Nach der Finanzkrise: Nichts wird bleiben wie es ist

Heute ist im → Spiegel eine interessante Studie eingeführt worden mit dem Titel → Wie sich die Welt durch die Wirtschaftskrise wandelt.

Wesentliche Inhalte der Studie

Die Studie stellt einige Änderungen im Weltgefüge in Aussicht, die sich durch die gegenwärtige Wirtschaftskrise ergeben.

Die folgenden Themenbereiche halte ich aus der Sicht meines Blogs für interessant, und möchte sie kurz kommentieren:

  • Globalisierung 4.0 und Regionale Wirtschaftskreisläufe vor dem Comeback
  • Kreativität durch Widersprüche und Innovation

(Allerdings bin ich der Meinung, dass diese Trends auch ohne die Wirtschaftskrise entstanden wären).

Globalisierung 4.0 und Regionale Wirtschaftskreisläufe vor dem Comeback

Noch bis vor Kurzem haben viele Unternehmen in Europa, und den USA intensiv → Outsourcing und Offshoring betrieben. Hierbei verfolgt man die Strategie, Waren billig in Fernost zu produzieren, um sie teuer auf den heimischen Märkten zu verkaufen.

Die besprochene Studie geht davon aus, dass sich in der nächsten Zeit eine Gegenbewegung einsetzen wird, und es wieder lukrativer sein wird, im Inland zu produzieren (Neudeutsch Nearsourcing).

Gründe hierfür sind zum Beispiel die steigenden Löhne in Asien, die allgemein unterschätzen Kosten  einer globalen Fertigung, oder die Marktferne durch die langen Transportwege.

Kreativität durch Widersprüche und Innovation

Die zitierte Studie behauptet, dass in Zukunft echte Innovation zunehmend wichtiger wird als die heute noch vielfach betriebene inkrementelle Produktpflege. Echte, oder auch → disruptive Innovation wird Gegensätze zusammenbringen, die derzeit noch unvereinbar sind.

Insbesondere geht die Studie davon aus, dass nutzerorientierte Innovationen wichtiger werden.

Innovation wird auch noch aus einem weiteren Grund wichtig: Die Menschen in den asiatischen Staaten, aber auch z.B. Brasilien werden zunehmend klüger, und beherrschen Hochtechnologien. Die Studie geht davon aus, dass die westlichen Industrieländer nur über beschleunigte Innovationsleistung sicherstellen können, dass sich keine noch weitergehende Verschiebung des Wohlstandes nach Asien vollzieht.

Neue Anforderungen

Meine Erfahrung stützt sich auf unzählige Studien und Berichte, die ich zu den Themen Globalisierung und Innovation gelesen habe. Nach meiner Meinung stehen Unternehmen heute vor den folgenden gesellschaftlichen Anforderungen:

  • Permanenter Wandel
  • Personenbezogenheit (Individualisierung)
  • Neue Anforderungen aus der Wissensgesellschaft
  • Vernetztheit
  • Gleichwertigkeit der Produktionsfaktoren

Diese Faktoren wirken sich bereits heute auf die Globalisierung und das Innovationsverhalten aus – unabhängig von der Wirtschaftskrise. 

Permanenter Wandel

Die Globalisierung, und damit die Unternehmenskonzentrationen, aber auch die Innovationsgeschwindigkeit nimmt ständig zu. Gleichzeitig ist die Welt heute – nach vielen Jahren der Globalisierung – stärker integriert und voneinander abhängig, als jemals zuvor; dies wird ja gerade durch die Finanz- und Wirtschaftskrise sichtbar gemacht.

Für Unternehmen wird es daher immer wichtiger, sich permanent ändern zu können, und neuen Gegebenheiten und Anforderungen anzupassen, egal, wo auf der Welt der konkrete Änderungsbedarf entsteht.

Besonders erfolgreich sind Firmen in Zukunft dann, wenn sie nicht nur reagieren, sondern, wenn sie den Änderungsprozess aktiv begegnen, und ihn permanent steuern. Dies erfordert mehr Flexibilität, und damit kulturelle Nähe.

Personenbezogenheit (Individualisierung)

In der Arbeitswelt macht sich immer mehr ein Generationenwechsel bemerkbar. Die neuen Generationen, die in den Arbeitsprozess einsteigt, ist schon seit der Kindheit an Computer, und zunehmend auch das Internet gewohnt.

Sie ist in einer Periode der langanhaltenden Stabilität und des Wohlstandes aufgewachsen. Stärker als Vorgängergenerationen, ist es die neue Mitarbeitergeneration gewohnt, vernetzt und kooperativ zu arbeiten. Auch sind die neuen Generationen ungeduldiger als die Vorgängergenerationen, d.h. sind es gewohnt, notwendige Änderungen sofort und flexibel umzusetzen.

Gleichzeitig gehen die geburtenstarken Generationen in den Ruhestand. Unternehmen stehen daher zunehmend  vor der Anforderung, die notwendigen Skills zu erhalten (→ ‚War for Talent„).

Zusammengenommen führen diese Änderungen dazu, dass vermehrt flexible, personengetriebene Prozesse und individualisierte Ansprüche entstehen. Produkte und Prozesse werden zunehmend individuell. Gleichzeitig wird es für Unternehmen zunehmend wichtig, dass sie soziale Verantwortlichkeit zeigen.

Neue Anforderungen aus der Wissensgesellschaft

Der Ausbildungsstand, bzw das Know How wird (weltweit) zunehmend austauschbar, und die Diffusionsgeschwindigkeit nimmt zu. Während Unternehmen in der Vergangenheit dadurch im Wettbewerb bestehen konnten, dass sie sich effizient organisiert haben, oder, dass sie innovative zentralistische Prozesse verwendet haben, reicht dies in der Zukunft immer weniger aus.

In der zukünftigen Wissensgesellschaft werden kleine, hochflexible Teams und Netzwerke wichtiger, die sich selbst organisieren.

Diese selbstorganisierenden Teams erkennen Chancen dezentral, legen die Strategien fest, und übernehmen die Ausführung, und gleichen hiermit eher kleinen Unternehmen im Unternehmen.  Um erfolgreich sein zu können, müssen diese Teams mit besserem Zugang zu Information ausgestattet sein, und sie müssen in der Lage sein, Verantwortung zu übernehmen.

Vernetztheit

Die heutige Wirtschaft ist zunehmend vernetzt. Wo früher einzelne Firmen gegeneinander konkurriert haben, treten heute Netzwerke unterschiedlicher Unternehmen gegeneinander an. Die Zunahme der Vernetzung ist letztendlich ein Resultat der gestiegenen Komplexität einer globalen Welt.

Zukünftige Unternehmen müssen in der Lage sein, im Tagesgeschäft zu kooperieren, und neue Kooperationen flexibel und auftragsbezogen einzugehen. Dabei werden insbesondere Kooperationen zwischen verschiedenen Industriebereichen zunehmen, d.h. die Komplexität, und es wird die Dynamik der Vernetzung steigen.

Gleichwertigkeit der Produktionsfaktoren

In früheren Zeiten haben Unternehmen ihre Wettbewerbsvorteile und ihren Marktwert oft aus einzelnen Produktionsfaktoren abgeleitet, und haben andere Faktoren als weniger wichtig angesehen. Zum Beispiel waren in der Anfangszeit der Industrialisierung Rohstoffe und Maschinen wichtig, und Mitarbeiter haben kaum Wertschätzung erfahren. Der Marktwert hat sich damals aus dem Zugang zu Rohstoffen und Maschinen abgeleitet.

In Zukunft werden auch die nicht-dinglichen Faktoren gleich wichtig für den Unternehmenswert, d.h der Wert der Marke, die Kunden-, Partner- und Lieferantenbeziehungen, die Mitarbeiterschaft, oder das interlektuelle Kapital einer Firma.

Was denken Sie? Was denken sie über die zukünftige Marschrichtung der Weltwirtschaft?

Weiterführende Informationen

Das Original dieses Artikels ist auf Der Produktmanager erschienen (©Andreas Rudolph). Regelmäßige Artikel gibt es über die (→Mailingliste), oder indem Sie →mir auf Twitter folgen. In der Online Version finden Sie hier die versprochenen weiterführenden Links:

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