Pragmatic Institute veröffentlicht ein mal jährlich ihre Umfrage unter Mitarbeitern im Produktmanagement und im Produktmarketing.
Der „2019 Pragmatic Institute Annual Product Management and Product Marketing Survey“ ist verfügbar, und beinhaltet einige interessante Hinweise zum Zustand des Produktmanagements.
Pragmatic Institute wurde 1993 unter dem Namen „Pragmatic Marketing“ in den USA gegründet und beschäftigt sich seitdem mit der Aus-, Fort- und Weiterbildung von Mitarbeitern in Produktmanagement und Produktmarketing.
Bereits seit fast 20 Jahren führt man ein mal jährlich eine Befragung unter entsprechenden Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen durch, die dann darstellt, wie sich dieser Berufszweig entwickelt, und woran es hapert.
Sie können sich die diesjährige Studie unter dem weiter unten angefügten Link „2019 Pragmatic Institute Annual Product Management and Product Marketing Survey“ herunterladen.
Diesmal haben ca 2500 Personen geantwortet, wobei der Schwerpunkt in den USA (81%) und in Europa (13%) liegt, und Asien, Ozianien, Südamerika und Afrika kaum oder garnicht repräsentiert sind.
Dabei liegen die Hauptaltersgruppen zwischen 30 und 49 Jahren (68%), und bei 58% Männern, bzw 42% Frauen. Aus den statistischen Angaben läßt sich weiterhin ableiten, daß viele der Befragten über einen weiterführenden Bildungsabschluss verfügen, und auch in Sachen Produktmanagement/ Produktmarketing umfangreich ausgebildet sind.
Die meisten der Befragten arbeiten in mittleren Unternehmen ($11-$50 Mio), bzw in größere Unternehmen ($101 Mio – $10Mrd), und betreuen zwischen 1 und 10 Produkten.
Das Gehalt wird ebenfalls abgefragt, und man erkennt hier, daß sowohl in den USA als auch in Europa viele ProduktmanagerInnen jenseits der 100 Tausend Euro verdienen.
Interessant (für mich) ist, daß sich über 80% der Befragten mit der Erstellung von Software befassen, wobei die Mitarbeiter sich fast alle auch technisch und technologisch sehr gut auskennen.
Ein Schmerz der sich durch viele der bisherigen Befragungen zieht: Die Mitarbeiter befassen sich während ihrer Arbeitszeit zu 73% mit taktischen Aufgaben, und kümmern sich nur zu knapp einem Drittel ihrer Zeit um produktstrategische Aufgabenstellungen – obwohl gleichzeitig eigentlich jeder dieser Mitarbeiter sagt, daß der strategische Anteil über die Hälfte oder mehr ihrer Zeit ausmachen sollte.
Woran dieses Missverhältnis liegt, wird nicht genauer gesagt, jedoch läßt sich aus den Kommentaren ableiten, daß es vermutlich eine Mischung aus fehlendem (eigenem) Fokus ist, und mangelndem Rollenverständnis. So verstehen anscheinend nach wie vor nicht alle Schwesterabteilungen, was Produktmanagement leisten soll (und was nicht), und überladen die Funktion deshalb mit fachfremden taktischen Anfragen.
Nach der Arbeitszeit befragt ist weiterhin interessant, daß die Befragten angeben, man würde sich pro Monat ca 40 Stunden mit Meetings, und 25 Stunden mit eMail befassen, während strategische Themen wie „Planung der Roadmap“ 10 Stunden abbekommen, oder das Anforderungsmanagement mit 18 Stunden zu Buche schlägt. Themen wie Marktanalyse, Product Launches oder die Erstellung von Demo Skripten -um nur einige zu nennen- widmet man sich 7 Stunden oder weniger.
Für mich zeigt dies eindeutig, daß die Arbeitsorganisation immer noch nicht optimal ist. Ohne zu wissen, wer von den Befragten agile Methoden verwendet, kann man nur vermuten, daß viele der befragten Firmen nach wie vor die Wasserfallmethode verwenden, mit der ein viel höherer Koordinationsaufwand einhergeht.
Künstliche Intelligenz spielt ebenfalls eine Rolle in der Befragung. Man kann aus den Antworten ableiten, dass sich viele Mitarbeiter ein Mehr an datengetriebener Arbeit wünscht, und dass man sich von KI Lösungen die Automation der taktischen Tätigkeiten verspricht (um mehr Zeit für die Strategie zu haben).
Hierzu im Kontrast stehen die Anzahl der Kollegen. So entfallen in den Firmen auf einen Produktmanager 7.1 Entwickler, bzw 5.3 Verkäufer, aber eben nur 0.2 UX-Experten und 0.2 Data Scientists.
Die Befragung endet mit der Frage, was das Wichtigste sei, daß man seinem CEO sagen würde.
Das Original dieses Artikels ist auf →Der Produktmanager erschienen (©Andreas Rudolph).
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