Social Media sind laut → Wikipedia Netzgemeinschaften und soziale Netzwerke im Internet. Diese halten auch hierzulande immer mehr Einzug in die betriebliche Realität. Sie müssen sich nur einmal die Webseiten einiger Nachrichtenportale näher ansehen, um festzustellen, wie oft dort inzwischen Verweise auf Twitter, Facebook, etc gemacht werden.
Früher oder später stellt sich für jede Firma daher die Frage nach einer angemessenen Strategie in diesem Umfeld. Auch wird es zunehmend wichtiger, daß Unternehmen den bloggenden Mitarbeitern einen konkreten Handlungsrahmen vorgeben, innerhalb dessen sich solche Einzelpersonen am Social Media beteiligen können.
Bei Gaspedal handelt es sich um eine → Community für Manager, die die Social Media Aktivitäten von größeren Unternehmen verantworten. Dies bedeutet, daß dort nicht jedermann Mitglied werden kann. Auf der anderen Seite findet man auf der Homepage einen Disclosure Best Practices Toolkit, um den es mir heute geht.
Der → Disclosure Best Practices Toolkit von Gaspedal ist unter Creative Commons License freigegeben, d.h. er kann unter den festgelegten Bedingungen heruntergeladen, verändert und verwendet werden. Das Toolkit adressiert die folgenden Nutzungsscenarien, die so, oder so ähnlich in der betrieblichen Realität vorkommen:
- Disclosure of Identity
- Personal/Unofficial Blogging and Outreach
- Blogger Relations
- Compensation and Incentives
- Agency and Contractor Disclosure
- Creative Flexibility
Je Scenario wird eine Checkliste vorgeschlagen mit einigen empfohlenen Verhaltensweisen. Dort ist zum Beispiel zu lesen, daß es nicht sinnvoll ist, Blogs als Werbeplattformen mißzuverstehen:
- Never ask bloggers to write a fake endorsement or something they do not believe.
- Never use off-topic comment for self-promotional intent.
Ich halte den Ansatz nicht für verkehrt, daß unabhängige Firmen kooperieren, um sich einheitliche Regeln für den Umgang mit dem Social Web zu geben. Daher begrüße ich den obigen Toolkit durchaus.
Die Regeln sind aus meiner Sicht jedoch noch nicht komplett. Bevor Sie diese Regeln bei sich verwenden, sollten Sie deshalb prüfen, ob ergänzende Festlegungen bei Ihnen sinnvoll wären, um auf der einen Seite bloggenden Mitarbeitern das Leben zu erleichtern, und, um auf der anderen Seite dafür zu sorgen, daß Ihr Unternehmen sich angemessen präsentiert.
Um nur ein Beispiel zu nennen: In Personal / Unofficial Blogging and Outreach wird davon ausgegangen, daß bloggende Mitarbeiter entweder unter dem Dach Ihrer Firma schreiben, oder, daß sie sich zu erkennen geben, als Ihr Mitarbeiter, sobald sie extern über Ihre Produkte schreiben.
Viele Firmen besitzen sehr rigide Geheimhaltungsregeln. Damit der zweite Fall überhaupt akut werden kann, sollten Sie Ihren Mitarbeitern auch sagen, welche Informationen diese überhaupt extern verwenden dürfen. Dies macht es ggfs sogar notwendig, daß Sie Ihre betrieblichen Geheimhaltungsregeln auf den Prüfstand stellen, und sich fragen, ob es (im Sinne einer Social Media Strategie) nicht sinnvoll wäre, an einigen Stellen auf eine zu strikte Definition zu verzichten.
Neben den eigenen Regeln fehlt in der Zusammenstellung ein weiterer Aspekt, nämlich die Information zum Warum. Aus der Frage nach dem Warum ergeben sich weitere Überlegungen, die Sie bei sich anstellen sollten.
Grob zusammengefaßt leben wir derzeit im Zeitalter des Marketing 3.0 (wie es Kotler in seinem Buch Marketing 3.0 nennt). Die Varianten 1.0 und 2.0 waren stark auf das Verkaufen ausgerichtet. Heute werden Konsumenten und Märkte zunehmend „collaborative, cultural, and spiritual“, weshalb auch das Marketing zunehmend Antworten auf die Sinnfragen finden muss. Konkret bedeutet dies, daß heutiges Marketing die Mission an die Kunden kommuniziert, während sie den Mitarbeitern Werte vorlebt. Hierbei ist Authentizität wichtig.
Ein zentraler Aspekt ist hierbei die Strategie mit der Firmen in den sozialen Medien auftreten. Zum Beispiel ist es sehr gefährlich, Blogs zu nutzen, um gestellte und geschönte Informationen zu verbreiten (daher auch die oben erwähnte Checklistenregel, daß man Blogger nicht aktiv dazu auffordern sollte, positiv über die eigene Firma zu schreiben).
Zusammengenommen bedeutet dies, daß es nicht immer ausreicht, die obigen Regeln für die sozialen Medien zu übernehmen. Vielmehr ist es manchmal notwendig, daß Sie sich vorher die Frage stellen, inwieweit Sie Ihr Marketing bereits auf die Version 3.0 geupgraded haben. Wenn dies noch nicht der Fall ist, sollten Sie unbedingt überlegen, wie sie Ihren Mitarbeitern den neuen Kontext beibringen.
In den folgenden Artikeln finden Sie weiterführende Informationen zum heutigen Thema:
Das Original dieses Artikels ist auf →Der Produktmanager erschienen (©Andreas Rudolph). Regelmäßige Artikel gibt es über die (→Mailingliste), oder indem Sie →mir auf Twitter folgen. In der Online Version finden Sie hier die versprochenen weiterführenden Links: