Creation Spaces – Einrichtung

Heute habe ich in der Washington Post einen Artikel von John Hagel, John Seely Brown, and Lang Davison des Deloitte Center for the Edge gelesen, der sich um Creation Spaces dreht (→ Cultivating open innovation: Seeding, feeding and weeding).

Nachdem ich neulich über Creation Spaces generell geschrieben habe, möchte ich hier ein paar Hinweise zur Einrichtung und zum Betrieb solcher Creation Spaces geben.

Wozu Creation Spaces?

Die erwähnten Autoren stellen Creation Spaces als eine gute Methode dar, um die Innovation zu fördern. Sie sehen in Ihnen eine interessante Quelle von strategischen Wettbewerbsvorteilen:

„This can become a significant and sustainable source of strategic advantage. Leaders who understand this potential, and the evolutionary path leading to it, can help to accelerate their companies toward collaborative growth and innovation by deploying the tools and governance structures that support these creation spaces.“

Sie gehen in dem Beitrag hauptsächlich auf die Erfahrungen der Firma SAP mit dem Software Developer Network (SDN) ein, behandeln aber auch andere Creation Spaces im Ansatz, die eine etwas andere Ausrichtung haben (z.B. Innocentive).

Für besonders wichtig halten die Autoren, daß Creation Spaces unkoordiniert entstehen, und sich zudem flexibel den Bedürfnissen der Nutzer anpassen können. Darüber hinaus geben sie gleich noch ein paar weiterführende Tipps, wie man solche Creation Spaces betreibt:

„Low barriers to entry, short-term and tangible value, robust reputation mechanisms, multiple performance levels, clear and rapid performance feedback, shared work-spaces that encourage teams to form and collaborate, and easy-to-search interaction archives: these are the kinds of tools and approaches that have helped to foster emerging creation spaces.

Executives can then analyze how people are interacting in these environments and make adjustments to encourage performance-driven relationships.“

Einige praktische Tipps

Zielgruppe

Die Autoren des oben erwähnten Artikels gehen auf das Software Developer Network ein, und behaupten, daß dieses Network ursprünglich als Forum gedient hat, in dem Entwickler Antworten auf Ihre Entwicklungsfragen bekommen konnten.

Sie verschweigen jedoch, daß zu diesem frühen Zeitpunkt ein weiteres Forum im Betrieb war, daß sich hauptsächlich den geschäftsrelevanten Fragen gewidmet hat, bzw in dem sich Nutzer getummelt haben. Diese beiden Bereiche wurden erst später unter einem Dach integriert, nachdem die Nutzerzahlen entsprechend angewachsen war.

Wenn Sie mit Ihrem Creation Space beginnen, hat diese Plattform sicherlich ebenfalls kaum Nutzer und Bekanntheit. Daher entsteht der beabsichtigte Effekt „Interaktion durch performance-driven relationships“ schon mangels Masse nur in sehr eingeschränktem Umfang.

Daher halte ich es für wichtig, zu diesem Zeitpunkt dafür zu sorgen, daß Sie schon durch die Architektur des Forums sicherstellen, daß die Wissensgebiete getrennt laufen können. Dies stellt sicher, daß sich die Nutzer nicht auch noch inhaltlich in die Quere kommen, gegenseitig langweilen, oder vertreiben. Sie könnten hierfür analog eine Plattform für technische Themen einrichten, und eine weitere Plattform für Anwendungsthemen. Oder, Sie fangen mit einem Bereich an, und nehmen den anderen später hinzu.

Moderation

In der Entstehungsphase eines Creation Spaces fehlt Ihnen vermutlich die Masse auch aus inhaltlicher Sicht. Auf der anderen Seite können Sie nur dann Menschen an Ihr Forum binden, wenn diese dort einen Nutzen erhalten. Sie müssen es also, trotz fehlender Masse bei den eigentlichen Nutzern, erreichen, daß die Anfragen zügig beantwortet werden.

Daher ist es in der Frühphase wichtig, daß Sie neben der eigentlichen Moderation viele eigene Mitarbeiter mitarbeiten lassen, die dafür sorgen, daß eingehende Fragen auch beantwortet werden. In späteren Phasen, wenn sich bereits externe Expertengruppen gebildet haben, können Sie sich auf die eigentliche Moderation zurückziehen.

Die intensive Betreuung hat einen zweiten Nebeneffekt: Ihre Kunden erkennen die hohe Bedeutung, die Sie selbst dem Forum zubilligen, und sind eher bereit, Sie zu unterstützen.

Geheimhaltung, und Benehmen

Wenn Sie Ihre eigenen Experten in das Forum hereinnehmen haben diese vermutlich einige Startprobleme und -fragen:

  • Ich bin Experte, kann aber nicht extern schreiben – und jetzt?
  • Ich habe als Experte kaum Kundenerfahrung, und will nichts Falsches sagen.
  • Da können ja auch Wettbewerber sein. Muss ich nicht eigentlich möglichst alle Informationen geheimhalten?
  • Wie helfe ich mir wenn ich an einen Troll gerate (d.h. eine Person, die nur Frust ablässt, oder der bewußt provoziert)?

Meiner Erfahrung nach, sollten Sie Ihren Mitarbeitern Hilfen geben:

  • Jemand, der Beiträge (bei Bedarf) redaktionell überarbeitet.
  • Einen Produktmanager(in), der den Experten bei brenzligen Fragen hilft (Eskalationen, Beschwerden, negatives Feedback, etc, das eingeht)?
  • Die Ansage, daß alle Informationen erlaubt sind – außer vielleicht echten Handelsgeheimnissen.
  • Einen gewieften Moderator, der mit umfassenden Rechten ausgestattet ist, um mit Beiträgen von Trollen zurechtzukommen.

Darüberhinaus sollten Sie die Anreize nicht vergessen: kleine Geschenke, oder sonstige Benefits, die Ihren Leuten, mit jeder Antwort zeigen, daß Sie den gesonderten Einsatz wertschätzen.

Auch ist es wichtig, Ihren Leuten die notwendige Zeit zu geben.

Weiterführende Informationen

… auf www.Produkt-Manager.net

In dem folgenden Artikel finden Sie weiterführende Informationen zum Thema → Creation Spaces.

Kontakt

Das Original dieses Artikels ist auf Der Produktmanager erschienen (©Andreas Rudolph). Regelmäßige Artikel gibt es über die (→Mailingliste), oder indem Sie →mir auf Twitter folgen. In der Online Version finden Sie hier die versprochenen weiterführenden Links:

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