Gegoogled und Verappelt

Heute sorgt sich jeder hysterisch um die Stabilität des Euroraumes. Mich erinnert die spekulative Attacke, die derzeit gegen einen unserer Nachbarstaaten geritten wird, sehr stark an die Attacken, die in früheren Jahren gegen Thailand, oder Mexiko initiert wurden. Leider scheint es aber auch heute so zu sein, dass derzeit auch Fehler auf Seiten der Politik und in Krisenmanagement gemacht werden.

Paul Krugman

Paul Krugman hat eine verständliche Analyse zu solchen Vorgängen/spekulativen Attacken gegen Staaten abgeliefert (siehe meine Artikel → Lehren aus Paul Krugman’s Neuer Weltwirtschaftskrise (1), → Lehren aus Paul Krugman’s Neuer Weltwirtschaftskrise (2). Auch habe ich auf den Seiten der Tagesschau ein sachlich gut geschriebenes Dossier über Griechenland gefunden. Darin erklärt besonders der Artikel → Wer Athen in die Knie zwang – und wer bezahlt die Hintergründe, und die Interessen, die hinter der derzeitigen Vertrauenskrise stehen.

Das Problem ist weniger Griechenland, sondern die Spekulation, die gegen Griechenland und den Euro stattfindet. Ich persönlich würde sagen, nach Lehman und der Entstehung der Wirtschaftskrise, und nun nach Griechenland:  Es wird dringend Zeit, dass die verantwortlichen Politiker endlich Ihre Versprechen wahrmachen, und dafür sorgen, dass das Monster Finanzmarkt wirkungsvoll an die Kette gelegt wird!

Zum eigentlichen Thema

Kommen wir zu meinem eigentlichen Thema: der Innovation, und der Rolle, die innovative Produkte für unsere Zukunft in Europa spielen. Heute möchte ich mich dem Thema Internet zuwenden, bzw der Innovation, die dort an uns hier in Deutschland (und in Europa) vorbeigeht. So war neulich in einem Artikel von Simon Hage und Christian Rickens im Manager Magazin (→ Die Welt ist nicht genug) folgender interessanter Satz zu lesen:

„Etwa 7 Prozent der deutschen Wirtschaftsleistung dürften durch Google, Apple und Konsorten massiv unter Druck geraten, schätzt die Unternehmensberatung Arthur D. Little. In einzelnen Branchen wie der Telekommunikation und der Musikindustrie droht im Extremfall ein Rückgang der Umsätze um 20 Prozent pro Jahr, nicht ausschließlich, aber zu einem großen Teil verursacht durchs Internet….. In den USA steigen wenigstens die Gewinne und Börsenkurse von Apple, Google und anderen Internetkonzernen. Doch Deutschland, ja ganz Europa ist in dieser Zukunftsbranche nicht mit nennenswerten Unternehmen vertreten. Wir erleiden die Zerstörung, der kreative Neuaufbau passiert in Kalifornien. Die deutsche Wirtschaft, sie wird gegoogelt und verappelt.“

Leider ist es nicht neu: wir in Deutschland tun uns schwer mit dem Internet, da es teilweise ganz neue Geschäftsmodelle entstehen lässt. Auch liegt ihm eine vollkommen eigene Dynamik zugrunde. Um hier richtig mitwirken zu können, benötigen wir insgesamt ein besseres Verständnis von der Funktionsweise des Internet. Auch benötigen viele Unternehmen ein neues Verständnis von Offenheit. Gerade im Zeitakter des Internet zählt nicht mehr Wissen, sondern es zählen Verbindungen, und die eigene Marke. Zudem wird es immer wichtiger das Gesamtsystem zu verstehen, und zu gestalten.

Geschäftsmodelle im Internet: Web2.0

Stellen Sie sich vor, sie wollen eine Dienstleistung vermarkten. Herkömmlicherweise würden Sie Ihr Produkt gestalten, Broschüren drucken, und diese an potentielle Kunden verteilen. Dann würden Demonstrationen folgen, und Kundenbesuche. Im Internet läuft dies anders. Dort müssen Sie zunächst einmal versuchen, „zitiert“ zu werden. Sie benötigen ferner eine starke Marke.

Um zu erreichen, dass man Sie zitiert, bietet es sich zum Beispiel an, Inhalte zu verschenken (Studien, Fotos,…), um gleichzeitig vom Verwender die Angabe der Quelle zu verlangen. Da Sie als einzelner Anbieter kaum die Bekanntheit erreichen, die notwendig ist, um Ihre Geschenke wirkungsvoll zu verbreiten, könnten Sie daran interessiert sein, Teil eines Portals zu werden, das Nutzer besuchen, um Informationen zu suchen. Hierfür benötigen Sie einen entsprechenden Webservice von einem Internetanbieter.

Weiterhin benötigen Sie Testimonials, d.h. positive Angaben zu Ihren Services (damit wieder einen spezialisierten Webservice), ein Listing Ihres Unternehmensprofiles in diversen Onlinesuchdiensten und Firmenverzeichnissen (damit wieder einen spezialisierten Webservice). Sie sollten ferner dafür sorgen, dass man über Fachartikel auf Ihre Angebote stößt. Hierzu benötigen Sie wieder Websites zu einzelnen Themen, die von Lesern aufgesucht werden. Weiterhin Facebook, und Twitter, d.h die Möglichkeit, sich darzustellen, und gleichzeitig die Möglichkeit zu haben, eine Gemeinde um sich zu scharen. Auch benötigen Sie die Möglichkeit, über kurze Nachrichten auf sich aufmerksam zu machen. Und so weiter.

Empfehlung

Apple und Google machen es nicht anders, als Sie es eigentlich tun sollten – und schon haben Sie eine schlagkräftige Strategie für Ihr Unternehmen im Internet:

  • Schauen Sie sich typische ökonomische Gesamtsysteme genauer an, und versuchen Sie zu verstehen, aus welchen Elementen es es zusammensetzt, bzw nach welchen Gesetzen es funktioniert
  • Fragen Sie sich zu jedem Teilbereich welchen fremden Internetservice Sie in Anspruch nehmen können. Wenn es keinen gibt, haben Sie bereits die erste Idee für einen neuen Service.
  • Versuchen Sie genau zu verstehen, wie echte Nutzer im Internet arbeiten, und machen Sie sich ein genaues Bild der Anforderungen.
  • Sorgen Sie für unbedingte Professionalität.
  • Definieren Sie das Geschäftsmodell so, dass Ihre Internetaktivitäten in der Lage sind, es zu unterstützen
  • Holen Sie sich Leute ins Boot, die über eine hohe Medienkompetenz verfügen.

Zur Abrundung hier noch ein kleines Beispiel, das ich zum Thema Social Media PR gefunden habe. Es besteht aus einen Blog, sowie flankierenden Aktivitäten in Facebook, bzw Twitter:

Kontakt

Das Original dieses Artikels ist auf Der Produktmanager erschienen (©Andreas Rudolph). Regelmäßige Artikel gibt es über die (→Mailingliste), oder indem Sie →mir auf Twitter folgen. In der Online Version finden Sie hier die versprochenen weiterführenden Links:

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