Smart Design Contest und Open Innovation

Mit dem Open Innovation Ansatz versucht man firmenfremde Teilnehmer in die Entwicklung eigener innovativer Produkte einzubeziehen. Man öffnet hierzu seine eigenen Innovationsprojekte, und läd andere Menschen aktiv über das Internet dazu ein, an der Problemlösung mitzuwirken. Dieser offene Ansatz verläuft diametral zu den geschlossenen Innovationsprozessen, die in herkömmlichen Forschungseinrichtungen ablaufen, hat aber viele strategische, und ökonomische Vorteile.

Heute geht es um einen interessanten Ansatz, „Open Innovation“ zu betreiben, den ich bei der Firma Daimler (Bereich SMART) gefunden, und näher analysiert habe. Und zwar führt dieser Geschäftsbereich derzeit einen → Design Contest durch. Dieser besteht darin, dass die Teilnehmer neue Designs für den SMART entwickeln sollen, um hierbei Gemeinschaften zu bilden, die die entsprechenden Entwürfe bewerten.

Design Contest

Der Contest geht in den folgenden drei Phasen vor:

  • Explore and Vote (entdecken und bewerten anderer Entwürfe)
  • Style and Win (entwickeln eigener Entwürfe, mit der Möglichkeit, sich Belohnungen zu verdienen)
  • Connect and Share (sich verbinden mit anderen Smart-Liebhabern, und eine Community bilden)

Die siegreichen Teilnehmer können Sach- und Geldpreise gewinnen. Je höher hierbei der zeitliche Einsatz, desto aussichtsreicher.

Interessante Elemente dieser Campagne

Aus meiner Sicht sind die verschiedene Elemente dieses Contests im Hinblick auf einen Open Innovation Ansatz generell interessant.

Direkte Einbeziehung

Die direkte Einbeziehung der Zielgruppe in den Entwurfsprozess – in einer Sprache, die die Zielgruppe versteht, hat viele Vorteile.

Der SMART richtet sich an ein jüngeres Publikum. Man kann davon ausgehen, dass dieses Publikum an Web 2.0-Services wie Facebook, Communities, Diskussionsforen, etc gewohnt ist, und entsprechend internetaffin ist. Über einen Community Ansatz, wie er hier gewählt wurde, kann man genau diese Gruppe erreichen, und so involvieren, wie sie es erwartet.

Andere Wege der Ansprache, wie zum Beispiel über das TV, hätten es speziell in dieser Altersgruppe sicher schwieriger.

Bewertung von Anforderungen

Der Einsatz indirekter Methoden zur Bewertung der Anforderungen liefert Informationen zur Relevanz.

Im Rahmen des Contests sind die Teilnehmer aufgerufen, die einzelnen Entwürfe zu bewerten. Hierbei wird mit einer einfachen Methode sichergestellt, dass belastbare Einschätzungen zu Kundenpräferenzen entstehen.

Und zwar werden jeweils Paare gebildet. Jeder Teilnehmer muss bewerten, welches der gezeigten zwei Designs dem jeweils anderen Teilnehmer gefallen wird. Dabei gilt: „Je mehr Punkte, desto besser“ , und „je mehr aufeinanderfolgende Bewertungen richtig geraten werden, desto besser“ (d.h. je besser man sein Gegenüber lernt einzuschätzen). Die Statistiker unter uns haben erkannt, dass man über die Auswertung der hierbei eingesammelten Bewertungen einfach zu einer stabilen Aussage über die Präferenzen kommt, in denen auch Abhängigkeiten sichtbar werden.

Vernetzung

Die Vernetzung und das Communitybuilding wird als Mittel zur Schaffung von Brandawareness genutzt.

Die Funktionalität des Contestservers erlaubt es nicht nur die Designs zu sehen, sondern auch die registrierten Teilnehmer. Weiterhin können Personen und Designs zusammengebracht werden. Den teilnehmenden Menschen kann man Nachrichten hinterlassen, bzw sich mit ihnen vernetzen.

Hierdurch entstehende Netzwerke bleiben verbunden mit der Marke SMART, d.h noch lange nach dem Contest kann man sich unter dem Dach SMART mit seinen Freunden treffen, oder man kann während des Contest unter dem SMART Dach sich mit Freunden unterhalten. Da Facebook Accounts mit einbezogen werden, besteht zudem die Möglichkeit, eine intensive Verlinkung herzustellen, die dann jeweils weiteren Traffic erzeugen kann.

Bewertung

Alles in Allem eine interessante Realisierung der Open-Innovation-Idee im Bereich „Erforschen des Kundengeschmacks“. Man sollte jedoch aufpassen, daß das Marketing nicht zum Hauptzweck wird.

Weiterführende Informationen

Das Original dieses Artikels ist auf Der Produktmanager erschienen (©Andreas Rudolph). Regelmäßige Artikel gibt es über die (→Mailingliste), oder indem Sie →mir auf Twitter folgen. In der Online Version finden Sie hier die versprochenen weiterführenden Links:

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