Schlaglichter der Wirtschaftspolitik: 1929 und Heute

Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie hat unter http://www.bmwi.de/ die → Schlaglichter der Wirtschaftspolitik für den Juni 2009 veröffentlicht.

Darin enthalten ist eine vergleichende Bewertung der derzeitigen Wirtschaftskrise mit der Wirtschaftskrise von 1929. Die wichtigsten Thesen fasse dich hier kurz zusammen.

Die wichtigste Aussage ist, dass beide Krisen nicht vergleichbar sind. Während damals (auch aus Unkenntnis) von der Politik wenig unternommen wurde, um die Krise zu bekämpfen, hat man heute sehr beherzt und schnell reagiert, und die Finanzmärkte stabilisiert.

Krise 1929

1929 waren die USA der Ausgangspunkt einer Krise, die mit kleineren Erholungsphase erst 1941 beendet wurde, als die USA in den zweiten Weltkrieg eintraten. Die Krise begann damit, dass sich der Aktienmarkt bis 1929 stark überhitzt hatte, und die damalige Zentralbank die Zinsen erhöht hat, um diese Überhitzung zu beenden.

Im weiteren Verlauf kam es zu einer Abkühlung der Wirtschaft, die in dem schwarzen Freitag endete, da die Abkühlung zu schnell vor sich ging.

Da viele Aktien auf Kredit gekauft waren, mussten viele Aktienbesitzer ihren Bestand notverkaufen, was den Niedergang noch anheizte. Aufgrund der abnehmenden Nachfrage kam es zu Massentlassungen. Die Politik begann in der Folge weltweit eine protektionistische Politik einzuleiten, die die Nachfrage noch weiter sinken lies.

Der Versuch, die Einnahmeausfälle mit Steuererhöhungen aufzufangen führte schliesslich zu einem weiteren Einbruch der Nachfrage. Die Krise breitete sich aufgrund der starken Hegemonialstellung der US Wirtschaft insbesondere im industriellen Sektor schnell global aus. Nur einige Volkswirtschaften, wie zum Beispiel die britische Volkswirtschaft konnte sich zunächst noch gut behaupten.

Krise heute

Heute sind demgegenüber die Faktoren anders gelagert. So unterscheiden sich die Wirtschaftsstrukturen sehr stark von den Zuständen 1929. Auch ist die Bedeutung des industriellen Sektors weitaus geringer als damals.

Die Aktienkurse sind heute weitaus stärker gefallen, als 1929, haben sich dafür im Gegenzug jedoch schon schnell wieder erholt. Auch auf der Preisseite besteht ein Unterschied. 1929 gab es starke deflationistische Tendenzen (d.h. eine negative Inflation), während heute noch ein leichter Preisauftrieb herrscht.

Die Auswirkungen im Arbeitsmarkt sind – teilweise dank entsprechender Politiken – bisher aus moderater ausgefallen. Dies hat zu einer Stabilisierung der Nachfrage beigetragen. Auch sind heute, nur wenige Monate nach dem Beginn der Krise, und nicht erst Jahre später, erste Erholungstendenzen zu beobachten.

Das Entstehen der heutigen Krise ist unstrittig auf andere Gründe zurückzuführen, als damals. Die heutige Krise kam dadurch zustande, dass sich während einer Phase des billigen Geldes eine Blase aufgebaut hat in den US Aktienmärkten und im US Immobilienmarkt.

Dabei sind viele Kredite bei nur laxer Bonitätsprüfung vergeben worden. Viele Haushalte haben sich hoch verschuldet, und sich zudem über kurzfristige Kredite finanziert. Mit dem Platzen dieser Blase, sind nach und nach immer mehr Kredite faul geworden, und Verbraucher zahlungsunfähig geworden.

In den 1920igern kam es demgegenüber innerhalb des Goldstandard zu weltweiten Ungleichgewichten, und zu funktionalen Defiziten. Im Zusammenhang mit großen Handelshemmnissen gelang es nicht mehr, diese Ungleichgewichte mit Europa abzubauen. Die heutigen Ungleichgewichte waren ungleich größer und globaler.

Auf der einen Seite gekennzeichnet durch die stark defizitäre USA, die quasi über keine positive Sparrate mehr verfügt hat. Auf der anderen Seite gekennzeichnet durch Japan und China, die ohne Währungen künstlich unterbewertet hielten. Hierdurch hat sich ein großes Leistungsbilanzgefälle herausgebildet, dass ich früher oder später ausgleichen musste.

Hinzu kam, dass der zunehmende Standortwettbewerb im Bankensektor zunehmend dazu geführt hat, dass kreative Finanzprodukte entwickelt worden sind, deren Komplexität und dessen Risiko selbst Experten nicht mehr verstanden haben.

Politik

Die Politik hat heute weitaus professioneller reagiert als in der ersten Weltwirtschaftskrise. Dies lag teilweise auch daran, dass die Volkswirtschaftslehre damals noch keine zuverlässigen Handlungsanweisungen geben konnte, d.h. viele Fehler gemacht worden sind.

Beispiele für die richtigen Reaktionen in der heutigen Krise sind die großen und schnellen Stabilisierungsprogramme, die dafür gesorgt haben, dass es diesmal nicht zu einem großen Bankensterben kam, das damals die gesamte Weltwirtschaft in Mitleidenschaft zog. Auch ist es heute gelungen, protektionistischen Tendenzen entgegenzutreten.

Weiterführende Informationen

Das Original dieses Artikels ist auf Der Produktmanager erschienen (©Andreas Rudolph). Regelmäßige Artikel gibt es über die (→Mailingliste), oder indem Sie →mir auf Twitter folgen. In der Online Version finden Sie hier die versprochenen weiterführenden Links:

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