern auch an den Inhalten von anderen Autoren. Wie auch immer: Das Thema ist inzwischen allgemein anerkannt, wird aufgenommen, und belegt damit, daß Blogs durchaus auch einflussreich sind.
Das Original dieses Artikels ist auf →Der Produktmanager erschienen (©Andreas Rudolph). Regelmäßige Artikel gibt es über die (→Mailingliste), oder indem Sie →mir auf Twitter folgen. In der Online Version finden Sie hier die versprochenen weiterführenden Links:
I do not agree in all parts of your argumentation, but overall it’s a real insight article with lots of things to think about. Regards, Frank
Thanks for your feedback.