Die ‚Geplante Obsoleszenz‘ bei Software

In früheren Artikeln hatte ich mit der Thematik der geplanten Obsoleszenz auseinandergesetzt.

Eine Website mit dem Titel MURKS? NEIN DANKE! ist zu einer zentralen Instanz auf dem Gebiet geworden.

Anlässlich eines Artikels hatte ich mit den Machern diskutiert, ob es das Thema der geplanten Obsoleszenz auch bei Software gibt. Ein jüngerer Zeitungsartikel hat mich bewogen, dieser Frage erneut nachzugehen.

Was ist das?

Nur für den Fall, daß Sie mit dem Begriff nichts anfangen können, habe ich Ihnen unten Artikel verlinkt, die eine Definition des Begriffes der „geplanten Obsoleszenz“ liefern, und die das Wirkprinzip u.a. auch für digitale Geräte erläutern.

Definition

Gemäß der Definition in dem unten angegebenen Weblink „Geplante Obsoleszenz“ sorgt hierbei der Hersteller dafür, daß das Produkt geeignet ausfällt, damit es früh ersetzt wird:

„Mit geplanter Obsoleszenz … werden die Strategien und Methoden von Organisationen … beschrieben, die zu einer Verkürzung der unter sonst gleichen kostenmäßigen Umständen möglichen Nutzungsdauer führen. Vorrangiges Ziel ist dabei, so den Neukauf zu beschleunigen und die Rendite des eingesetzten Kapitals zu erhöhen.“

Solche Strategien lassen sich, und werden wohl auch, bei unterschiedlichen dinglichen Gütern verwendet. Sie haben, wie ich, sicher auch schon einmal ein Produkt besessen, daß bereits kurz nach der Garantie ausgefallen ist.

Oder Sie kennen Produkte, bei denen ein kleines (billiges) Teil bricht, und das gesamte Produkt nicht mehr zu gebrauchen ist. Solche Produkte sind hiermit gemeint – und sie sind aus Sicht der Nachhaltigkeit ein Problem.

Die damalige Frage war, ob diese Strategie auch mit Software möglich ist. In der früheren Diskussion meinte ich eher „nein“, mir wurde nicht einfallen, wie man Software so schreiben könnte, daß sie früher altert.

Bevor ich dazu komme, will ich auf die Wirkprinzipien und eine Einschränkung eingehen.

Wirkprinzip

Eine längere Beschreibung zu den entsprechenden Wirkprinzipien finden Sie in Artikel „Verstecktes Verfallsdatum – Wirkprinzipien der geplanten Obsoleszenz„.

Demnach gibt es aber sehr viele Möglichkeiten, den Verfall bei Digitalgeräten einzuplanen:

„Digitalgeräte bieten den Umsetzern von geplanter Obsoleszenz heute ganz neue Möglichkeiten – denn nirgendwo lassen sich vorsätzlich integrierte Lebenszeitbegrenzer so leicht verstecken wie in Geräten, die programmiert werden müssen. Ein klassisches Beispiel ist der Tintenstrahldrucker eines japanischen Herstellers, bei dem ein verborgenes Programmmodul die Druckvorgänge zählt und nach Erreichen des vorgegebenen Limits einen Stopp-Befehl sendet.“

Der Artikel, und das dort geführte Interview geben konkrete Beispiele, erwähnen aber auch, daß bei digitalen Geräten der technische Fortschritt oft so schnell ist, daß es gelegentlich auch für den Kunden sinnvoll ist, ein Gerät schon nach wenigen Jahren durch ein besseres Gerät zu ersetzen (positiver Nutzen).

Bezogen auf Software kann dies heißen, daß es Geräte gibt, die zwar nicht ausfallen, weil die Software selbst „altert“, aber, weil die Hardware-Software Kombination einen Defekt aufweist (oder hinsichtlich der Leistung zurückbleibt hinter modernen Geräten).

Eine Software die das Gerät gezielt altern läßt, ist vor Kurzem entdeckt, oder besser „theoretisch nachgewiesen“ worden.

Software, die Computer altern läßt

Eine besondere Methode Computer zu altern, wird in „Diese Software lässt Computer rasend schnell altern“ vorgestellt und beschrieben. Eine genauere Beschreibung des Wirkprinzips findet sich in „Xerox PARC chip shatters on command, shards all that remain„.

In dem erstgenannten Artikel ist (in dem Nachtrag) zu lesen, daß Forscher es theoretisch nachgewiesen haben (d.h, sie haben es noch nicht praktisch probiert), daß man mit Software prinzipiell einen Computerprozessor so belasten kann, daß dieser schneller altert:

„Die Software des Teams um Professor Ramesh Karri macht Mikroprozessoren nicht nur weniger effizient, sondern lässt sie so schnell altern, dass ihre Schaltkreise schon nach wenigen Wochen den Geist aufgeben.

… Arun Kanuparthi, einer der beteiligten Forscher, betont auf Nachfrage: „Wir wollten nur zeigen dass eine solche Attacke funktionieren würde.““

Demnach gibt es (theoretisch) die Möglichkeit, Software so zu schreiben, daß diese das Gerät, auf dem sie läuft schneller verschleißt.

Obsolete Software?

Software ist, einfach gesagt, eine Ansammlung von Befehlen, die einem Computerprozessor sagt, was er tun soll. Ich bin nach wie vor davon überzeugt, daß man diese Befehle nicht so schreiben kann, daß sie künstlich altern.

Ausnahmen sind vielleicht die Fälle, die neulich bei Dieselmotoren aufgedeckt wurden, oder die in dem oben zitierten Beispiel des Druckers sichtbar werden. Hierbei handelt es sich meiner Meinung nach jedoch nicht um eine alternde Software, sondern um eine Software, die eine Art „Fehler“ enthält.

Im Zusammenspiel von Software und Hardware kann ich mir Alterung sehr wohl vorstellen, insbesondere, wenn das digitale Gerät aus mehreren Schichten aufgebaut ist. Dies ist ja oft der Fall. So benötigt ein PC ein Betriebssystem und Treiber für die Hardware, d.h er besteht aus mehreren Teilsystemen.

Wer kennt nicht die Computer, bei denen das Betriebssystem aus der Wartung läuft? Wegen der Inkompatibilitäten, die sich hier schnell einstellen, kann es vorkommen, daß man den Computer nicht, oder nicht mehr voll verwenden kann.

Daher kann man hier wohl von Alterung des Gesamtsystems sprechen, dadurch, daß einzelnen Teile nicht mehr gewartet werden, oder ausfallen. Wohlgemerkt: Nicht die Software selbst, sondern das Gesamtsystem fällt aus.

Die oben theoretisch nachgewiesene Alterung für Prozessoren ist eine weitere Variante im Zusammenspiel mit Hardware, und ich meine, daß der Stuxnet Angriff vor einigen Jahren eine praktische Umsetzung war. Hiermit ist es dann denkbar, daß Software so ausgelegt wird, daß sie die Hardware altern läßt.

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Das Original dieses Artikels ist auf Der Produktmanager erschienen (©Andreas Rudolph). Regelmäßige Artikel gibt es über die (→Mailingliste), oder indem Sie →mir auf Twitter folgen. In der Online Version finden Sie hier die versprochenen weiterführenden Links:

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