Fundstück zur Unternehmenskommunikation

Im → Harvard Businessmanager habe ich einen interessanten Artikel (→ Ein Bild für die Götter) gefunden, den das Thema Authentizität einmal von einer anderen Warte aus betrachtet.

Die Autoren analysieren die typischen Vorstandsbilder aus den Geschäftsberichten einiger namhafter Unternehmen, und kommen zu interessanten Schlussfolgerungen. Im Linkbereich zu diesem Artikel finden sich noch weitergehende Analysen der Unternehmenskommunikation von DAX Unternehmen, die ich ebenfalls für sehr lesenswert halte.

Kommentare zu den Fotos

Hier ein paar ergänzende Kommentare und meine persönliche Meinung zu einigen der analysierten Fotos.

BASF

Die Bildidee auf dem → Foto der BASF (siehe → Artikel) finde ich interessant, und insbesondere den Versuch, einen Dialog zwischen Jugend und Unternehmen darzustellen, und so ein steifes Image aufzulösen.

Hier fällt allerdings direkt auf, dass einige Vorstände anscheinend selbst Kinder haben, d.h. sofort in der Lage sind, einen Kontakt aufzubauen. Andere Vorstände zeigen mir jedoch eine gewisse Unbeholfenheit Kindern gegenüber, die ihnen auch im Bild anzumerken ist.

Vielleicht wäre es sinnvoll, in der Shootingvorbereitung noch etwas mehr Zeit auf das Warmwerden zu verwenden, sodass auch wirklich jeder aktiv mitmacht.

Durch den Bildaufbau zerfällt das Bild in mehrere Untergruppen, die jeweils an Detailaufgaben arbeiten. Mir erscheint es aber so, als wenn nicht jedes Kind in einen Dialog einbezogen wird. S

peziell die Gruppe rechts von der Mitte scheint alleine zu arbeiten, und der Vorstand rechts in der Mitte wendet den Kindern sogar den Rücken zu. Ich hätte es für sinnvoller gehalten, einen Vorstand aus der Dreiergruppe vorne links dorthin zu plazieren, und ihn mit einer aktiveren Rolle zu betrauen, um so eine Gruppe entstehen zu lassen.

Die Lichtführung ist diffus, und jeder Teil des Fotos ist schattenfrei ausgeleuchtet. Allerdings irritiert mich das Überstrahlen in der Bildmitte zusammen mit dem glänzenden Boden und der abgebildeten Kommandobrücke etwas, da es dem Foto insgesamt etwas raumschiffartiges verleiht.

Ich kann nicht abschliessend beurteilen, inwieweit die Restseriosität/-steife aus Unternehmenssicht notwendig ist, wie sie durch den uniformartigen Stil/die Krawatten der Vorstände zum Ausdruck kommt. Allerdings könnte ich es mir gut vorstellen, dass man es in diesem Bildaufbau wagen könnte, die Vorstände noch etwas normaler darzustellen.

Siemens

Wie bereits die Autoren des Artikels sagen, ist der → Bildaufbau im Geschäftsbericht der Firma Siemens klassischer, als zum Beispiel der bei der BASF.

Dies kommt bereits durch die Aufstellung der Vorstände zum Ausdruck, und durch die noch formalere Bekleidung. Es fällt direkt auf, dass der Vorstandsvorsitzende so positioniert ist, dass er das übrige Geschehen überragt, während sich die übrigen Personen größenmäßig in etwa an der Schattenfuge in der Wand links ausrichten.

Dem Bericht ist zu entnehmen, dass die beiden wichtigsten Personen in der Bildmitte angeordnet sind. Ich halte allerdings die Lichtführung, die sich auf den Vorsitzenden konzentriert (er wird so angeleuchtet, als würde er gleich weggebeamt werden) für genauso wenig gelungen, wie die Lücke, die sich zwischen diesen beiden Personen im Bild ergibt. Hierdurch zerfällt das Bild in zwei Teile, und raubt ihm die Geschlossenheit in der Darstellung.

Die Autoren erwähnen ja bereits, dass einige Vorstände zur Auflockerung die Hand in der Hosentasche tragen. Allerdings fällt auch auf, dass einige Anzugjacken geöffnet bleiben, einige Hosen und Jackets nicht richtig passen/ Falten werfen oder die Bein- und Schulterhaltung mancher Vorstände verkrampft wirkt. Diese Nachlässigkeiten wirken aus meiner Sicht nicht nur auflockernd, sondern geben dem Geschehen eine nachlässige Note.

In einem solchen Bildaufbau würde ich dazu raten auf solche Details zu achten. Entweder sollte man ein strenge Linie verfolgen, dann müssten aber alle Details akurat sitzen, oder man entscheidet sich für eine eher lockere Darstellung. Diese sollte man dann aber noch weiter ausarbeiten.

Vorstandsfotos Optimal

Ein bekannter Fotograf hat mir einmal berichtet, wie solche Fotos zustandekommen. Es verwundert mich daher nicht, dass viele Vorstandsbilder auch unerwünschte Botschaften übermitteln. Zum Beispiel nehmen sich in vielen Firmen die zu fotografierenden Vorstände nicht genug Zeit für ein Foto.

Da gerade bei der People Fotografie ein Vertrauensverhältnis zum Fotografen notwendig ist, ist dies nicht sinnvoll. Andere Vorstände kommen aus anstrengenden Besprechungen auf einen Sprung vorbei auf das vorbereitete Set. Auf den Fotos sieht man ihnen dann natürlich den Stress noch an. Wieder andere Vorstände sind nicht geübt, und daher nicht in der Lage, unverkrampft vor einer Kamera zu posieren. Aus eigener Erfahrung mit Peoplefotos kann ich nur betonen, dass es wichtig ist, an diese Thematik mit dem notwendigen Ernst heranzugehen.

Ein weiteres Beispiel für die Anwendung des Crowdsourcing – Prinzips kann auch hier weiterhelfen; bevor man die Fotos veröffentlicht, sollte man es einer größeren Gruppe zur Diskussion vorzulegen. Im Internet existieren einige Diskussionsforen, die einem dabei helfen, Feedback zu Fotos zu erhalten – man muss sie nur nutzen.

Weiterführende Informationen

Das Original dieses Artikels ist auf Der Produktmanager erschienen (©Andreas Rudolph). Regelmäßige Artikel gibt es über die (→Mailingliste), oder indem Sie →mir auf Twitter folgen. In der Online Version finden Sie hier die versprochenen weiterführenden Links:

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