Mehr Innovation durch den Innovationday?

Heute war zu lesen, dass unser Land dringend neue Geschäftsfelder benötigt, da bezweifelt wird, dass die traditionellen Industrien zu der alten Bedeutung zurückkehren werden. So merkwürdig es vielleicht auf den ersten Blick klingen mag – es kann helfen, wenn man Mitarbeitern genügend Freizeit gibt, in der diese ungerichtet, und ohne Ziel an neuen Themen forschen können. Viele große Firmen tun dies, aber auch ich im Kleinen verfolge seit einiger Zeit ein solches Modell, mit dem ich gute Erfahrungen gesammelt habe. Deshalb will ich die Idee heute kurz vorstellen.

Innovation von Unten

In Bezug auf „Innovation“ muss man mehrere Dinge einsehen. Zunächst einmal ist die Entwicklung neuer Produkte nicht nur die Aufgabe einer kleinen Forscherelite. Vielmehr kann jeder Ihrer Mitarbeiter die entscheidende neue Idee haben für ein zukünftiges Killer-Produkt.

Zum Beispiel sind die altbekannten „Post-Its“ aus Zufall entdeckt worden. Der Mitarbeiter, der sie entwickelt hat wollte ursprünglich einen Klebstoff für einen anderen Anwendungsfall entwickeln. Hierbei hat er jedoch einen Fehler gemacht und es ist der Post-It Kleber herausgekommen. Der Erfinder begann dann zu überlegen, was er mit diesem Kleber machen könnte, und fing an, die ersten Post-Its für den Eigengebrauch herzustellen. Seine Kollegen, die dies sahen, wollten auch welche haben, und so begann das neue Produkt, abzuheben.

Was ist daran bemerkenswert (und kopierfähig)?

Erstens wurde dieses erfolgreiche Produkt von einem „normalen“ Mitarbeiter entwickelt, und nicht von einem hauptamtlichen Forscher, der auf das Thema angesetzt war. Dann hat dieser Mitarbeiter (vermutlich ohne Auftrag) Zeit verwendet, um eine Lösung für ein Problem zu finden, das sicher nicht auf der Agenda seiner Firma gestanden hat. Am Ende ist eine bahnbrechende Lösung herausgekommen.

Google’s Innovation Time-Off

Google ist ein Beispiel für eine Firma, die das oben erwähnte Prinzip zur Methode gemacht hat. Dort hat jeder Mitarbeiter die Möglichkeit, einen Teil seiner Arbeitszeit an Projekten zu arbeiten, die ihn selbst interessieren:

„As a motivation technique (usually called Innovation Time Off), all Google engineers are encouraged to spend 20% of their work time (one day per week) on projects that interest them. Some of Google’s newer services, such as Gmail, Google News, Orkut, and AdSense originated from these independent endeavors.“ – see → Wikipedia

Eine wichtige Person in diesem Zusammenhang ist die Google Managerin Marissa Mayer. Diese lehrt nebenbei an der Stanford University, und hat  in mehreren Reden und Vorträgen gesagt, dass ein großer Anteil der neuen Google-Produkte aus diesem „Innovation Day Off“ stammen.

„Marissa leads the product management efforts on Google’s search products- web search, images, groups, news, Froogle, the Google Toolbar, Google Desktop, Google Labs, and more…. Concurrently with her full-time work at Google, Marissa has taught introductory computer programming classes at Stanford to over 3,000 students. Stanford has recognized her with the Centennial Teaching Award and the Forsythe Award for her outstanding contribution to undergraduate education“→ Stanford University

In Ihren Vorträgen (siehe z.B. auf der erwähnten Seite der → Stanford University) spricht sie im Detail über diese Strategie. Folgende Videos geben ebenfalls einen guten Überblick:

Fazit

Auch ich entwickele viele neue Ideen (und setze sie um) an meinem privaten Innovation Day Off. Ich kann diese Methode deshalb empfehlen. Gerade das freie, ungerichtete Forschen, ohne den Zwang, etwas liefern zu müssen, erlaubt es einem, Aufgabenstellungen und Probleme im Detail zu verstehen.

Hieraus entstehen Lösungen, die – eingebettet in Budgetzwänge – nicht möglich gewesen wären. Insofern kann ich mir sehr gut vorstellen, dass ein formalisierter Innnovation Day-Off auch innerbetrieblich viel bringen kann. Wie man hört, ist nicht nur Google ein begeisterter Anwender.

Weiterführende Informationen

Das Original dieses Artikels ist auf Der Produktmanager erschienen (©Andreas Rudolph). Regelmäßige Artikel gibt es über die (→Mailingliste), oder indem Sie →mir auf Twitter folgen. In der Online Version finden Sie hier die versprochenen weiterführenden Links:

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