Was bedeutet Innovation?

Neulich habe ich über die Frage nachgedacht, was eigentlich der Begriff Innovation konkret bedeutet, und wie sich diese Bedeutung konkret in der betrieblichen Praxis auswirkt.

Meine Schlussfolgerungen will ich hier und heute mit Ihnen teilen.

Definition des Innovationsbegriffs

Wie ich schon einmal an anderer Stelle geschrieben habe (siehe Weiterführende Informationen), stammt die ursprüngliche Definition des Innovationsbegriffs von Schumpeter. Entgegen der landläufigen Meinung, und interessanterweise, handelt es sich bei einer Innovation eben nicht nur um eine Idee. Vielmehr wird eine Idee erst dann zur Innovation, wenn sie auch erfolgreich um- und eingesetzt wird.

Ein weiteres Merkmal einer schumpeterschen Innovation ist das Merkmal der „kreativen Zerstörung“, wie man im Blog → Innovation Zen in Artikel → Innovation and Schumpeter’s Theories nachlesen kann. Demnach ist die zentrale Frage nicht, wie eine Struktur verwaltet wird, sondern, wie sie entsteht und wie sie wieder verschwindet.

„One important insight arising from Schumpeter ideas, though, is that innovation can be seen as “creative destruction” waves that restructure the whole market in favor of those who grasp discontinuities faster. In his own words “the problem that is usually visualized is how capitalism administers existing structures, whereas the relevant problem is how it creates and destroy them”

Ein Artikel aus der → Concise Encyclopedia of Economics ergänzt noch, daß Innovation eigentlich überall entstehen kann, und die gleichen hohen Qualifikationsanforderungen an die Beteiligten stellt, wie es der eigentliche Erfindungsprozess tut. Grundsätzlich wird Innovation auch als etwas Positives verstanden.

„Schumpeter pointed out that entrepreneurs innovate not just by figuring out how to use inventions, but also by introducing new means of production, new products, and new forms of organization. These innovations, he argued, take just as much skill and daring as does the process of invention…..

This creative destruction, he believed, causes continuous progress and improves the standards of living for everyone.”

Umsetzung in die Praxis

Die spannende Frage ist, wie sich die theoretische Definition umsetzen läßt, und welche Anforderungen sich daraus an ein Unternehmen ableiten lassen.

Innovation ist mehr als Erfinden

Schumpeter behauptet, daß Innovation überall entstehen kann. Es kann sich demnach um eine neue Produktidee handeln, oder um eine Idee, ein Fertigungsverfahren umzugestalten, etc. Dies bedeutet im Rückschluss, daß jedes Unternehmen, daß sich aufmacht, um eine Innovationskultur zu schaffen, gut daran tut, jeden einzelnen Mitarbeiter einzuladen, mitzumachen. Vielleicht reichen sogar nicht einmal die eigenen Mitarbeiter, sondern es wird auch immer wichtiger, über ein funktionierendes Ökosystem zu verfügen.

Wenn ich mir die üblichen Diskussionen der letzten Jahre vergegenwärtige, wurde oft über eine Elitekultur nachgedacht, und es waren oft Argumente zu hören, daß diese Leistungseliten auch einen Anspruch hätten auf hohe Bezahlung. Wenn man Schumpeter ernst nimmt, sollte man demgegenüber eher darauf achten, daß auch die Nicht-Leistungseliten mitgenommen werden, und z.B. eine angemessene Ausbildung erhalten.

Innovation ist Liefern und Nutzen

Nach Schumpeter endet Innovation nicht schon dann, wenn ein Konzept vorliegt. Vielmehr ist eine Sache erst dann innovativ, wenn sie auch ausgeliefert und eingesetzt wird.

Dies bedeutet aber, daß nicht Hirngespinste gesucht werden, sondern pragmatische Lösungen für reale Aufgabenstellungen. Für Unternehmen bedeutet dies, daß man die Aufgabenstellungen kennen sollte (Kundennähe), und, daß man umsetzungsstark sein sollte (Management und Kultur).

Innovation ist gut

In Deutschland hatte man bisher oft den Eindruck, als wenn an vielen Stellen eine latente Innovationsfeindlichkeit vorherrschen würde. Meiner Meinung hat dies auch damit zu tun, daß die Nutzenbeurteilung oft danebenlag, und die absoluten Bewahrer die Oberhand gewonnen hatten.

Generell ist Innovation aber etwas Positives, und nicht etwas Negatives. Fehlende Innovation kann sogar in ein wirtschaftliches Disaster führen, wenn man sich zu lange auf alten Erfolgen ausruht.

Meiner Meinung nach, kann die Ursache einer mangelnden Innovationsfähigkeit tiefer liegen. Innovation erfordert eine bestimmte Firmenkultur, die Innovation würdigt, und Partizipation fördert. Diese Kultur benötigt lange, bis sie aufgebaut ist. Sie ist aber genau so schnell wieder zerstört, zum Beispiel, wenn man durch Kostensenkungsprogramme zu viel Unmut schafft.

Die bisher erwähnten Argumente bedeuten für mich, daß der Personalentwicklung eine viel größere Rolle zukommt, als gemeinhin angenommen. Dies gilt ganz besonders dann, wenn es sich um wissensbasierte Unternehmen handelt, wie zum Beispiel in der Unternehmensberatung.

Schaffen und Zerstören

Innovation und Destruktion gehen Hand in Hand. Das bedeutet auf der einen Seite sicherlich, daß das strategische Personalwesen wichtig ist. Es bedeutet aber auch, daß Änderungen sauber gemanaged werden müssen. Aus meiner Sicht ist es dazu notwendig, das Personalwesen, an der Entwicklung von Geschäftsstrategien zu beteiligen.

Es gibt einen langen Disput zur Frage, was nun wichtiger (und damit höher zu entlohnen) ist: der Shareholder, oder die Mitarbeiter. Die Anhänger von Jack Welch, und damit die Anhänger der Shareholder Value Theorie, haben lange argumentiert, daß die Interessen der Shareholder im Vordergrund stehen.

Hört man auf Schumpeter, bedeutet Innovation Schaffen und Zerstören, was dafür sorgt, daß die Struktur einer Firma von innen heraus geändert wird. (Schumpeter sagt dazu „innovation incessantly revolutionizes the economic structure from within….”). Für mich ein klares Indiz, daß nicht der Shareholder am Wichtigsten ist, sondern die Mitarbeiter und die Firma.

Weiterführende Informationen

… auf www.Produkt-Manager.net

In den folgenden Artikeln finden Sie weiterführende Informationen zum heutigen Thema:

Kontakt

Das Original dieses Artikels ist auf Der Produktmanager erschienen (©Andreas Rudolph). Regelmäßige Artikel gibt es über die (→Mailingliste), oder indem Sie →mir auf Twitter folgen. In der Online Version finden Sie hier die versprochenen weiterführenden Links:

Comments are closed.