Mit Design zum Erfolg

Johann Füller schreibt in seinem Blog heute einen Artikel über die neue Rolle, die das Design von Produkten in der Vertriebsstrategie vieler Unternehmen einnimmt (siehe → Mit Design zum Erfolg).

Als Beispiele führt er die Firmen Apple, oder auch Audi und Bang & Olufsen auf, deren Produktstrategien vom Design getrieben sind. Seine Frage lautet: Wie setzt man Design in einer Firma um, und wie führt man so das Unternehmen mit einer auf Design basierenden Strategie zum Erfolg.

Erfolgsfaktoren

In seinem Beitrag stellt er die Ergebnisse einer Befragung vor, in der verschiedene Dimensionen als relevant erkannt worden sind, um dieses Ziel zu erreichen. Im einzelnen nennt er die folgenden Erfolgsfaktoren:

  • Strategie – Design als klarer Wettbewerbsvorteil, bzw das Management muss das Design der Produkte in das Zentrum der Strategie stellen.
  • Das Management sollte das ganze Unternehmen im Hinblick auf Ästhetik sensibilisieren. Dies dient dazu, Designaspekte im täglichen Leben zu verankern.
  • Das Management sollte dafür sorgen, daß das Unternehmen einen Anspruch entwickelt, zur Avantgarde zählen zu wollen, „authentisch zu sein und in die Zukunft gerichtet, sogar postmaterialistisch zu denken.“
  • Es ist wichtig von überall her Anregungen aufnehmen, und deshalb lateral zu denken, bzw über den Tellerrand zu schauen.
  • Produkte sollten nutzerzentriert gestaltet werden. Der Verbraucher sollte im Mittelpunkt stehen. Um die notwendige Nutzerzentrierung zu erlangen, bietet sich die Nutzung von Prinzipen aus der offenen Innovation, oder dem Crowdsourcing an.

Weitere Rolle von Communities

Sowohl als Verbraucher, als auch aus Sicht des Produktmanagement halte ich den designorientierten Ansatz für sinnvoll.

Verbrauchersicht

Viele Verbraucher fühlen sich dadurch bereichert, daß sie ästhetische Produkte verwenden. Sie würden auf jedem Fall ein schönes Produkt dem hässlichen vorziehen. Insofern liegt es auf der Hand, daß Designmerkmale wichtig sind.

Ganz besonders offensichtlich wird dies, wenn man auch noch die geschlechterspezifischen Unterschiede bei der Produktwahl betrachtet. So habe ich gelesen, und auch schon oft beobachet, daß Frauen zum Beispiel Autos oft auch anhand von Designkriterien wählen, während Männer oft stärker auf die Technik achten. Bereits dies zeigt, daß es wichtig ist, neben den Features auch stark auf das Design zu achten, wenn man Produkte entwickelt.

Das Design nicht nur ein geschlechterspezifisches Produktmerkmal ist, sondern eigentlich universell relevant ist, kann man auch an vielen anderen Stellen sehen. So existieren zum Beispiel viele Filme auf Youtube, die sich mit der Auspackerfahrung von Produkten befassen. Suchen Sie einmal nach Begriffen wie „unboxing Leica X1“, oder „unboxing iPAD“, um solche Filme zu finden.

In diesen Filmen wird geschildert, welche Erfahrungen Verbraucher mit dem Auspacken von schön gestalteten Produkten machen. Aus den dort gemachten Kommentaren kann man ableiten, daß ein Kundennutzen (und damit Wettbewerbsvorteil) alleine schon aus der Schönheit einer Verpackung entstehen kann.

Für mich steht es daher außer Zweifel, daß Kunden auf Design ansprechen, und daß deshalb eine Strategie sinnvoll ist, die das Produktdesign wirkungsvoll in den Mittelpunkt der Überlegungen stellt.

Diese Orientierung hat zudem noch einen guten Nebeneffekt: Normalerweise sind gut gestaltete Produkte leichter zu verwenden, was bedeutet, daß man nicht nur schönere Produkte erhält, sondern auch Produkte, die man bevorzugt verwendet.

Produktmanagementsicht

Aus Produktmanagementsicht stellt sich nun natürlich die Frage, wie man zu designorientierten Produkten kommt, und wie man erfährt, was Kunden konkret wollen.

Die Hinweise, die Füller in seinem Blogbeitrag gibt, geben in diesem Zusammenhang schon einmal wertvolle Anhaltspunkte. Für mich die vielleicht wichtigsten Punkte sind die erstgenannten (Design im Zentrum der Strategie/ Anspruch zur Avantgarde zu gehören).

Wenn man Produkte entwickelt, verfährt man oft so, daß man Kunden zu ihren Anforderungen befragt. Ich glaube nicht, daß dieser Ansatz in Bezug auf die Designmerkmale richtig funktioniert. Vielmehr sollte hier das Unternehmen für eine bestimmte Designlinie stehen, die es ihren Kunden vorgibt, und, die es auch allgemein durchhält. Dafür ist es natürlich wichtig, Design im Zentrum der Strategie anzuordnen, und zudem einen hohen Anspruch an sich selbst zu stellen. Ich glaube, ein gutes Beispiel hierfür ist die Firma Apple mit ihren iPads.

Klarerweise heißt das nicht, daß nicht auch die Ansätze aus der offenen Innovation helfen können. Dort dreht man das Prinzip um, und läßt Kunden entwickeln, was sie sich vorstellen. Diese Vorstellungen muss man nachher nur noch in passenden Produkten realisieren, die sich an den eigenen Designparadigmen orientieren. Aus meiner Erfahrung kann ich berichten, daß dieser Ansatz aber leider nicht überall taugt.

Offene Innovation; dabei denkt man oft an die Gestaltung von Produkten in Zusammenhang mit Verbrauchern. Ein ebenfalls sinnvoller Ansatz ist es, ein Produkt von einem anderen Unternehmen gestalten zu lassen, d.h. Designpartnerschaften einzugehen. Ein gutes Beispiel für diesen bisher nicht erwähnten Ansatz ist mir auf der diesjährigen Photokina aufgefallen. Hier hat der Audi Designchef eine hochpreisige Kameralinie der Firma Leica gestaltet, und bringt so eine ganz neue Sicht in das Designparadigma der Firma Leica (siehe → Leica M9-Titan).

Weiterführende Informationen

… auf www.Produkt-Manager.net

In den folgenden Artikeln finden Sie weiterführende Informationen zum heutigen Thema:

Kontakt

Das Original dieses Artikels ist auf Der Produktmanager erschienen (©Andreas Rudolph). Regelmäßige Artikel gibt es über die (→Mailingliste), oder indem Sie →mir auf Twitter folgen. In der Online Version finden Sie hier die versprochenen weiterführenden Links:

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