Grenzen der Innovation

Der Artikel Innovation Is Not the Holy Grail von  Christian Seelos & Johanna Mair im Stanford Social Innovation Review befasst sich mit der Thematik „Innovation“  im öffentlichen Sektor, bzw in Non-Profit Organisationen.

Die Autoren schlagen vor, Innovationen weniger als Ideologie zu begreifen, sondern vielmehr als Prozess, und geben dem Leser mehrere Punkte an die Hand, die dabei helfen, diese Forderung umzusetzen.

Die Autoren betrachten hierfür unterschiedliche Bereiche, und die dort vorherrschenden, typischen Fehler. Beides, die typischen Fehler aber auch der Punkteplan läßt sich auch in einem profitorientierten Unternehmen nutzen.

Kerngedanken

Seelos und Mair postulieren, daß man nur wenig darüber weiß, wie etablierte Unternehmen kontinuierlich Innovationen hervorbringen. Sie bezeichnen diesen Mangel als einen wichtigen weißen Fleck.

Ihre Forschung zeigt, daß

  • Das Mantra falsch sein könnte, daß mehr Innovation unbedingt besser ist.
  • Das einige Annahmen über Innovationen (im Non-Profit Sektor) in die Irre leiten.
  • Das das Konzentrieren auf Innovation genau so den Fortschritt zunichte machen kann, wie es ihn fördern kann

Insbesondere zeigen die Autoren, daß große Fortschritte nicht unbedingt über große Innovationen entstehen, sondern über die konstant betriebene Verbesserung der eigenen Produkte und Services

„Most of the value that established social sector organizations create comes from their core, routine activities perfected over time. Efficiently producing and providing standard products and services creates tremendous value, particularly in places with widespread poverty.“

Sie führen weitere, detaillierte Begründungen ins Feld, und leiten daraus die Forderung ab, daß die Innovation sich weiterentwickeln muss von einer Ideologie hin zu einem Prozess:

It is time to move from innovation as an ideology to innovation as a process—a transition that might be less glamorous but will be more productive.

Sie geben die folgenden Empfehlungen, um zu produktiven Innovationen in Organisationen im sozialen Sektor zu gelangen:

  1. Treat innovation as a process, not primarily as an outcome. …
  2. Treat innovation as an independent variable, and reflect on multiple positive and negative outcomes during the innovation process. …
  3. Recognize that innovation processes integrate different organizational and external factors. …
  4. Understand the prevailing cognitive, normative, and political dimensions within organizations to determine how they might enable or stifle innovation. …
  5. Capture insights from successful and unsuccessful innovations in organizations over time. …
  6. Reflect on the differences in innovation processes, influencing factors, and outcomes across different cultures and geographies rather than on general innovation factors. …

Bewertung und Umsetzung

Der Artikel entspricht weitestgehend den Erfahrungen, die ich täglich in der innerbetrieblichen Praxis in einem profitorientierten Unternehmen mache. Insofern handelt aus meiner Sicht um eine gut gemachte Übersicht über die Rolle, die das Thema Innovation einnehmen sollte (und zwar sowohl in Unternehmen im sozialen Bereich, als auch in profitorientierten Unternehmen).

Speziell das Argument, daß es nicht immer nur auf die großen Erfindungen ankommt, sondern die konstant betriebene Verbesserung der eigenen Produkte ebenso zielführend ist, kann ich nur unterstreichen. Gerade als Produktowner sollte man dies für mein Dafürhalten im Hinterkopf behalten, speziell, wenn es mal wieder um die Frage geht, ob man eine neue Lösung entwickeln soll, oder, ob man sich darauf konzentriert, die vorhandenen Produkte zu verbessern („Continuous Improvement“).

Aus dem 6 Punkte Programm will ich nur einige Punkte herausgreifen, die ich in der praktischen Umsetzung für besonders wichtig halte:

  • Man sollte Innovation nicht als einen einmaligen Vorgang behandeln. Vielmehr sollte man sein Produktteam kontinuierlich dazu aufrufen, neue und auch mal verrückte Ideen einzubringen.
  • Innovation, kontinuierliche Verbesserungen, und Offenheit gegenüber Partnern, bzw Kunden hängen eng zusammen. Daher ist sowohl die Kollaboration wichtig, als auch die Offenheit, einmal geplante Aktivitäten auch wieder einzustellen (falls nicht mehr sinnvoll).
  • Um kontinuierliches Lernen zu erlauben, sollte man Innovationen genau so behandeln, wie man es mit dem Sprintergebnis tut, und an das Projektende ein Review und eine Retrospektive anschliessen.

Weiterführende Informationen

Das Original dieses Artikels ist auf Der Produktmanager erschienen (©Andreas Rudolph). Regelmäßige Artikel gibt es über die (→Mailingliste), oder indem Sie →mir auf Twitter folgen. In der Online Version finden Sie hier die versprochenen weiterführenden Links:

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