Ingenieurmangel an der Wurzel packen – Mädchen in Technikberufen

Ich hoffe, dass Sie ein angenehmes Pfingstfest hatten, und den Feiertag in Ihrem Sinne (und ursprünglich) nutzen konnten.

Nach wie vor schreibe ich ja an meiner kleinen Artikelserie zusammen mit Herrn Eßers von dem Blog der Firma Apliki. Die Frage, die uns nach wie vor beschäftigt, ist, was wir aus Sicht unserer beiden Professionen gegen den momentan herrschenden Ingenieurmangel tun können.

Wir haben bisher einige Ideen herausgearbeitet, die solche Mitarbeiter entlasten, und ihnen dabei helfen, sich effizienter auf ihre eigenen Themen konzentrieren zu können. In seinem letzten Beitrag geht er näher auf das Thema Kommunikation ein (alle Artikel finden Sie in den weiterführenden Informationen ganz unten).

Einen weiteren Ansatzpunkt bieten die Ideen zur Frage, wie man mehr junge Leute für technische Berufe begeistern kann, um so quasi das Angebot an Arbeitskräften zu vergrößern.

In dieser Richtung möchte ich heute weitermachen und orientiere mich dabei an einen sehr interessanten Artikel den ich auf der Zeit-Online gefunden habe.

Frauen in Technikberufen. Eine Bilanz

Der Artikel beschreibt die Ergebnisse einer Studie kürzlich in Österreich durchgeführt worden ist. Ich vermute, daß man die Ergebnisse mehr oder weniger auf unsere Verhältnisse übertragen kann.

In der Studie wird eine ernüchternde Bilanz getroffen; Die Kernaussage ist, dass man zwar 40 Jahre lang versucht hat, Mädchen Technikberufe schmackhaft zu machen, und auch immer wieder betont hat, dass gerade technische Berufe auch besonders attraktive Gehälter erzielen. Trotzdem entscheiden sich viele junge Mädchen für traditionelle Mädchenberufe.

Wenn man den Artikel, und der zitierten Studie glauben kann, liegt dies daran, dass den Mädchen Vorbilder in der Familie fehlen, und dass es ihnen mit 16 (wenn sie den Beruf wählen) schwerfällt, ihren eigenen Kopf durchzusetzen, insbesondere, wenn die Freunde eine andere Auffassung haben. Dort halten sich aber alte Vorurteile.

Im Original hören sich die wesentlichsten Argumente dann so an:

Frauen in der Technik sind nach wie vor Exotinnen, gerade in Lehrberufen. Trotz jahrzehntelanger Kampagnen, die Mädchen motivieren sollen, auch typische Männerberufe zu ergreifen, entscheidet sich der Großteil der jungen Frauen weiterhin für Berufe, die traditionell als weibliche Domäne gelten und in denen meist wenig bezahlt wird.

..

Geändert haben all diese Werbeoffensiven nur wenig. Im Jahr 2000 entschieden sich 47 Prozent der Mädchen für einen von nur drei Berufen: Einzelhandel, Bürokauffrau und Friseurin. Zwölf Jahre später drängten sogar 48 Prozent in diese femininen Bastionen.

Ein weiterer Grund für die einseitige Berufswahl ist, daß sich viele junge Menschen anscheinend blind für den Beruf entscheiden, da es kaum Möglichkeiten gibt, die Berufe vorher zu testen.

Mädchen in Technikberufe

Ich bin sicher nicht dazu berufen, das Problem generell zu lösen. Ich bin mir doch ziemlich sicher, daß der Ingenieurmangel ein Stück weit der Vergangenheit angehört, wenn Mädchen ebenfalls in die technischen Berufe gehen.

Folgende drei Argumente (von vielen) sind vielleicht bei der Berufswahl nicht immer klar und geben ein falsches Bild – daher erwähne ich sie.

Berufsinhalte

Technische Berufe sind keinesfalls langweilig oder unattraktiv, und sie bestehen nicht nur aus Themenbereichen, die die Mädchen vielleicht als „männlich“ wahrnehmen, bzw „nicht weiblich“.

Im Gegenteil, in der Informationstechnik zum Beispiel arbeiten normalerweise gemischte Teams, und decken ein breites Themenspektrum ab. Eigentlich werden dort ganz unterschiedliche Typen und Persönlichkeiten benötigt, und jeder kann dort seine Nische finden.

Manche Kollegen arbeiten z.B. mit Kunden („Kommunikation“), andere Erstellen Softwaredesigns oder gestalten die Benutzeroberflächen von Anwendungen („Design“). Andere Kollegen entwickeln die Software, oder testen sie („Entwicklung“). Wieder andere Kollegen erstellen Dokumentation, oder übersetzen,…… („Autoren“).

Mal davon  abgesehen, daß andere Kollegen als Manager arbeiten, oder im HR z.B. Mitarbeiterentwicklungspläne entwerfen.

Der angefügte spanische Artikel einer argentinischen Zeitung liefert Erfahrungsberichte von fünf Programmierern zu der Frage, wie sie an’s Programmieren gekommen sind (Nebenbei beantwortet er die Frage, ob die Berufe denn international angelegt sind). Dort kann man sehen, daß man allerdings früh anfangen sollte, die Themen inhaltlich für sich zu entdecken.

Unternehmensdynamik

In der Informationstechnik die ja nun auch schon 40 Jahre alt ist, gibt es kleine, mittlere, aber auch große Unternehmen, und mancher Neustarter könnte nun meinen, daß solche Firmen vielleicht „bürokratisch“ und „uncool“ wären.

Dies ist bei weitem nicht so. Die Branche ist nach wie vor so dynamisch, daß sich solche Firmen sich eigentlich ständig im Wandel befinden. Dies bedeutet, dass die Mitarbeiter ständig hinzulernen, und es bedeutet aber auch, daß die Firmen selbst intern dynamisch bleiben, z.B. was das Denken angeht.

Ich glaube auch, dass die Größe des Unternehmens in Bezug auf die interne Dynamik zweitrangig ist – die Arbeitsweisen sind ähnlich: gemischte, dynamische Teams arbeiten an komplexen Projekten.

Sinn

Für viele, und gerade junge Menschen, ist ja gerade der Sinn des Berufes besonders wichtig und die Frage „mache ich dort etwas, was die Welt ändert?“. Das kann man uneingeschränkt mit „ja“ beantworten. Die Dinge die die Mitarbeiter in technischen Berufen bearbeiten, machen viel Sinn, und ändern die Welt.

In unserer heutigen Zeit sind wir umgeben von technischen Produkten, auch ist unser Leben ohne solche Hilfsmittel gar nicht mehr richtig denkbar. Das fängt allem beim PC, oder den Smartphone, das wir benutzen, um zum Beispiel diesen Artikel zu lesen. Und es hört auf beim elektrischen Funkwecker, der uns morgen früh rechtzeitig zur Schule (oder Arbeit) wieder weckt. All diese Geräte wollen entwickelt sein.

Software ist kaum anfassbar, aber genau so entscheidend. Und es hängen sehr viele wichtige Elemente in unserem Leben davon ab, dass es Software gibt. So würden zum Beispiel die Supermärkte sehr schnell leer sein, wenn es keine Warenwirtschaftssysteme geben würde, die dafür sorgen, daß man Waren nachbestellen kann.

Schließlich und endlich sind nicht nur die technischen Geräte wichtig für unser Leben. Die Innovationen helfen und schließlich auch dabei, ein angenehmes sorgenfreies Leben zu führen, die der anliegende Artikel aus der HBS Working Knowledge belegt (Er behandelt den Einfluss von Innovationen auf den Wohlstand).

Weiterführende Informationen

Das Original dieses Artikels ist auf Der Produktmanager erschienen (©Andreas Rudolph). Regelmäßige Artikel gibt es über die (→Mailingliste), oder indem Sie →mir auf Twitter folgen. In der Online Version finden Sie hier die versprochenen weiterführenden Links:

2 Responses to “Ingenieurmangel an der Wurzel packen – Mädchen in Technikberufen”

  1. Steffen sagt:

    Zusammen haben wir nun sechs Artikel zum Mangel an Software Entwicklern geschrieben. Ich freue mich über unsere Sammlung an Maßnahmen, von denen viele direkt umsetzbar sind. Mit diesem Anspruch bloggen wir auch in Zukunft weiter auf: http://www.apliki.de/uid/blog/

  2. Wie ich finde, ist es eine gute Idee, Artikel mit gegenseitigem Bezug zu erstellen. Falls jemand sich beteiligen möchte – nur zu. Vielleicht fällt dem ein oder anderen auch ein Thema ein, das man zusammen angehen könnte. Beispiel: Usability, Innovation, o.ä.